Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zu zucken in das gereichte Blatt und flüsterte dann in seinem leisen Tone: Vuifflans? ... Dein Vater hat mir sein Versprechen gehalten; ich halte das meinige. ... Eins mit dir im Leben und Sterben, Julia. Ich nehme die Gnadenbedingung an, Herr Commandant. -- Noch am nämlichen Tage schickte der Commandant durch einen besonderen Boten einen Bericht an den geheimen Rath nach Bern. In demselben wurde mitgetheilt, der Haarkräusler Theobald Meyer aus Köln, der wegen der Listen, durch die er eine hohe Standesfamilie der Republik in Kummer und Schande zu bringen beabsichtigt, zu lebenslänglicher Haft verurtheilt gewesen, habe zwar die ihm angebotene Gnade willig angenommen, sei aber dem Hatschierer, der ihn über die Grenze zu bringen beauftragt worden, alsbald entsprungen und habe sich in die Aare gestürzt. Bis zur Stunde habe seine Leiche noch nicht aufgefunden werden können. zu zucken in das gereichte Blatt und flüsterte dann in seinem leisen Tone: Vuifflans? … Dein Vater hat mir sein Versprechen gehalten; ich halte das meinige. … Eins mit dir im Leben und Sterben, Julia. Ich nehme die Gnadenbedingung an, Herr Commandant. — Noch am nämlichen Tage schickte der Commandant durch einen besonderen Boten einen Bericht an den geheimen Rath nach Bern. In demselben wurde mitgetheilt, der Haarkräusler Theobald Meyer aus Köln, der wegen der Listen, durch die er eine hohe Standesfamilie der Republik in Kummer und Schande zu bringen beabsichtigt, zu lebenslänglicher Haft verurtheilt gewesen, habe zwar die ihm angebotene Gnade willig angenommen, sei aber dem Hatschierer, der ihn über die Grenze zu bringen beauftragt worden, alsbald entsprungen und habe sich in die Aare gestürzt. Bis zur Stunde habe seine Leiche noch nicht aufgefunden werden können. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0109"/> zu zucken in das gereichte Blatt und flüsterte dann in seinem leisen Tone: Vuifflans? … Dein Vater hat mir sein Versprechen gehalten; ich halte das meinige. … Eins mit dir im Leben und <hi rendition="#g">Sterben</hi>, Julia. Ich nehme die Gnadenbedingung an, Herr Commandant. —</p><lb/> <p>Noch am nämlichen Tage schickte der Commandant durch einen besonderen Boten einen Bericht an den geheimen Rath nach Bern. In demselben wurde mitgetheilt, der Haarkräusler Theobald Meyer aus Köln, der wegen der Listen, durch die er eine hohe Standesfamilie der Republik in Kummer und Schande zu bringen beabsichtigt, zu lebenslänglicher Haft verurtheilt gewesen, habe zwar die ihm angebotene Gnade willig angenommen, sei aber dem Hatschierer, der ihn über die Grenze zu bringen beauftragt worden, alsbald entsprungen und habe sich in die Aare gestürzt. Bis zur Stunde habe seine Leiche noch nicht aufgefunden werden können.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
zu zucken in das gereichte Blatt und flüsterte dann in seinem leisen Tone: Vuifflans? … Dein Vater hat mir sein Versprechen gehalten; ich halte das meinige. … Eins mit dir im Leben und Sterben, Julia. Ich nehme die Gnadenbedingung an, Herr Commandant. —
Noch am nämlichen Tage schickte der Commandant durch einen besonderen Boten einen Bericht an den geheimen Rath nach Bern. In demselben wurde mitgetheilt, der Haarkräusler Theobald Meyer aus Köln, der wegen der Listen, durch die er eine hohe Standesfamilie der Republik in Kummer und Schande zu bringen beabsichtigt, zu lebenslänglicher Haft verurtheilt gewesen, habe zwar die ihm angebotene Gnade willig angenommen, sei aber dem Hatschierer, der ihn über die Grenze zu bringen beauftragt worden, alsbald entsprungen und habe sich in die Aare gestürzt. Bis zur Stunde habe seine Leiche noch nicht aufgefunden werden können.
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