Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780.langen könte. Auch in Frankreich waren die vortref- der
langen koͤnte. Auch in Frankreich waren die vortref- der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="56"/> langen koͤnte. Auch in <placeName>Frankreich</placeName> waren die vortref-<lb/> lichſten Schriftſteller Zeitgenoſſen der blutigen Kriege<lb/> unter <persName>Ludwig XIV.</persName> Warum, kann man alſo ſagen,<lb/> waren unſre deutſche Kriege ſo viel fuͤrchterlicher fuͤr<lb/> die Wiſſenſchaften, als bey andern Nationen? Es<lb/> wird mir nicht ſchwer ſeyn hierauf zu antworten. In<lb/><placeName>Italien</placeName> haben die Wiſſenſchaften nur zu der Zeit ge-<lb/> bluͤhet, als <hi rendition="#fr"><persName>Lorenz von Medicis</persName></hi>, der <persName>Papſt <hi rendition="#fr">Leo</hi> X.</persName><lb/> und das <hi rendition="#fr">Haus Eſte</hi> ihnen Schutz gaben. Es fielen<lb/> in dieſe Zeit einige voruͤbergehende, aber nicht zerſtoͤ-<lb/> rende Kriege; und <placeName>Italien</placeName>, eiferſuͤchtig auf die Eh-<lb/> re die Wiſſenſchaften wieder hergeſtellt zu haben, un-<lb/> terſtuͤtzte ſie ſo ſehr, als es nur irgend ſeine Kraͤfte er-<lb/> laubten. In <placeName>England</placeName> zielte <persName>Cromwel</persName>s durch den Fa-<lb/> natiſmus unterſtuͤtzte Politik, nur allein auf den Ihren;<lb/> grauſam gegen ſeinen Koͤnig regierte er die Nation<lb/> mit Weisheit. Daher war <placeName>England</placeName>s Handel nie ſo<lb/> bluͤhend als waͤhrend ſeinem Protektorat. <hi rendition="#fr">Der Be-<lb/> hemoth</hi> war auch nur eine Partheyſchrift. <hi rendition="#fr">Das ver-<lb/> lohrne Paradies von <persName>Milton</persName></hi> iſt unſtreitig von hoͤ-<lb/> herem Werth; der Dichter deſſelben beſaß eine unge-<lb/> mein ſtarke Einbildungskraft, und nahm das Sujet<lb/> aus einer der religioͤſen Farcen, die zu ſeiner Zeit noch<lb/> in <placeName>Italien</placeName> geſpielt wurden; aber man muß beſonders<lb/> bemerken, daß <placeName>England</placeName> damals ſchon wieder ruhig<lb/> und in bluͤhendem Wohlſtande war. Der <persName>Canzler<lb/><hi rendition="#fr">Bacon</hi></persName> lebte an dem feinen und aufgeklaͤrten Hofe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0062]
langen koͤnte. Auch in Frankreich waren die vortref-
lichſten Schriftſteller Zeitgenoſſen der blutigen Kriege
unter Ludwig XIV. Warum, kann man alſo ſagen,
waren unſre deutſche Kriege ſo viel fuͤrchterlicher fuͤr
die Wiſſenſchaften, als bey andern Nationen? Es
wird mir nicht ſchwer ſeyn hierauf zu antworten. In
Italien haben die Wiſſenſchaften nur zu der Zeit ge-
bluͤhet, als Lorenz von Medicis, der Papſt Leo X.
und das Haus Eſte ihnen Schutz gaben. Es fielen
in dieſe Zeit einige voruͤbergehende, aber nicht zerſtoͤ-
rende Kriege; und Italien, eiferſuͤchtig auf die Eh-
re die Wiſſenſchaften wieder hergeſtellt zu haben, un-
terſtuͤtzte ſie ſo ſehr, als es nur irgend ſeine Kraͤfte er-
laubten. In England zielte Cromwels durch den Fa-
natiſmus unterſtuͤtzte Politik, nur allein auf den Ihren;
grauſam gegen ſeinen Koͤnig regierte er die Nation
mit Weisheit. Daher war Englands Handel nie ſo
bluͤhend als waͤhrend ſeinem Protektorat. Der Be-
hemoth war auch nur eine Partheyſchrift. Das ver-
lohrne Paradies von Milton iſt unſtreitig von hoͤ-
herem Werth; der Dichter deſſelben beſaß eine unge-
mein ſtarke Einbildungskraft, und nahm das Sujet
aus einer der religioͤſen Farcen, die zu ſeiner Zeit noch
in Italien geſpielt wurden; aber man muß beſonders
bemerken, daß England damals ſchon wieder ruhig
und in bluͤhendem Wohlſtande war. Der Canzler
Bacon lebte an dem feinen und aufgeklaͤrten Hofe
der
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