Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895."Wir sprechen ja auch nicht davon, Mama, aber wir sind glücklich, was willst Du mehr?" "Nein, weiter will ich nichts," seufzte Mama unter ängstlichen Thränen. - Pastor Markworts Weihnachtsgesellschaft war wieder zahlreich versammelt, auch die junge Frau Buthmann war ausnahmsweise einmal von Baby weggegangen. Baby war jetzt schon ein Jahr alt und konnte einen kleinen Puff vertragen. "Und da haben wir ja das liebe Paar!" rief der Apotheker Rehbein, nach einer großen Photographie greifend, die in geschnitztem Rahmen mitten auf dem Weihnachtstische stand. "Sieht sie nicht gut aus?" sagte die Pastorin zärtlich. "Ausgezeichnet, geradezu glückstrahlend, möchte ich sagen," bemerkte emphatisch Herr Buthmann, "da braucht man nicht zu fragen, wie es geht -" "Sie schreiben sehr glücklich." Mama warf einen Blick auf ihren Mann, räusperte sich etwas, lächelte und schwieg. "Darf man vielleicht gratuliren?" lispelte Erika ziemlich deutlich. Die Pastorin blickte wieder ihren Mann an. "Soll ich?" stand in ihrem Gesicht, das von einem gewissen unterdrückten Stolz verklärt war. "Denken Sie sich," begann sie, die Augen aufs Tischtuch gesenkt - "A, hm!" machte der Doktor ahnungsvoll. „Wir sprechen ja auch nicht davon, Mama, aber wir sind glücklich, was willst Du mehr?“ „Nein, weiter will ich nichts,“ seufzte Mama unter ängstlichen Thränen. – Pastor Markworts Weihnachtsgesellschaft war wieder zahlreich versammelt, auch die junge Frau Buthmann war ausnahmsweise einmal von Baby weggegangen. Baby war jetzt schon ein Jahr alt und konnte einen kleinen Puff vertragen. „Und da haben wir ja das liebe Paar!“ rief der Apotheker Rehbein, nach einer großen Photographie greifend, die in geschnitztem Rahmen mitten auf dem Weihnachtstische stand. „Sieht sie nicht gut aus?“ sagte die Pastorin zärtlich. „Ausgezeichnet, geradezu glückstrahlend, möchte ich sagen,“ bemerkte emphatisch Herr Buthmann, „da braucht man nicht zu fragen, wie es geht –“ „Sie schreiben sehr glücklich.“ Mama warf einen Blick auf ihren Mann, räusperte sich etwas, lächelte und schwieg. „Darf man vielleicht gratuliren?“ lispelte Erika ziemlich deutlich. Die Pastorin blickte wieder ihren Mann an. „Soll ich?“ stand in ihrem Gesicht, das von einem gewissen unterdrückten Stolz verklärt war. „Denken Sie sich,“ begann sie, die Augen aufs Tischtuch gesenkt – „A, hm!“ machte der Doktor ahnungsvoll. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0383" n="375"/> <p>„Wir sprechen ja auch nicht davon, Mama, aber wir sind glücklich, was willst Du mehr?“</p> <p>„Nein, weiter will ich nichts,“ seufzte Mama unter ängstlichen Thränen. –</p> <p>Pastor Markworts Weihnachtsgesellschaft war wieder zahlreich versammelt, auch die junge Frau Buthmann war ausnahmsweise einmal von Baby weggegangen. Baby war jetzt schon ein Jahr alt und konnte einen kleinen Puff vertragen. „Und da haben wir ja das liebe Paar!“ rief der Apotheker Rehbein, nach einer großen Photographie greifend, die in geschnitztem Rahmen mitten auf dem Weihnachtstische stand.</p> <p>„Sieht sie nicht gut aus?“ sagte die Pastorin zärtlich.</p> <p>„Ausgezeichnet, geradezu glückstrahlend, möchte ich sagen,“ bemerkte emphatisch Herr Buthmann, „da braucht man nicht zu fragen, wie es geht –“</p> <p>„Sie schreiben sehr glücklich.“ Mama warf einen Blick auf ihren Mann, räusperte sich etwas, lächelte und schwieg.</p> <p>„Darf man vielleicht gratuliren?“ lispelte Erika ziemlich deutlich.</p> <p>Die Pastorin blickte wieder ihren Mann an. „Soll ich?“ stand in ihrem Gesicht, das von einem gewissen unterdrückten Stolz verklärt war. „Denken Sie sich,“ begann sie, die Augen aufs Tischtuch gesenkt –</p> <p>„A, hm!“ machte der Doktor ahnungsvoll.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [375/0383]
„Wir sprechen ja auch nicht davon, Mama, aber wir sind glücklich, was willst Du mehr?“
„Nein, weiter will ich nichts,“ seufzte Mama unter ängstlichen Thränen. –
Pastor Markworts Weihnachtsgesellschaft war wieder zahlreich versammelt, auch die junge Frau Buthmann war ausnahmsweise einmal von Baby weggegangen. Baby war jetzt schon ein Jahr alt und konnte einen kleinen Puff vertragen. „Und da haben wir ja das liebe Paar!“ rief der Apotheker Rehbein, nach einer großen Photographie greifend, die in geschnitztem Rahmen mitten auf dem Weihnachtstische stand.
„Sieht sie nicht gut aus?“ sagte die Pastorin zärtlich.
„Ausgezeichnet, geradezu glückstrahlend, möchte ich sagen,“ bemerkte emphatisch Herr Buthmann, „da braucht man nicht zu fragen, wie es geht –“
„Sie schreiben sehr glücklich.“ Mama warf einen Blick auf ihren Mann, räusperte sich etwas, lächelte und schwieg.
„Darf man vielleicht gratuliren?“ lispelte Erika ziemlich deutlich.
Die Pastorin blickte wieder ihren Mann an. „Soll ich?“ stand in ihrem Gesicht, das von einem gewissen unterdrückten Stolz verklärt war. „Denken Sie sich,“ begann sie, die Augen aufs Tischtuch gesenkt –
„A, hm!“ machte der Doktor ahnungsvoll.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |