Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.Von denen Kriegs-Zeiten. get, welchen die Stadt auf einen MonathBrod geben muste; es wurde zwar nach Ver- fliessung eines Monaths das meiste wieder be- zahlet, und musten sie sich hernach selbst ver- pflegen, aber sie verübeten dennoch grossen Unfug und Diebstal. Den 9ten December marschirten von Guben durch die Herrschaft ein gantz Regiment Granadier, so Franzosen waren, in die Winter-Quartiere, und lagen eine Nacht zu Colm, Tätzschwitz, Geyers- walde und Laubusch. Sie brauchten grosse Gewalt, schlachteten selber Rinder und Schweine, schossen alle Gänse und Hüner weg, und nahmen mit, was sie bekommen konten. Für jedes Rind ward den Leuten von dem Obersten 2 Thaler gegeben. Bey ihrem Abzuge hatten sie zu Geyerswalde bey einem Bauer, Namens Krahl, Pulver in den Camin gespündet, welches gleich nach ih- rem Abzuge losbrannte, wovon die Feuer-Es- se zu brennen anfing, ward aber durch GOt- tes Hülfe wieder gelöschet. Jn eben diesem Monath gieng die gantze Das K 2
Von denen Kriegs-Zeiten. get, welchen die Stadt auf einen MonathBrod geben muſte; es wurde zwar nach Ver- flieſſung eines Monaths das meiſte wieder be- zahlet, und muſten ſie ſich hernach ſelbſt ver- pflegen, aber ſie veruͤbeten dennoch groſſen Unfug und Diebſtal. Den 9ten December marſchirten von Guben durch die Herrſchaft ein gantz Regiment Granadier, ſo Franzoſen waren, in die Winter-Quartiere, und lagen eine Nacht zu Colm, Taͤtzſchwitz, Geyers- walde und Laubuſch. Sie brauchten groſſe Gewalt, ſchlachteten ſelber Rinder und Schweine, ſchoſſen alle Gaͤnſe und Huͤner weg, und nahmen mit, was ſie bekommen konten. Fuͤr jedes Rind ward den Leuten von dem Oberſten 2 Thaler gegeben. Bey ihrem Abzuge hatten ſie zu Geyerswalde bey einem Bauer, Namens Krahl, Pulver in den Camin geſpuͤndet, welches gleich nach ih- rem Abzuge losbrannte, wovon die Feuer-Eſ- ſe zu brennen anfing, ward aber durch GOt- tes Huͤlfe wieder geloͤſchet. Jn eben dieſem Monath gieng die gantze Das K 2
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Von denen Kriegs-Zeiten.
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Brod geben muſte; es wurde zwar nach Ver-
flieſſung eines Monaths das meiſte wieder be-
zahlet, und muſten ſie ſich hernach ſelbſt ver-
pflegen, aber ſie veruͤbeten dennoch groſſen
Unfug und Diebſtal. Den 9ten December
marſchirten von Guben durch die Herrſchaft
ein gantz Regiment Granadier, ſo Franzoſen
waren, in die Winter-Quartiere, und lagen
eine Nacht zu Colm, Taͤtzſchwitz, Geyers-
walde und Laubuſch. Sie brauchten groſſe
Gewalt, ſchlachteten ſelber Rinder und
Schweine, ſchoſſen alle Gaͤnſe und Huͤner
weg, und nahmen mit, was ſie bekommen
konten. Fuͤr jedes Rind ward den Leuten
von dem Oberſten 2 Thaler gegeben. Bey
ihrem Abzuge hatten ſie zu Geyerswalde bey
einem Bauer, Namens Krahl, Pulver in
den Camin geſpuͤndet, welches gleich nach ih-
rem Abzuge losbrannte, wovon die Feuer-Eſ-
ſe zu brennen anfing, ward aber durch GOt-
tes Huͤlfe wieder geloͤſchet.
Jn eben dieſem Monath gieng die gantze
Artillerie von Guben durch die Herrſchaft,
und verurſachte ſonderlich in Zeiſig groſſen
Schaden in den Aeckern. War alſo dieſes
Jahr ein recht ſchweres Jahr wegen der vie-
len groſſen Gaben an Gelde, Fourage und
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