Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.Anhang. machet die Thüren und Fenster-Laden feste zuund fänget an erbärmiglich zu winseln, der Nachbar höret solches, gehet hin, siehet zwi- schen der Thür durch, und wird gewahr, wie Vetter in der Hinter-Thür stehet, und einen Strick in der Hand hat, der Nachbar giebt ihm gute Worte, er solle aufmachen, als er sich aber wegert solches zu thun, drohet er ihm die Thüre aufzuschlagen, hierauf komt er, wirft den Strick auf die Seite, decket ihn mit ei- nem grossen Tuche zu und macht die Thüre auf, es kommen noch andre Leute von der Gas- se herzu, fragen ihn, warum er sich hengen wol- len, finden den Strick und dabey ein Scheer- Messer, der stellet sich als ob er nicht wohl bey Sinne wäre und saget, weil sein Weib ihm entlauffen und ihr Bruder ihm noch dazu alles Ubel anthäte, so müste er sich selbst das Leben nehmen. Er wurde darauf eine zeitlang Tag und Nacht bewachet. 1721 den 15 May warf er nach seiner Frauen mit einem Steine, daß sie den neunten Tag darauf starb. Er kam in Arrest, nachdem aber bey der Besichtigung befunden wurde, daß sie nicht von dem Stein- Wurf, sondern an einer Blut-Stürtzung ge- storben, so ward er wieder loßgelassen. Mit seiner andern Frau führete er ebenfalls ein übeles Leben, und ob sie gleich oft vor de- nen Herren Geistlichen waren, so halfen doch
Anhang. machet die Thuͤren und Fenſter-Laden feſte zuund faͤnget an erbaͤrmiglich zu winſeln, der Nachbar hoͤret ſolches, gehet hin, ſiehet zwi- ſchen der Thuͤr durch, und wird gewahr, wie Vetter in der Hinter-Thuͤr ſtehet, und einen Strick in der Hand hat, der Nachbar giebt ihm gute Worte, er ſolle aufmachen, als er ſich aber wegert ſolches zu thun, drohet er ihm die Thuͤre aufzuſchlagen, hierauf komt er, wirft den Strick auf die Seite, decket ihn mit ei- nem groſſen Tuche zu und macht die Thuͤre auf, es kommen noch andre Leute von der Gaſ- ſe herzu, fragen ihn, warum er ſich hengen wol- len, finden den Strick und dabey ein Scheer- Meſſer, der ſtellet ſich als ob er nicht wohl bey Sinne waͤre und ſaget, weil ſein Weib ihm entlauffen und ihr Bruder ihm noch dazu alles Ubel anthaͤte, ſo muͤſte er ſich ſelbſt das Leben nehmen. Er wurde darauf eine zeitlang Tag und Nacht bewachet. 1721 den 15 May warf er nach ſeiner Frauen mit einem Steine, daß ſie den neunten Tag darauf ſtarb. Er kam in Arreſt, nachdem aber bey der Beſichtigung befunden wurde, daß ſie nicht von dem Stein- Wurf, ſondern an einer Blut-Stuͤrtzung ge- ſtorben, ſo ward er wieder loßgelaſſen. Mit ſeiner andern Frau fuͤhrete er ebenfalls ein uͤbeles Leben, und ob ſie gleich oft vor de- nen Herren Geiſtlichen waren, ſo halfen doch
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Anhang.
machet die Thuͤren und Fenſter-Laden feſte zu
und faͤnget an erbaͤrmiglich zu winſeln, der
Nachbar hoͤret ſolches, gehet hin, ſiehet zwi-
ſchen der Thuͤr durch, und wird gewahr, wie
Vetter in der Hinter-Thuͤr ſtehet, und einen
Strick in der Hand hat, der Nachbar giebt
ihm gute Worte, er ſolle aufmachen, als er ſich
aber wegert ſolches zu thun, drohet er ihm die
Thuͤre aufzuſchlagen, hierauf komt er, wirft
den Strick auf die Seite, decket ihn mit ei-
nem groſſen Tuche zu und macht die Thuͤre
auf, es kommen noch andre Leute von der Gaſ-
ſe herzu, fragen ihn, warum er ſich hengen wol-
len, finden den Strick und dabey ein Scheer-
Meſſer, der ſtellet ſich als ob er nicht wohl bey
Sinne waͤre und ſaget, weil ſein Weib ihm
entlauffen und ihr Bruder ihm noch dazu alles
Ubel anthaͤte, ſo muͤſte er ſich ſelbſt das Leben
nehmen. Er wurde darauf eine zeitlang Tag
und Nacht bewachet. 1721 den 15 May warf
er nach ſeiner Frauen mit einem Steine, daß
ſie den neunten Tag darauf ſtarb. Er kam in
Arreſt, nachdem aber bey der Beſichtigung
befunden wurde, daß ſie nicht von dem Stein-
Wurf, ſondern an einer Blut-Stuͤrtzung ge-
ſtorben, ſo ward er wieder loßgelaſſen. Mit
ſeiner andern Frau fuͤhrete er ebenfalls ein
uͤbeles Leben, und ob ſie gleich oft vor de-
nen Herren Geiſtlichen waren, ſo halfen
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