Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.die mit einem Körbchen voll Epheuzweigen und mit Annitas weißem Kleid überm Arm eintrat (das Kleid blieb immer gleich hier und ward von Frau Severin oft eigenhändig ausgeplättet). "Ihr habt nichts davon als das Vergnügen! Werdet nur erst so alt wie ich, dann sollt Ihr sehen, was es heißt, seinen heranwachsenden Kindern ein angenehmes Heim zu bereiten, besonders den Jungens, damit sie einem nicht aushäusig werden. Eben ist ein Lampenglas gesprungen, und wie sollen wir nun die Gaskrone anstecken? Und der Heringssalat ist lange nicht so roth wie voriges Mal - ich weiß auch nicht, woran es liegt, und Papa hat Ohrenreißen und sitzt mit Salicylwatte in der Schlafstube und macht 'n Gesicht wie: laß doch alles absagen! Was wißt Ihr von solchen Sorgen! Aber laß man, Ita, mein Kind, laß man Adelheid, sie werden den Heringssalat wohl auch so aufkriegen, und wegen der Gaskrone, - Paul hat seine Lackstiefel wieder ausgezogen, der alte süße Jung' holt uns 'n neues Lampenglas, und für Papa hab' ich eben en ganz heißen starken Grog gemacht, der wird ihm wohl gut thun. Aber nu kann ich auch nich mehr! Seid man vergnügt, Kinder, so lange Ihr jung seid, nachher is es doch man das Halbe. Und hak' mir mal das Kleid zu, Annita, wenn Du so gut sein willst, - nach'm Mittagessen bin ich immer 'n paar Zoll weiter in der Taille, als meine Kleider." die mit einem Körbchen voll Epheuzweigen und mit Annitas weißem Kleid überm Arm eintrat (das Kleid blieb immer gleich hier und ward von Frau Severin oft eigenhändig ausgeplättet). „Ihr habt nichts davon als das Vergnügen! Werdet nur erst so alt wie ich, dann sollt Ihr sehen, was es heißt, seinen heranwachsenden Kindern ein angenehmes Heim zu bereiten, besonders den Jungens, damit sie einem nicht aushäusig werden. Eben ist ein Lampenglas gesprungen, und wie sollen wir nun die Gaskrone anstecken? Und der Heringssalat ist lange nicht so roth wie voriges Mal – ich weiß auch nicht, woran es liegt, und Papa hat Ohrenreißen und sitzt mit Salicylwatte in der Schlafstube und macht ’n Gesicht wie: laß doch alles absagen! Was wißt Ihr von solchen Sorgen! Aber laß man, Ita, mein Kind, laß man Adelheid, sie werden den Heringssalat wohl auch so aufkriegen, und wegen der Gaskrone, – Paul hat seine Lackstiefel wieder ausgezogen, der alte süße Jung’ holt uns ’n neues Lampenglas, und für Papa hab’ ich eben en ganz heißen starken Grog gemacht, der wird ihm wohl gut thun. Aber nu kann ich auch nich mehr! Seid man vergnügt, Kinder, so lange Ihr jung seid, nachher is es doch man das Halbe. Und hak’ mir mal das Kleid zu, Annita, wenn Du so gut sein willst, – nach’m Mittagessen bin ich immer ’n paar Zoll weiter in der Taille, als meine Kleider.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0232" n="224"/> die mit einem Körbchen voll Epheuzweigen und mit Annitas weißem Kleid überm Arm eintrat (das Kleid blieb immer gleich hier und ward von Frau Severin oft eigenhändig ausgeplättet). „Ihr habt nichts davon als das Vergnügen! Werdet nur erst so alt wie ich, dann sollt Ihr sehen, was es heißt, seinen heranwachsenden Kindern ein angenehmes Heim zu bereiten, besonders den Jungens, damit sie einem nicht aushäusig werden. Eben ist ein Lampenglas gesprungen, und wie sollen wir nun die Gaskrone anstecken? Und der Heringssalat ist lange nicht so roth wie voriges Mal – ich weiß auch nicht, woran es liegt, und Papa hat Ohrenreißen und sitzt mit Salicylwatte in der Schlafstube und macht ’n Gesicht wie: laß doch alles absagen! Was wißt Ihr von solchen Sorgen! Aber laß man, Ita, mein Kind, laß man Adelheid, sie werden den Heringssalat wohl auch so aufkriegen, und wegen der Gaskrone, – Paul hat seine Lackstiefel wieder ausgezogen, der alte süße Jung’ holt uns ’n neues Lampenglas, und für Papa hab’ ich eben en ganz heißen starken Grog gemacht, der wird ihm wohl gut thun. Aber nu kann ich auch nich mehr! Seid man vergnügt, Kinder, so lange Ihr jung seid, nachher is es doch man das Halbe. Und hak’ mir mal das Kleid zu, Annita, wenn Du so gut sein willst, – nach’m Mittagessen bin ich immer ’n paar Zoll weiter in der Taille, als meine Kleider.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0232]
die mit einem Körbchen voll Epheuzweigen und mit Annitas weißem Kleid überm Arm eintrat (das Kleid blieb immer gleich hier und ward von Frau Severin oft eigenhändig ausgeplättet). „Ihr habt nichts davon als das Vergnügen! Werdet nur erst so alt wie ich, dann sollt Ihr sehen, was es heißt, seinen heranwachsenden Kindern ein angenehmes Heim zu bereiten, besonders den Jungens, damit sie einem nicht aushäusig werden. Eben ist ein Lampenglas gesprungen, und wie sollen wir nun die Gaskrone anstecken? Und der Heringssalat ist lange nicht so roth wie voriges Mal – ich weiß auch nicht, woran es liegt, und Papa hat Ohrenreißen und sitzt mit Salicylwatte in der Schlafstube und macht ’n Gesicht wie: laß doch alles absagen! Was wißt Ihr von solchen Sorgen! Aber laß man, Ita, mein Kind, laß man Adelheid, sie werden den Heringssalat wohl auch so aufkriegen, und wegen der Gaskrone, – Paul hat seine Lackstiefel wieder ausgezogen, der alte süße Jung’ holt uns ’n neues Lampenglas, und für Papa hab’ ich eben en ganz heißen starken Grog gemacht, der wird ihm wohl gut thun. Aber nu kann ich auch nich mehr! Seid man vergnügt, Kinder, so lange Ihr jung seid, nachher is es doch man das Halbe. Und hak’ mir mal das Kleid zu, Annita, wenn Du so gut sein willst, – nach’m Mittagessen bin ich immer ’n paar Zoll weiter in der Taille, als meine Kleider.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |