Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechszehende Capitel.
ten von Holland gewesen) auf dem Marckte
verlangte, dieser aber mit seiner öftern Unpäß-
lichkeit sich entschuldigte, daß er die Stube
selbst brauche, ihm alsbald etliche Moscowi-
ter ins Haus geschicket wurden, die Stube zu
erösnen; als aber Giese solches nicht zugeben
wollte, wurde er von ihnen geschlagen, wor-
auf dieser ein Pistol in die Hand fassete, und
that, als ob er sich wehren wollte, solches
wurde ihm aus der Hand gerissen und dem
Major gebracht, dieser gab Befehl, Giesen in
Arrest zu nehmen, worauf ihn die Moscowi-
ter bey den Füssen zur Treppe herunter schlepp-
ten, und in Arrest führeten, in welchem er bis
auf den andern Tag kranck geschlagen liegen
muste. Der Major nahm darauf sein Quar-
tier, bey Salomo Gottlob Hausdorfen, der
Stadt-Richter war. Die Moscowiter lagen
bis den 30sten Julii in der Stadt, und mar-
schirten darnach nach Görlitz ins Lager, sie
kosteten der Stadt mit Kost und allen 3000
Thaler, die gantze Herrschaft muste ihnen dar-
auf den 10den August Hafer und Heu ins La-
ger liefern. Den 7den September kamen wie-
der 4010 Moscowiter, und lagen zwischen
der Stadt und dem Dorfe Spohle zween Ta-
ge lang, da alle Dorfschaften Fourage anschaf-
fen musten. Den 5ten December wurden 8
Compagnien Moscowiter in die Stadt gele-

get,

Das ſechszehende Capitel.
ten von Holland geweſen) auf dem Marckte
verlangte, dieſer aber mit ſeiner oͤftern Unpaͤß-
lichkeit ſich entſchuldigte, daß er die Stube
ſelbſt brauche, ihm alsbald etliche Moſcowi-
ter ins Haus geſchicket wurden, die Stube zu
eroͤſnen; als aber Gieſe ſolches nicht zugeben
wollte, wurde er von ihnen geſchlagen, wor-
auf dieſer ein Piſtol in die Hand faſſete, und
that, als ob er ſich wehren wollte, ſolches
wurde ihm aus der Hand geriſſen und dem
Major gebracht, dieſer gab Befehl, Gieſen in
Arreſt zu nehmen, worauf ihn die Moſcowi-
ter bey den Fuͤſſen zur Treppe herunter ſchlepp-
ten, und in Arreſt fuͤhreten, in welchem er bis
auf den andern Tag kranck geſchlagen liegen
muſte. Der Major nahm darauf ſein Quar-
tier, bey Salomo Gottlob Hausdorfen, der
Stadt-Richter war. Die Moſcowiter lagen
bis den 30ſten Julii in der Stadt, und mar-
ſchirten darnach nach Goͤrlitz ins Lager, ſie
koſteten der Stadt mit Koſt und allen 3000
Thaler, die gantze Herrſchaft muſte ihnen dar-
auf den 10den Auguſt Hafer und Heu ins La-
ger liefern. Den 7den September kamen wie-
der 4010 Moſcowiter, und lagen zwiſchen
der Stadt und dem Dorfe Spohle zween Ta-
ge lang, da alle Dorfſchaften Fourage anſchaf-
fen muſten. Den 5ten December wurden 8
Compagnien Moſcowiter in die Stadt gele-

