Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.
"Und die Leute werden ihr Theil thun, uns das Leben schwer zu machen." "Aber wir beide, Lore!" "Ja, wir beide." Wie sie sich umfangen hielten, sagte er ihr plötzlich dicht am Ohr: "Und ein Schloß für den Federkasten!" "Ha, wozu?" "Nur so, der Ordnung wegen. Und gelt Du, so einen nächtlichen Wanderer läßt Du nicht wieder ins Haus, wenn Du allein bist?" "Kommst Du auch - -" "Ja, ein bißchen leichtsinnig war es doch." "O!" rief sie empört und riß sich aus seinen Armen, "Du bist ein Philister wie alle Andern." Einen Augenblick stand er und biß sich auf die Nägel. Nolz hatte ein Watteflöckchen von den Pastellfarben aufgelesen und stellte sich mit zwei Pfoten an Lore in die Höhe; er fühlte sich schwer vernachlässigt. Das Mädchen hob ihn auf und drückte sein Köpfchen an ihre Backe, da schluckte er vor Freude. Nun trat auch Richard heran. "Wer liebt Dich besser von uns beiden?" lächelte er. Sie seufzte. "Die Liebe hätten wir wohl, aber -" "Deine abscheulichen Aber," fiel er ein. "Übrigens, weißt Du, Philister sind sehr nothwendig. Bleib wie Du bist, meinetwegen, aber mich laß für Dich bellen." Und da sie immer noch schmollte, umfaßte er sie „Und die Leute werden ihr Theil thun, uns das Leben schwer zu machen.“ „Aber wir beide, Lore!“ „Ja, wir beide.“ Wie sie sich umfangen hielten, sagte er ihr plötzlich dicht am Ohr: „Und ein Schloß für den Federkasten!“ „Ha, wozu?“ „Nur so, der Ordnung wegen. Und gelt Du, so einen nächtlichen Wanderer läßt Du nicht wieder ins Haus, wenn Du allein bist?“ „Kommst Du auch – –“ „Ja, ein bißchen leichtsinnig war es doch.“ „O!“ rief sie empört und riß sich aus seinen Armen, „Du bist ein Philister wie alle Andern.“ Einen Augenblick stand er und biß sich auf die Nägel. Nolz hatte ein Watteflöckchen von den Pastellfarben aufgelesen und stellte sich mit zwei Pfoten an Lore in die Höhe; er fühlte sich schwer vernachlässigt. Das Mädchen hob ihn auf und drückte sein Köpfchen an ihre Backe, da schluckte er vor Freude. Nun trat auch Richard heran. „Wer liebt Dich besser von uns beiden?“ lächelte er. Sie seufzte. „Die Liebe hätten wir wohl, aber –“ „Deine abscheulichen Aber,“ fiel er ein. „Übrigens, weißt Du, Philister sind sehr nothwendig. Bleib wie Du bist, meinetwegen, aber mich laß für Dich bellen.“ Und da sie immer noch schmollte, umfaßte er sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0204" n="196"/> <p>„Und die Leute werden ihr Theil thun, uns das Leben schwer zu machen.“</p> <p>„Aber wir beide, Lore!“</p> <p>„Ja, wir beide.“</p> <p>Wie sie sich umfangen hielten, sagte er ihr plötzlich dicht am Ohr: „Und ein Schloß für den Federkasten!“</p> <p>„Ha, wozu?“</p> <p>„Nur so, der Ordnung wegen. Und gelt Du, so einen nächtlichen Wanderer läßt Du nicht wieder ins Haus, wenn Du allein bist?“</p> <p>„Kommst Du auch – –“</p> <p>„Ja, ein bißchen leichtsinnig war es doch.“</p> <p>„O!“ rief sie empört und riß sich aus seinen Armen, „Du bist ein Philister wie alle Andern.“</p> <p>Einen Augenblick stand er und biß sich auf die Nägel. Nolz hatte ein Watteflöckchen von den Pastellfarben aufgelesen und stellte sich mit zwei Pfoten an Lore in die Höhe; er fühlte sich schwer vernachlässigt. Das Mädchen hob ihn auf und drückte sein Köpfchen an ihre Backe, da schluckte er vor Freude.</p> <p>Nun trat auch Richard heran. „Wer liebt Dich besser von uns beiden?“ lächelte er.</p> <p>Sie seufzte. „Die Liebe hätten wir wohl, aber –“</p> <p>„Deine abscheulichen Aber,“ fiel er ein. „Übrigens, weißt Du, Philister sind sehr nothwendig. Bleib wie Du bist, meinetwegen, aber mich laß für Dich bellen.“</p> <p>Und da sie immer noch schmollte, umfaßte er sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0204]
„Und die Leute werden ihr Theil thun, uns das Leben schwer zu machen.“
„Aber wir beide, Lore!“
„Ja, wir beide.“
Wie sie sich umfangen hielten, sagte er ihr plötzlich dicht am Ohr: „Und ein Schloß für den Federkasten!“
„Ha, wozu?“
„Nur so, der Ordnung wegen. Und gelt Du, so einen nächtlichen Wanderer läßt Du nicht wieder ins Haus, wenn Du allein bist?“
„Kommst Du auch – –“
„Ja, ein bißchen leichtsinnig war es doch.“
„O!“ rief sie empört und riß sich aus seinen Armen, „Du bist ein Philister wie alle Andern.“
Einen Augenblick stand er und biß sich auf die Nägel. Nolz hatte ein Watteflöckchen von den Pastellfarben aufgelesen und stellte sich mit zwei Pfoten an Lore in die Höhe; er fühlte sich schwer vernachlässigt. Das Mädchen hob ihn auf und drückte sein Köpfchen an ihre Backe, da schluckte er vor Freude.
Nun trat auch Richard heran. „Wer liebt Dich besser von uns beiden?“ lächelte er.
Sie seufzte. „Die Liebe hätten wir wohl, aber –“
„Deine abscheulichen Aber,“ fiel er ein. „Übrigens, weißt Du, Philister sind sehr nothwendig. Bleib wie Du bist, meinetwegen, aber mich laß für Dich bellen.“
Und da sie immer noch schmollte, umfaßte er sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/204 |
| Zitationshilfe: | Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/204>, abgerufen am 14.05.2024. |
