Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780.von Carl V. an muß besonders unser Professor zeigen, worden
von Carl V. an muß beſonders unſer Profeſſor zeigen, worden
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von Carl V. an muß beſonders unſer Profeſſor zeigen,
daß er Beurtheilungskraft und Geſchicklichkeit be-
ſitze. Von dieſem Zeitpunkt an wird alles intereſſant
und denkwuͤrdig. Daher muß der Lehrer alle Muͤhe
anwenden, die Urſachen der großen Begebenheiten zu
entwickeln. Gleichguͤltig gegen die Perſonen, muß er
das Gute und Boͤſe, wo er es findet, loben und ta-
deln, wie ein jeder daſſelbe verdient. Nun kommt die
Zeit der Religionsunruhen, der Lehrer der Geſchich-
te muß ſie wie ein Philoſoph, beurtheilen. Hierauf
folgen die Kriege, zu welchen jene Unruhen Gelegen-
heit gaben, und Begebenheiten, welche mit der Wuͤr-
de behandelt werden muͤſſen, die ihr großes Intereſſe
erfordert. Schweden, z. E. nimmt im dreyßigjaͤhri-
gen Kriege die Parthey gegen den Kaiſer. Hier muß
alſo der Lehrer zeigen, was Guſtav Adolph bewog,
ſich nach Deutſchland zu begeben; und warum Frank-
reich ſich fuͤr Schweden und die proteſtantiſche Sache
erklaͤrte; aber er muß ſich wohl in Acht nehmen, die alten
Unwahrheiten zu wiederholen, welche gar zu leichtglaͤubi-
ge Geſchichtſchreiber verbreitet haben. Er wird alſo
nicht ſagen, daß Guſtav Adolph von einem deutſchen Fuͤr-
ſten getoͤdtet ſey, der unter ſeiner Armee diente, weil
dieſes Vorgeben durch nichts bewieſen und ganz un-
wahrſcheinlich iſt. Der weſtphaͤliſche Friede verdient
eine noch umſtaͤndlichere Eroͤrterung, weil er die Haupt-
ſtuͤtze der deutſchen Freiheiten und ein Grundgeſetz ge-
worden
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