Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

ausgestorben zu sein," sagte der Pastor endlich, wie um sich selbst zu beruhigen.

Da zuckte der unerschütterliche Axel gar noch mitleidig die Schultern. "Die Kommerse und so weiter - ach, das sind doch eigentlich Kindereien - nicht, Onkel?"

Ein wenig säuerlich sah es aus, wie der Pastor nickte. "Aber die rechte Jugendheiterkeit, meine ich."

"O, die - heiter sind wir auch, aber es ist eine so furchtbar ernste Zeit, Onkel."

"Und das kümmert Euch?" machte Markwort verwundert.

Der Neffe sah ihn mit seinen durchdringenden Augen groß an:

"Wir sind alle betheiligt! das ist doch wohl natürlich."

"Alle?"

"Bis auf die Streber, versteht sich!"

Der Junge hatte eine unglaublich geringschätzige Handbewegung bereit, so oft er wollte.

Dann kam Tante an in einer richtigen Regenwetterlaune, aber sie ward alsbald Sonnenschein, denn jede Abwechselung machte der immer zerstreuungsbedürftigen Dame Vergnügen. Und dann war es auch so angenehm, wenn die Vorbedeutungen auskamen. Hatte sie nicht heute morgen eine Visite im Thee gehabt? "Erinnert Ihr Euch, Kinder? eine lange Visite

ausgestorben zu sein,“ sagte der Pastor endlich, wie um sich selbst zu beruhigen.

Da zuckte der unerschütterliche Axel gar noch mitleidig die Schultern. „Die Kommerse und so weiter – ach, das sind doch eigentlich Kindereien – nicht, Onkel?“

Ein wenig säuerlich sah es aus, wie der Pastor nickte. „Aber die rechte Jugendheiterkeit, meine ich.“

„O, die – heiter sind wir auch, aber es ist eine so furchtbar ernste Zeit, Onkel.“

„Und das kümmert Euch?“ machte Markwort verwundert.

Der Neffe sah ihn mit seinen durchdringenden Augen groß an:

„Wir sind alle betheiligt! das ist doch wohl natürlich.“

„Alle?“

„Bis auf die Streber, versteht sich!“

Der Junge hatte eine unglaublich geringschätzige Handbewegung bereit, so oft er wollte.

Dann kam Tante an in einer richtigen Regenwetterlaune, aber sie ward alsbald Sonnenschein, denn jede Abwechselung machte der immer zerstreuungsbedürftigen Dame Vergnügen. Und dann war es auch so angenehm, wenn die Vorbedeutungen auskamen. Hatte sie nicht heute morgen eine Visite im Thee gehabt? „Erinnert Ihr Euch, Kinder? eine lange Visite

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0367" n="359"/>
ausgestorben zu sein,&#x201C; sagte der Pastor endlich, wie um sich selbst zu beruhigen.</p>
          <p>Da zuckte der unerschütterliche Axel gar noch <choice><sic>mit<lb/>
leidig</sic><corr>mitleidig</corr></choice> die Schultern. &#x201E;Die Kommerse und so weiter &#x2013; ach, das sind doch eigentlich Kindereien &#x2013; nicht, Onkel?&#x201C;</p>
          <p>Ein wenig säuerlich sah es aus, wie der Pastor nickte. &#x201E;Aber die rechte Jugendheiterkeit, meine ich.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;O, die &#x2013; heiter sind wir auch, aber es ist eine so furchtbar ernste Zeit, Onkel.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Und das kümmert Euch?&#x201C; machte Markwort verwundert.</p>
          <p>Der Neffe sah ihn mit seinen durchdringenden Augen groß an:</p>
          <p>&#x201E;Wir sind alle betheiligt! das ist doch wohl natürlich.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Alle?&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Bis auf die Streber, versteht sich!&#x201C;</p>
          <p>Der Junge hatte eine unglaublich geringschätzige Handbewegung bereit, so oft er wollte.</p>
          <p>Dann kam Tante an in einer richtigen Regenwetterlaune, aber sie ward alsbald Sonnenschein, denn jede Abwechselung machte der immer zerstreuungsbedürftigen Dame Vergnügen. Und dann war es auch so angenehm, wenn die Vorbedeutungen auskamen. Hatte sie nicht heute morgen eine Visite im Thee gehabt? &#x201E;Erinnert Ihr Euch, Kinder? eine lange Visite
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0367] ausgestorben zu sein,“ sagte der Pastor endlich, wie um sich selbst zu beruhigen. Da zuckte der unerschütterliche Axel gar noch mitleidig die Schultern. „Die Kommerse und so weiter – ach, das sind doch eigentlich Kindereien – nicht, Onkel?“ Ein wenig säuerlich sah es aus, wie der Pastor nickte. „Aber die rechte Jugendheiterkeit, meine ich.“ „O, die – heiter sind wir auch, aber es ist eine so furchtbar ernste Zeit, Onkel.“ „Und das kümmert Euch?“ machte Markwort verwundert. Der Neffe sah ihn mit seinen durchdringenden Augen groß an: „Wir sind alle betheiligt! das ist doch wohl natürlich.“ „Alle?“ „Bis auf die Streber, versteht sich!“ Der Junge hatte eine unglaublich geringschätzige Handbewegung bereit, so oft er wollte. Dann kam Tante an in einer richtigen Regenwetterlaune, aber sie ward alsbald Sonnenschein, denn jede Abwechselung machte der immer zerstreuungsbedürftigen Dame Vergnügen. Und dann war es auch so angenehm, wenn die Vorbedeutungen auskamen. Hatte sie nicht heute morgen eine Visite im Thee gehabt? „Erinnert Ihr Euch, Kinder? eine lange Visite

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/367
Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/367>, abgerufen am 14.05.2024.