Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.Von Ungewitter, Wind, Mißwachs etc. so das neue Korn fraß, starb gleichfals. Wor-auf auf Jhro Hochsel. Majestät Befehl, die Müller solche Siebe sich anschaffen musten, daß das Korn in der Mühle muste gesiebet werden, da die Mutter-Körner im Siebe blie- ben, da aber dieses noch nicht helfen wollte, so wurden auf Jhro Königlichen Majestät Be- fehl, etliche 1000 Scheffel Korn unter das Volck ausgetheilet, die es bezahlen konten, ga- ben Geld, die andern, die aufs künftige Jahr bezahlen wollten, wurden aufgeschrieben, die sichs aber gar nicht getraueten, zu bezahlen, denen wurde das Korn gestrichen zugemessen, und dafür musten sie von dem neuen Korne ein gehäuft Maaß geben. Das neue Korn war kaum halb so schwer als das alte. Doch Gott Lob war in hiesiger Herrschaft die Noth nicht so groß, wie an andern Orten. Jm Jahre 1718 den 29 30 und 31 May Jm Jahre 1719 war ein schweres Jahr, kam
Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. ſo das neue Korn fraß, ſtarb gleichfals. Wor-auf auf Jhro Hochſel. Majeſtaͤt Befehl, die Muͤller ſolche Siebe ſich anſchaffen muſten, daß das Korn in der Muͤhle muſte geſiebet werden, da die Mutter-Koͤrner im Siebe blie- ben, da aber dieſes noch nicht helfen wollte, ſo wurden auf Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt Be- fehl, etliche 1000 Scheffel Korn unter das Volck ausgetheilet, die es bezahlen konten, ga- ben Geld, die andern, die aufs kuͤnftige Jahr bezahlen wollten, wurden aufgeſchrieben, die ſichs aber gar nicht getraueten, zu bezahlen, denen wurde das Korn geſtrichen zugemeſſen, und dafuͤr muſten ſie von dem neuen Korne ein gehaͤuft Maaß geben. Das neue Korn war kaum halb ſo ſchwer als das alte. Doch Gott Lob war in hieſiger Herrſchaft die Noth nicht ſo groß, wie an andern Orten. Jm Jahre 1718 den 29 30 und 31 May Jm Jahre 1719 war ein ſchweres Jahr, kam
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Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc.
ſo das neue Korn fraß, ſtarb gleichfals. Wor-
auf auf Jhro Hochſel. Majeſtaͤt Befehl, die
Muͤller ſolche Siebe ſich anſchaffen muſten,
daß das Korn in der Muͤhle muſte geſiebet
werden, da die Mutter-Koͤrner im Siebe blie-
ben, da aber dieſes noch nicht helfen wollte,
ſo wurden auf Jhro Koͤniglichen Majeſtaͤt Be-
fehl, etliche 1000 Scheffel Korn unter das
Volck ausgetheilet, die es bezahlen konten, ga-
ben Geld, die andern, die aufs kuͤnftige Jahr
bezahlen wollten, wurden aufgeſchrieben, die
ſichs aber gar nicht getraueten, zu bezahlen,
denen wurde das Korn geſtrichen zugemeſſen,
und dafuͤr muſten ſie von dem neuen Korne
ein gehaͤuft Maaß geben. Das neue Korn
war kaum halb ſo ſchwer als das alte. Doch
Gott Lob war in hieſiger Herrſchaft die Noth
nicht ſo groß, wie an andern Orten.
Jm Jahre 1718 den 29 30 und 31 May
ſahe man allhier viele Molcken-Diebe, ſie wa-
ren weiß mit ſchwartzen Strichen, und ſchmeiß-
ten Blut von ſich, auf Menſchen, Vieh, Waͤ-
ſche, Baͤume u. ſ. w.
Jm Jahre 1719 war ein ſchweres Jahr,
indem in allem Getreyde ein groſſer Miß-
wachs, und folgete drauf groſſe Theurung
und Hungers-Noth, die Leute fuhren mit
Schube-Karren nach Dreßden, und holeten
ſich Getreyde, der Scheffel Dreßdner Maaß
kam
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