get,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;echszehende Capitel.</hi></fw><lb/>
ten von Holland gewe&#x017F;en) auf dem Marckte<lb/>
verlangte, die&#x017F;er aber mit &#x017F;einer o&#x0364;ftern Unpa&#x0364;ß-<lb/>
lichkeit &#x017F;ich ent&#x017F;chuldigte, daß er die Stube<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t brauche, ihm alsbald etliche Mo&#x017F;cowi-<lb/>
ter ins Haus ge&#x017F;chicket wurden, die Stube zu<lb/>
ero&#x0364;&#x017F;nen; als aber Gie&#x017F;e &#x017F;olches nicht zugeben<lb/>
wollte, wurde er von ihnen ge&#x017F;chlagen, wor-<lb/>
auf die&#x017F;er ein Pi&#x017F;tol in die Hand fa&#x017F;&#x017F;ete, und<lb/>
that, als ob er &#x017F;ich wehren wollte, &#x017F;olches<lb/>
wurde ihm aus der Hand geri&#x017F;&#x017F;en und dem<lb/>
Major gebracht, die&#x017F;er gab Befehl, Gie&#x017F;en in<lb/>
Arre&#x017F;t zu nehmen, worauf ihn die Mo&#x017F;cowi-<lb/>
ter bey den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zur Treppe herunter &#x017F;chlepp-<lb/>
ten, und in Arre&#x017F;t fu&#x0364;hreten, in welchem er bis<lb/>
auf den andern Tag kranck ge&#x017F;chlagen liegen<lb/>
mu&#x017F;te. Der Major nahm darauf &#x017F;ein Quar-<lb/>
tier, bey Salomo Gottlob Hausdorfen, der<lb/>
Stadt-Richter war. Die Mo&#x017F;cowiter lagen<lb/>
bis den 30&#x017F;ten Julii in der Stadt, und mar-<lb/>
&#x017F;chirten darnach nach Go&#x0364;rlitz ins Lager, &#x017F;ie<lb/>
ko&#x017F;teten der Stadt mit Ko&#x017F;t und allen 3000<lb/>
Thaler, die gantze Herr&#x017F;chaft mu&#x017F;te ihnen dar-<lb/>
auf den 10den Augu&#x017F;t Hafer und Heu ins La-<lb/>
ger liefern. Den 7den September kamen wie-<lb/>
der 4010 Mo&#x017F;cowiter, und lagen zwi&#x017F;chen<lb/>
der Stadt und dem Dorfe Spohle zween Ta-<lb/>
ge lang, da alle Dorf&#x017F;chaften Fourage an&#x017F;chaf-<lb/>
fen mu&#x017F;ten. Den 5ten December wurden 8<lb/>
Compagnien Mo&#x017F;cowiter in die Stadt gele-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">get,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0148] Das ſechszehende Capitel. ten von Holland geweſen) auf dem Marckte verlangte, dieſer aber mit ſeiner oͤftern Unpaͤß- lichkeit ſich entſchuldigte, daß er die Stube ſelbſt brauche, ihm alsbald etliche Moſcowi- ter ins Haus geſchicket wurden, die Stube zu eroͤſnen; als aber Gieſe ſolches nicht zugeben wollte, wurde er von ihnen geſchlagen, wor- auf dieſer ein Piſtol in die Hand faſſete, und that, als ob er ſich wehren wollte, ſolches wurde ihm aus der Hand geriſſen und dem Major gebracht, dieſer gab Befehl, Gieſen in Arreſt zu nehmen, worauf ihn die Moſcowi- ter bey den Fuͤſſen zur Treppe herunter ſchlepp- ten, und in Arreſt fuͤhreten, in welchem er bis auf den andern Tag kranck geſchlagen liegen muſte. Der Major nahm darauf ſein Quar- tier, bey Salomo Gottlob Hausdorfen, der Stadt-Richter war. Die Moſcowiter lagen bis den 30ſten Julii in der Stadt, und mar- ſchirten darnach nach Goͤrlitz ins Lager, ſie koſteten der Stadt mit Koſt und allen 3000 Thaler, die gantze Herrſchaft muſte ihnen dar- auf den 10den Auguſt Hafer und Heu ins La- ger liefern. Den 7den September kamen wie- der 4010 Moſcowiter, und lagen zwiſchen der Stadt und dem Dorfe Spohle zween Ta- ge lang, da alle Dorfſchaften Fourage anſchaf- fen muſten. Den 5ten December wurden 8 Compagnien Moſcowiter in die Stadt gele- get,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/148
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/148>, abgerufen am 14.05.2024.