tert. Nun, nun, sagte er lächelnd, mir flüstert dieß oft eine leise Ahndung zu, doch gehe ich darum nicht weniger muthig dem Feinde ent- gegen. Sage einst Adelen, setzte er ernst hinzu, ich hätte sie geliebt, bis zum letzten Hauch geliebt. Seine Stimme versagte ihm auf einen Augenblick, aber plötzlich richtete er sich mit ru- hig freundlichem Gesichte aus meiner Umar- mung auf. Er schien mir, als ich zu ihm auf- sah, mit einem Mahle um ein beträchtliches größer. Voll aufgeregter Aengstlichkeit warf ich mich in Mucius Arme: flüstert dir die Ahn- dungsstimme auch? fragte ich zitternd. Nur Freudiges verkündigt sie mir, sagte er, und um- schlang mich. Sey ruhig, meine Virginia, das Glück ist dem Muthigen hold! wir werden uns Alle, und freudig, wiedersehn. Der Ausspruch des Geliebten ist ja wie die Stimme von Do- dona, auch in meine Brust rief sie die Hoff- nung zurück.
So brach der Abschiedsmorgen heran. Zum letzten Mahle begrüßte die Sonne bei ihrem
tert. Nun, nun, ſagte er laͤchelnd, mir fluͤſtert dieß oft eine leiſe Ahndung zu, doch gehe ich darum nicht weniger muthig dem Feinde ent- gegen. Sage einſt Adelen, ſetzte er ernſt hinzu, ich haͤtte ſie geliebt, bis zum letzten Hauch geliebt. Seine Stimme verſagte ihm auf einen Augenblick, aber ploͤtzlich richtete er ſich mit ru- hig freundlichem Geſichte aus meiner Umar- mung auf. Er ſchien mir, als ich zu ihm auf- ſah, mit einem Mahle um ein betraͤchtliches groͤßer. Voll aufgeregter Aengſtlichkeit warf ich mich in Mucius Arme: fluͤſtert dir die Ahn- dungsſtimme auch? fragte ich zitternd. Nur Freudiges verkuͤndigt ſie mir, ſagte er, und um- ſchlang mich. Sey ruhig, meine Virginia, das Gluͤck iſt dem Muthigen hold! wir werden uns Alle, und freudig, wiederſehn. Der Ausſpruch des Geliebten iſt ja wie die Stimme von Do- dona, auch in meine Bruſt rief ſie die Hoff- nung zuruͤck.
So brach der Abſchiedsmorgen heran. Zum letzten Mahle begruͤßte die Sonne bei ihrem
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tert. Nun, nun, ſagte er laͤchelnd, mir fluͤſtert
dieß oft eine leiſe Ahndung zu, doch gehe ich
darum nicht weniger muthig dem Feinde ent-
gegen. Sage einſt Adelen, ſetzte er ernſt hinzu,
ich haͤtte ſie geliebt, bis zum letzten Hauch
geliebt. Seine Stimme verſagte ihm auf einen
Augenblick, aber ploͤtzlich richtete er ſich mit ru-
hig freundlichem Geſichte aus meiner Umar-
mung auf. Er ſchien mir, als ich zu ihm auf-
ſah, mit einem Mahle um ein betraͤchtliches
groͤßer. Voll aufgeregter Aengſtlichkeit warf ich
mich in Mucius Arme: fluͤſtert dir die Ahn-
dungsſtimme auch? fragte ich zitternd. Nur
Freudiges verkuͤndigt ſie mir, ſagte er, und um-
ſchlang mich. Sey ruhig, meine Virginia, das
Gluͤck iſt dem Muthigen hold! wir werden uns
Alle, und freudig, wiederſehn. Der Ausſpruch
des Geliebten iſt ja wie die Stimme von Do-
dona, auch in meine Bruſt rief ſie die Hoff-
nung zuruͤck.
So brach der Abſchiedsmorgen heran. Zum
letzten Mahle begruͤßte die Sonne bei ihrem
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/129>, abgerufen am 29.07.2024.
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