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Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

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empfing den Unglücklichen, als er wieder hereinkam. Jawohl den Unglücklichen! Annita war ganz roth vor Aufregung und Empörung. Das war nur Angela Rothermund, die diesen unfeinen Ton hier hereingebracht hatte. Tante Sophie, nun, das wußte man schon längst, was für Witze die machte. Aber eine, die so etwas nicht einmal selbst erdenken kann, die es nur herumträgt - - brr! Sie ging geradewegs auf Adolf zu und sagte: "Es soll jetzt getanzt werden, wenn Du mit mir willst, so bin ich gern bereit." "Entschuldige", erwiderte der junge Mensch, "ich möchte gern erst mal mit dem andern Fräulein, - wie heißt sie eigentlich - ich habe sie schon engagiert." Und er zeigte ganz gemüthlich mit dem kurzen Zeigefinger nach dem Knäuel hinüber, in dessen Mitte Angela stand. Annita wollte aufkochen, aber sie besann sich. Er wollte ihr seinen Stolz, seine männliche Würde zeigen, - durfte sie es ihm verdenken? Nur, daß er gerade jene, die falsche Spötterin, ausgewählt hatte, that ihr weh. "Du kennst Angela nicht" sagte sie mit warnendem Ton. "Nein, seh' sie heute zum erstenmal in meinem ganzen Leben", erwiderte er pathetisch. Dann, mit verlängerter Miene schwieg er, Angela tanzte ja schon und zwar mit dem ältesten Severin, den sie um einen halben Kopf überragte. "Nu is sie mir weggekapert", sagte Adolf kopfschüttelnd. Annita stand beschämt und erröthend vor ihm.

empfing den Unglücklichen, als er wieder hereinkam. Jawohl den Unglücklichen! Annita war ganz roth vor Aufregung und Empörung. Das war nur Angela Rothermund, die diesen unfeinen Ton hier hereingebracht hatte. Tante Sophie, nun, das wußte man schon längst, was für Witze die machte. Aber eine, die so etwas nicht einmal selbst erdenken kann, die es nur herumträgt – – brr! Sie ging geradewegs auf Adolf zu und sagte: „Es soll jetzt getanzt werden, wenn Du mit mir willst, so bin ich gern bereit.“ „Entschuldige“, erwiderte der junge Mensch, „ich möchte gern erst mal mit dem andern Fräulein, – wie heißt sie eigentlich – ich habe sie schon engagiert.“ Und er zeigte ganz gemüthlich mit dem kurzen Zeigefinger nach dem Knäuel hinüber, in dessen Mitte Angela stand. Annita wollte aufkochen, aber sie besann sich. Er wollte ihr seinen Stolz, seine männliche Würde zeigen, – durfte sie es ihm verdenken? Nur, daß er gerade jene, die falsche Spötterin, ausgewählt hatte, that ihr weh. „Du kennst Angela nicht“ sagte sie mit warnendem Ton. „Nein, seh’ sie heute zum erstenmal in meinem ganzen Leben“, erwiderte er pathetisch. Dann, mit verlängerter Miene schwieg er, Angela tanzte ja schon und zwar mit dem ältesten Severin, den sie um einen halben Kopf überragte. „Nu is sie mir weggekapert“, sagte Adolf kopfschüttelnd. Annita stand beschämt und erröthend vor ihm.

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empfing den Unglücklichen, als er wieder hereinkam. Jawohl den Unglücklichen! Annita war ganz roth vor Aufregung und Empörung. Das war nur Angela Rothermund, die diesen unfeinen Ton hier hereingebracht hatte. Tante Sophie, nun, das wußte man schon längst, was für Witze die machte. Aber eine, die so etwas nicht einmal selbst erdenken kann, die es nur herumträgt &#x2013; &#x2013; brr! Sie ging geradewegs auf Adolf zu und sagte: &#x201E;Es soll jetzt getanzt werden, wenn Du mit mir willst, so bin ich gern bereit.&#x201C; &#x201E;Entschuldige&#x201C;, erwiderte der junge Mensch, &#x201E;ich möchte gern erst mal mit dem andern Fräulein, &#x2013; wie heißt sie eigentlich &#x2013; ich habe sie schon engagiert.&#x201C; Und er zeigte ganz gemüthlich mit dem kurzen Zeigefinger nach dem Knäuel hinüber, in dessen Mitte Angela stand. Annita wollte aufkochen, aber sie besann sich. Er wollte ihr seinen Stolz, seine männliche Würde zeigen, &#x2013; durfte sie es ihm verdenken? Nur, daß er gerade jene, die falsche Spötterin, ausgewählt hatte, that ihr weh. &#x201E;Du kennst Angela nicht&#x201C; sagte sie mit warnendem Ton. &#x201E;Nein, seh&#x2019; sie heute zum erstenmal in meinem ganzen Leben&#x201C;, erwiderte er pathetisch. Dann, mit verlängerter Miene schwieg er, Angela tanzte ja schon und zwar mit dem ältesten Severin, den sie um einen halben Kopf überragte. &#x201E;Nu is sie mir weggekapert&#x201C;, sagte Adolf kopfschüttelnd. Annita stand beschämt und erröthend vor ihm.</p>
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[238/0246] empfing den Unglücklichen, als er wieder hereinkam. Jawohl den Unglücklichen! Annita war ganz roth vor Aufregung und Empörung. Das war nur Angela Rothermund, die diesen unfeinen Ton hier hereingebracht hatte. Tante Sophie, nun, das wußte man schon längst, was für Witze die machte. Aber eine, die so etwas nicht einmal selbst erdenken kann, die es nur herumträgt – – brr! Sie ging geradewegs auf Adolf zu und sagte: „Es soll jetzt getanzt werden, wenn Du mit mir willst, so bin ich gern bereit.“ „Entschuldige“, erwiderte der junge Mensch, „ich möchte gern erst mal mit dem andern Fräulein, – wie heißt sie eigentlich – ich habe sie schon engagiert.“ Und er zeigte ganz gemüthlich mit dem kurzen Zeigefinger nach dem Knäuel hinüber, in dessen Mitte Angela stand. Annita wollte aufkochen, aber sie besann sich. Er wollte ihr seinen Stolz, seine männliche Würde zeigen, – durfte sie es ihm verdenken? Nur, daß er gerade jene, die falsche Spötterin, ausgewählt hatte, that ihr weh. „Du kennst Angela nicht“ sagte sie mit warnendem Ton. „Nein, seh’ sie heute zum erstenmal in meinem ganzen Leben“, erwiderte er pathetisch. Dann, mit verlängerter Miene schwieg er, Angela tanzte ja schon und zwar mit dem ältesten Severin, den sie um einen halben Kopf überragte. „Nu is sie mir weggekapert“, sagte Adolf kopfschüttelnd. Annita stand beschämt und erröthend vor ihm.

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/246>, abgerufen am 22.11.2024.