Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.und fuhr daher nach einem Augenblicke fort: Die Rädelsführer ... ja, abgethan; aber wir wissen noch nicht, wie weit die Schelmerei Wurzeln getrieben; darum nehme Er die Büchse, Meyer, und diese Klinge da und geh' Er zum Rathhaus hinüber, dort wird Er das Weitere vernehmen ... ich komme bald selbst nach. Gnädiger Herr, erwiderte Theobald nach kurzem Besinnen, ich bin mit den Verhältnissen der hiesigen Bürgerschaft zu wenig bekannt, als daß ich mit gutem Gewissen Eurem Ansinnen Folge leisten könnte; Ihr werdet das von mir, dem Fremden, begreiflich finden. Aber gebt mir die Waffen mit der Erlaubniß, mich an Eurer Hausthüre aufzustellen; ich schwör' Euch, es wird kein Feind die Schwelle überschreiten, er müßte denn über meine Leiche gehen. Der Oberst hatte den Sprecher über diese Worte halb verwundert, halb drohend angeschaut. Ist das Sein Ernst? ... Er will nicht? -- rief er endlich. Nicht anders, als ich gesagt habe, erwiderte Theobald ruhig; gebt mir die Erlaubniß zu meinem Anerbieten, gnädiger Herr. Der Oberst hob rasch den Degen, den er in der Hand gehalten, empor, ließ ihn aber augenblicklich wieder sinken und warf ihn in den Schrank zurück. Art läßt nicht von Art, schrie er dann, auch die Büchse wieder zurückstellend; pack' Er sich, Sohn des Thürhüters! und fuhr daher nach einem Augenblicke fort: Die Rädelsführer … ja, abgethan; aber wir wissen noch nicht, wie weit die Schelmerei Wurzeln getrieben; darum nehme Er die Büchse, Meyer, und diese Klinge da und geh' Er zum Rathhaus hinüber, dort wird Er das Weitere vernehmen … ich komme bald selbst nach. Gnädiger Herr, erwiderte Theobald nach kurzem Besinnen, ich bin mit den Verhältnissen der hiesigen Bürgerschaft zu wenig bekannt, als daß ich mit gutem Gewissen Eurem Ansinnen Folge leisten könnte; Ihr werdet das von mir, dem Fremden, begreiflich finden. Aber gebt mir die Waffen mit der Erlaubniß, mich an Eurer Hausthüre aufzustellen; ich schwör' Euch, es wird kein Feind die Schwelle überschreiten, er müßte denn über meine Leiche gehen. Der Oberst hatte den Sprecher über diese Worte halb verwundert, halb drohend angeschaut. Ist das Sein Ernst? … Er will nicht? — rief er endlich. Nicht anders, als ich gesagt habe, erwiderte Theobald ruhig; gebt mir die Erlaubniß zu meinem Anerbieten, gnädiger Herr. Der Oberst hob rasch den Degen, den er in der Hand gehalten, empor, ließ ihn aber augenblicklich wieder sinken und warf ihn in den Schrank zurück. Art läßt nicht von Art, schrie er dann, auch die Büchse wieder zurückstellend; pack' Er sich, Sohn des Thürhüters! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0056"/> und fuhr daher nach einem Augenblicke fort: Die Rädelsführer … ja, abgethan; aber wir wissen noch nicht, wie weit die Schelmerei Wurzeln getrieben; darum nehme Er die Büchse, Meyer, und diese Klinge da und geh' Er zum Rathhaus hinüber, dort wird Er das Weitere vernehmen … ich komme bald selbst nach.</p><lb/> <p>Gnädiger Herr, erwiderte Theobald nach kurzem Besinnen, ich bin mit den Verhältnissen der hiesigen Bürgerschaft zu wenig bekannt, als daß ich mit gutem Gewissen Eurem Ansinnen Folge leisten könnte; Ihr werdet das von mir, dem Fremden, begreiflich finden. Aber gebt mir die Waffen mit der Erlaubniß, mich an Eurer Hausthüre aufzustellen; ich schwör' Euch, es wird kein Feind die Schwelle überschreiten, er müßte denn über meine Leiche gehen.</p><lb/> <p>Der Oberst hatte den Sprecher über diese Worte halb verwundert, halb drohend angeschaut. Ist das Sein Ernst? … Er will nicht? — rief er endlich.</p><lb/> <p>Nicht anders, als ich gesagt habe, erwiderte Theobald ruhig; gebt mir die Erlaubniß zu meinem Anerbieten, gnädiger Herr.</p><lb/> <p>Der Oberst hob rasch den Degen, den er in der Hand gehalten, empor, ließ ihn aber augenblicklich wieder sinken und warf ihn in den Schrank zurück.</p><lb/> <p>Art läßt nicht von Art, schrie er dann, auch die Büchse wieder zurückstellend; pack' Er sich, Sohn des Thürhüters!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
und fuhr daher nach einem Augenblicke fort: Die Rädelsführer … ja, abgethan; aber wir wissen noch nicht, wie weit die Schelmerei Wurzeln getrieben; darum nehme Er die Büchse, Meyer, und diese Klinge da und geh' Er zum Rathhaus hinüber, dort wird Er das Weitere vernehmen … ich komme bald selbst nach.
Gnädiger Herr, erwiderte Theobald nach kurzem Besinnen, ich bin mit den Verhältnissen der hiesigen Bürgerschaft zu wenig bekannt, als daß ich mit gutem Gewissen Eurem Ansinnen Folge leisten könnte; Ihr werdet das von mir, dem Fremden, begreiflich finden. Aber gebt mir die Waffen mit der Erlaubniß, mich an Eurer Hausthüre aufzustellen; ich schwör' Euch, es wird kein Feind die Schwelle überschreiten, er müßte denn über meine Leiche gehen.
Der Oberst hatte den Sprecher über diese Worte halb verwundert, halb drohend angeschaut. Ist das Sein Ernst? … Er will nicht? — rief er endlich.
Nicht anders, als ich gesagt habe, erwiderte Theobald ruhig; gebt mir die Erlaubniß zu meinem Anerbieten, gnädiger Herr.
Der Oberst hob rasch den Degen, den er in der Hand gehalten, empor, ließ ihn aber augenblicklich wieder sinken und warf ihn in den Schrank zurück.
Art läßt nicht von Art, schrie er dann, auch die Büchse wieder zurückstellend; pack' Er sich, Sohn des Thürhüters!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T15:04:13Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T15:04:13Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |