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Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780.

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und zu den Corneille, den Racine, den Despreaux,
den Bossuets, den Fleschiers, den Pascals, den Fene-
lons
, den Boursaults, den Vaugelas übergehn. Die-
se sind die wahren Väter der französischen Sprache. Sie
haben den Styl gebildet, den Gebrauch der Wörter fest-
gesetzt, die Perioden harmonisch gemacht, und dem bar-
barischen und mißtönenden Dialekt ihrer Vorfahren,
Kraft und Energie gegeben. Man nahm die Werke
dieser schönen Geister mit gröster Begierde und Bey-
fall auf. Was gefällt, wird leicht im Gedächtniß be-
halten. Wer Talent für die Wissenschaften hatte,
ahmte sie nach. Der Styl und Geschmack dieser gros-
sen Männer theilte sich nachher der ganzen Nation mit.
Erlauben Sie mir hier im Vorbeygehn noch die An-
merkung zu machen, daß in Griechenland, in Italien
und in Frankreich die Poeten allemal die ersten waren,
welche ihre Sprache biegsam und harmonisch, und da-
durch auch zur Bearbeitung der Schriftsteller, welche
nach ihnen in Prosa schrieben, fähiger machten.

Gehe ich nach England über, so finde ich dort eben
das Gemählde, wie das von Frankreich und Italien.
Dieses Land wurde zuerst von den Römern, dann von
den Angelsachsen, den Dänen, und endlich von Wil-
helm dem Eroberer, Herzog der Normandie,
erobert.
Aus der Vermischung der Sprachen aller dieser ver-
schiedenen Sieger, zu denen noch die Sprache der Be-
siegten hinzukam, welche noch itzt im Fürstenthum Wal-

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und zu den Corneille, den Racine, den Deſpreaux,
den Boſſuets, den Fleſchiers, den Paſcals, den Fene-
lons
, den Bourſaults, den Vaugelas uͤbergehn. Die-
ſe ſind die wahren Vaͤter der franzoͤſiſchen Sprache. Sie
haben den Styl gebildet, den Gebrauch der Woͤrter feſt-
geſetzt, die Perioden harmoniſch gemacht, und dem bar-
bariſchen und mißtoͤnenden Dialekt ihrer Vorfahren,
Kraft und Energie gegeben. Man nahm die Werke
dieſer ſchoͤnen Geiſter mit groͤſter Begierde und Bey-
fall auf. Was gefaͤllt, wird leicht im Gedaͤchtniß be-
halten. Wer Talent fuͤr die Wiſſenſchaften hatte,
ahmte ſie nach. Der Styl und Geſchmack dieſer groſ-
ſen Maͤnner theilte ſich nachher der ganzen Nation mit.
Erlauben Sie mir hier im Vorbeygehn noch die An-
merkung zu machen, daß in Griechenland, in Italien
und in Frankreich die Poeten allemal die erſten waren,
welche ihre Sprache biegſam und harmoniſch, und da-
durch auch zur Bearbeitung der Schriftſteller, welche
nach ihnen in Proſa ſchrieben, faͤhiger machten.

Gehe ich nach England uͤber, ſo finde ich dort eben
das Gemaͤhlde, wie das von Frankreich und Italien.
Dieſes Land wurde zuerſt von den Roͤmern, dann von
den Angelſachſen, den Daͤnen, und endlich von Wil-
helm dem Eroberer, Herzog der Normandie,
erobert.
Aus der Vermiſchung der Sprachen aller dieſer ver-
ſchiedenen Sieger, zu denen noch die Sprache der Be-
ſiegten hinzukam, welche noch itzt im Fuͤrſtenthum Wal-

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[25/0031] und zu den Corneille, den Racine, den Deſpreaux, den Boſſuets, den Fleſchiers, den Paſcals, den Fene- lons, den Bourſaults, den Vaugelas uͤbergehn. Die- ſe ſind die wahren Vaͤter der franzoͤſiſchen Sprache. Sie haben den Styl gebildet, den Gebrauch der Woͤrter feſt- geſetzt, die Perioden harmoniſch gemacht, und dem bar- bariſchen und mißtoͤnenden Dialekt ihrer Vorfahren, Kraft und Energie gegeben. Man nahm die Werke dieſer ſchoͤnen Geiſter mit groͤſter Begierde und Bey- fall auf. Was gefaͤllt, wird leicht im Gedaͤchtniß be- halten. Wer Talent fuͤr die Wiſſenſchaften hatte, ahmte ſie nach. Der Styl und Geſchmack dieſer groſ- ſen Maͤnner theilte ſich nachher der ganzen Nation mit. Erlauben Sie mir hier im Vorbeygehn noch die An- merkung zu machen, daß in Griechenland, in Italien und in Frankreich die Poeten allemal die erſten waren, welche ihre Sprache biegſam und harmoniſch, und da- durch auch zur Bearbeitung der Schriftſteller, welche nach ihnen in Proſa ſchrieben, faͤhiger machten. Gehe ich nach England uͤber, ſo finde ich dort eben das Gemaͤhlde, wie das von Frankreich und Italien. Dieſes Land wurde zuerſt von den Roͤmern, dann von den Angelſachſen, den Daͤnen, und endlich von Wil- helm dem Eroberer, Herzog der Normandie, erobert. Aus der Vermiſchung der Sprachen aller dieſer ver- ſchiedenen Sieger, zu denen noch die Sprache der Be- ſiegten hinzukam, welche noch itzt im Fuͤrſtenthum Wal- lis B 5

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Zitationshilfe: Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/friedrich_literatur_1780/31>, abgerufen am 24.11.2024.