Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Das ein und zwanzigste Capitel.
nach Belieben brechen, so viel als er will.
Hinter der Kirchen ist ein kahler Berg, der
Weinberg genannt, auf welchem in alten Zei-
ten ein Weinberg und eine Wind-Mühle, so
dem Schencken gehörig, gestanden. Unten
am Berge liegt ein Brunnen Hanka genannt,
welcher alle Jahr von Johanni bis Michael
trocken ist. Von welchem folgendes erzehlet
wird: Es habe bey diesem Brunnen eine ledi-
ge Weibes-Person aus dem Dorfe jährlich
pflegen Leinwand zu bleichen und sich davon
ernehret, welche Weibes-Person Hanka oder
Anna geheissen, und daher der Brunnen
von ihr Hanka genannt worden, als aber
von ihr eine Rede entstanden, daß sie von
Unzucht schwanger sey, und die Gerichten sie
deshalben vorgenommen, und zur Rede ge-
setzt, habe sie solches geleugnet und gesagt:
Wenn sie schwanger sey, so sollte ihr GOtt
den Brunnen vertrocknen lassen, welches
auch alsbald geschehen, und daher noch alle
Jahr um diese gedachte Zeit vertrocknet.
Nicht weit von dem Dorfe auf der Strasse
nach Camentz zur lincken Hand liegt eine Erb-
Mühle mit einem Gange, so die Bysowenks-
Mühle genennet wird, jetzo ist der dazu gehö-
rige Acker in zwey Theile getheilet, so daß
neben der Mühle noch ein Gärtner wohnet,
welcher ebenfalls nebst der Mühle Bysowen-

kes

Das ein und zwanzigſte Capitel.
nach Belieben brechen, ſo viel als er will.
Hinter der Kirchen iſt ein kahler Berg, der
Weinberg genannt, auf welchem in alten Zei-
ten ein Weinberg und eine Wind-Muͤhle, ſo
dem Schencken gehoͤrig, geſtanden. Unten
am Berge liegt ein Brunnen Hanka genannt,
welcher alle Jahr von Johanni bis Michael
trocken iſt. Von welchem folgendes erzehlet
wird: Es habe bey dieſem Brunnen eine ledi-
ge Weibes-Perſon aus dem Dorfe jaͤhrlich
pflegen Leinwand zu bleichen und ſich davon
ernehret, welche Weibes-Perſon Hanka oder
Anna geheiſſen, und daher der Brunnen
von ihr Hanka genannt worden, als aber
von ihr eine Rede entſtanden, daß ſie von
Unzucht ſchwanger ſey, und die Gerichten ſie
deshalben vorgenommen, und zur Rede ge-
ſetzt, habe ſie ſolches geleugnet und geſagt:
Wenn ſie ſchwanger ſey, ſo ſollte ihr GOtt
den Brunnen vertrocknen laſſen, welches
auch alsbald geſchehen, und daher noch alle
Jahr um dieſe gedachte Zeit vertrocknet.
Nicht weit von dem Dorfe auf der Straſſe
nach Camentz zur lincken Hand liegt eine Erb-
Muͤhle mit einem Gange, ſo die Byſowenks-
Muͤhle genennet wird, jetzo iſt der dazu gehoͤ-
rige Acker in zwey Theile getheilet, ſo daß
neben der Muͤhle noch ein Gaͤrtner wohnet,
welcher ebenfalls nebſt der Muͤhle Byſowen-

