Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Das achtzehende Capitel.
in das Fenster gegangen, das unterste Theil
des Fensters zerschmettert, das Glaß und
Holtz zerschlagen; der andere Strahl aber ist
in die Ecke, zwischen der deutschen und wen-
dischen Kirche nach der Schule zu am Dache
herunter gegangen, das Dach in 2 Ellen breit
zerschlagen, bis herunter, von da in die deut-
sche Kirche zum Fenster eingegangen, und das
gantze Fenster zerschmettert.

Jm Jahre 1716 war ein sehr schweres
Jahr, theils wegen der grossen Nässe, unbe-
ständigen und kalten Sommers, daß auch we-
der auf den Feldern noch in den Gärten nichts
zu seiner Vollkommenheit gelangen konte, es
fielen hin und wieder grosse Schlossen, welche
auf den Feldern grossen Schaden thaten, und
an manchen Orten das Getreyde gantz darnie-
der schlugen, und obgleich das Korn sich wie-
der in etwas erholte, auch neue Aehren hervor
kamen und Körner bekam, so war doch der
meiste Theil die schwartzen Mutter-Körner,
und zugleich mit einem solchen starcken gifti-
gen Mehl-Thau besudelt, daß hernach grosse
Kranckheiten entstunden, sonderlich graßirte
der Krampf und Gicht-Kranckheit, welche die
Leute gantz zusammen zog und verdrehte, oder
wurden gantz rasend, ja viele sturben so bald
sie das neue Korn assen, daß auch viele Häu-
ser und Gemeinden wüste wurden, das Vieh,

so

Das achtzehende Capitel.
in das Fenſter gegangen, das unterſte Theil
des Fenſters zerſchmettert, das Glaß und
Holtz zerſchlagen; der andere Strahl aber iſt
in die Ecke, zwiſchen der deutſchen und wen-
diſchen Kirche nach der Schule zu am Dache
herunter gegangen, das Dach in 2 Ellen breit
zerſchlagen, bis herunter, von da in die deut-
ſche Kirche zum Fenſter eingegangen, und das
gantze Fenſter zerſchmettert.

Jm Jahre 1716 war ein ſehr ſchweres
Jahr, theils wegen der groſſen Naͤſſe, unbe-
ſtaͤndigen und kalten Sommers, daß auch we-
der auf den Feldern noch in den Gaͤrten nichts
zu ſeiner Vollkommenheit gelangen konte, es
fielen hin und wieder groſſe Schloſſen, welche
auf den Feldern groſſen Schaden thaten, und
an manchen Orten das Getreyde gantz darnie-
der ſchlugen, und obgleich das Korn ſich wie-
der in etwas erholte, auch neue Aehren hervor
kamen und Koͤrner bekam, ſo war doch der
meiſte Theil die ſchwartzen Mutter-Koͤrner,
und zugleich mit einem ſolchen ſtarcken gifti-
gen Mehl-Thau beſudelt, daß hernach groſſe
Kranckheiten entſtunden, ſonderlich graßirte
der Krampf und Gicht-Kranckheit, welche die
Leute gantz zuſammen zog und verdrehte, oder
wurden gantz raſend, ja viele ſturben ſo bald
ſie das neue Korn aſſen, daß auch viele Haͤu-
ſer und Gemeinden wuͤſte wurden, das Vieh,

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0176" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das achtzehende Capitel.</hi></fw><lb/>
in das Fen&#x017F;ter gegangen, das unter&#x017F;te Theil<lb/>
des Fen&#x017F;ters zer&#x017F;chmettert, das Glaß und<lb/>
Holtz zer&#x017F;chlagen; der andere Strahl aber i&#x017F;t<lb/>
in die Ecke, zwi&#x017F;chen der deut&#x017F;chen und wen-<lb/>
di&#x017F;chen Kirche nach der Schule zu am Dache<lb/>
herunter gegangen, das Dach in 2 Ellen breit<lb/>
zer&#x017F;chlagen, bis herunter, von da in die deut-<lb/>
&#x017F;che Kirche zum Fen&#x017F;ter eingegangen, und das<lb/>
gantze Fen&#x017F;ter zer&#x017F;chmettert.</p><lb/>
        <p>Jm Jahre 1716 war ein &#x017F;ehr &#x017F;chweres<lb/>
Jahr, theils wegen der gro&#x017F;&#x017F;en Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, unbe-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen und kalten Sommers, daß auch we-<lb/>
der auf den Feldern noch in den Ga&#x0364;rten nichts<lb/>
zu &#x017F;einer Vollkommenheit gelangen konte, es<lb/>
fielen hin und wieder gro&#x017F;&#x017F;e Schlo&#x017F;&#x017F;en, welche<lb/>
auf den Feldern gro&#x017F;&#x017F;en Schaden thaten, und<lb/>
an manchen Orten das Getreyde gantz darnie-<lb/>
der &#x017F;chlugen, und obgleich das Korn &#x017F;ich wie-<lb/>
der in etwas erholte, auch neue Aehren hervor<lb/>
kamen und Ko&#x0364;rner bekam, &#x017F;o war doch der<lb/>
mei&#x017F;te Theil die &#x017F;chwartzen Mutter-Ko&#x0364;rner,<lb/>
und zugleich mit einem &#x017F;olchen &#x017F;tarcken gifti-<lb/>
gen Mehl-Thau be&#x017F;udelt, daß hernach gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Kranckheiten ent&#x017F;tunden, &#x017F;onderlich graßirte<lb/>
der Krampf und Gicht-Kranckheit, welche die<lb/>
Leute gantz zu&#x017F;ammen zog und verdrehte, oder<lb/>
wurden gantz ra&#x017F;end, ja viele &#x017F;turben &#x017F;o bald<lb/>
&#x017F;ie das neue Korn a&#x017F;&#x017F;en, daß auch viele Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;er und Gemeinden wu&#x0364;&#x017F;te wurden, das Vieh,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0176] Das achtzehende Capitel. in das Fenſter gegangen, das unterſte Theil des Fenſters zerſchmettert, das Glaß und Holtz zerſchlagen; der andere Strahl aber iſt in die Ecke, zwiſchen der deutſchen und wen- diſchen Kirche nach der Schule zu am Dache herunter gegangen, das Dach in 2 Ellen breit zerſchlagen, bis herunter, von da in die deut- ſche Kirche zum Fenſter eingegangen, und das gantze Fenſter zerſchmettert. Jm Jahre 1716 war ein ſehr ſchweres Jahr, theils wegen der groſſen Naͤſſe, unbe- ſtaͤndigen und kalten Sommers, daß auch we- der auf den Feldern noch in den Gaͤrten nichts zu ſeiner Vollkommenheit gelangen konte, es fielen hin und wieder groſſe Schloſſen, welche auf den Feldern groſſen Schaden thaten, und an manchen Orten das Getreyde gantz darnie- der ſchlugen, und obgleich das Korn ſich wie- der in etwas erholte, auch neue Aehren hervor kamen und Koͤrner bekam, ſo war doch der meiſte Theil die ſchwartzen Mutter-Koͤrner, und zugleich mit einem ſolchen ſtarcken gifti- gen Mehl-Thau beſudelt, daß hernach groſſe Kranckheiten entſtunden, ſonderlich graßirte der Krampf und Gicht-Kranckheit, welche die Leute gantz zuſammen zog und verdrehte, oder wurden gantz raſend, ja viele ſturben ſo bald ſie das neue Korn aſſen, daß auch viele Haͤu- ſer und Gemeinden wuͤſte wurden, das Vieh, ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/176
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/176>, abgerufen am 14.05.2024.