kes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0222" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ein und zwanzig&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
nach Belieben brechen, &#x017F;o viel als er will.<lb/>
Hinter der Kirchen i&#x017F;t ein kahler Berg, der<lb/>
Weinberg genannt, auf welchem in alten Zei-<lb/>
ten ein Weinberg und eine Wind-Mu&#x0364;hle, &#x017F;o<lb/>
dem Schencken geho&#x0364;rig, ge&#x017F;tanden. Unten<lb/>
am Berge liegt ein Brunnen Hanka genannt,<lb/>
welcher alle Jahr von Johanni bis Michael<lb/>
trocken i&#x017F;t. Von welchem folgendes erzehlet<lb/>
wird: Es habe bey die&#x017F;em Brunnen eine ledi-<lb/>
ge Weibes-Per&#x017F;on aus dem Dorfe ja&#x0364;hrlich<lb/>
pflegen Leinwand zu bleichen und &#x017F;ich davon<lb/>
ernehret, welche Weibes-Per&#x017F;on Hanka oder<lb/>
Anna gehei&#x017F;&#x017F;en, und daher der Brunnen<lb/>
von ihr Hanka genannt worden, als aber<lb/>
von ihr eine Rede ent&#x017F;tanden, daß &#x017F;ie von<lb/>
Unzucht &#x017F;chwanger &#x017F;ey, und die Gerichten &#x017F;ie<lb/>
deshalben vorgenommen, und zur Rede ge-<lb/>
&#x017F;etzt, habe &#x017F;ie &#x017F;olches geleugnet und ge&#x017F;agt:<lb/>
Wenn &#x017F;ie &#x017F;chwanger &#x017F;ey, &#x017F;o &#x017F;ollte ihr GOtt<lb/>
den Brunnen vertrocknen la&#x017F;&#x017F;en, welches<lb/>
auch alsbald ge&#x017F;chehen, und daher noch alle<lb/>
Jahr um die&#x017F;e gedachte Zeit vertrocknet.<lb/>
Nicht weit von dem Dorfe auf der Stra&#x017F;&#x017F;e<lb/>
nach Camentz zur lincken Hand liegt eine Erb-<lb/>
Mu&#x0364;hle mit einem Gange, &#x017F;o die By&#x017F;owenks-<lb/>
Mu&#x0364;hle genennet wird, jetzo i&#x017F;t der dazu geho&#x0364;-<lb/>
rige Acker in zwey Theile getheilet, &#x017F;o daß<lb/>
neben der Mu&#x0364;hle noch ein Ga&#x0364;rtner wohnet,<lb/>
welcher ebenfalls neb&#x017F;t der Mu&#x0364;hle By&#x017F;owen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0222] Das ein und zwanzigſte Capitel. nach Belieben brechen, ſo viel als er will. Hinter der Kirchen iſt ein kahler Berg, der Weinberg genannt, auf welchem in alten Zei- ten ein Weinberg und eine Wind-Muͤhle, ſo dem Schencken gehoͤrig, geſtanden. Unten am Berge liegt ein Brunnen Hanka genannt, welcher alle Jahr von Johanni bis Michael trocken iſt. Von welchem folgendes erzehlet wird: Es habe bey dieſem Brunnen eine ledi- ge Weibes-Perſon aus dem Dorfe jaͤhrlich pflegen Leinwand zu bleichen und ſich davon ernehret, welche Weibes-Perſon Hanka oder Anna geheiſſen, und daher der Brunnen von ihr Hanka genannt worden, als aber von ihr eine Rede entſtanden, daß ſie von Unzucht ſchwanger ſey, und die Gerichten ſie deshalben vorgenommen, und zur Rede ge- ſetzt, habe ſie ſolches geleugnet und geſagt: Wenn ſie ſchwanger ſey, ſo ſollte ihr GOtt den Brunnen vertrocknen laſſen, welches auch alsbald geſchehen, und daher noch alle Jahr um dieſe gedachte Zeit vertrocknet. Nicht weit von dem Dorfe auf der Straſſe nach Camentz zur lincken Hand liegt eine Erb- Muͤhle mit einem Gange, ſo die Byſowenks- Muͤhle genennet wird, jetzo iſt der dazu gehoͤ- rige Acker in zwey Theile getheilet, ſo daß neben der Muͤhle noch ein Gaͤrtner wohnet, welcher ebenfalls nebſt der Muͤhle Byſowen- kes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/222
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/222>, abgerufen am 15.05.2024.