Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Aufgang, eine zärtlich vereinte, glückliche Fami- Aufgang, eine zaͤrtlich vereinte, gluͤckliche Fami- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="120"/> Aufgang, eine zaͤrtlich vereinte, gluͤckliche Fami-<lb/> lie. Mein Vater war weich und freundlich,<lb/> meine Mutter blaſſer als je, aber anſcheinend<lb/> ruhig und gefaßt. Emil betrieb lebhaft die Zu-<lb/> ruͤſtungen zur Abreiſe, und laͤchelte jedem von<lb/> uns zu, um uns ſeine Bewegung zu verbergen.<lb/> Mucius, nur mit ſeiner Liebe beſchaͤftigt, wendete<lb/> die aufmerkſamſte Sorgfalt an, meinen Muth<lb/> aufrecht zu halten. Ach ich bedurfte des Bei-<lb/> ſtandes nur zu ſehr! Jn Gefahr, die beiden<lb/> geliebteſten Gegenſtaͤnde meiner Zaͤrtlichkeit auf<lb/> immer zu verlieren, verließ mich mein ſonſtiger<lb/> Heldenſinn und das liebende Maͤdchen kaͤmpfte<lb/> fruchtlos mit ſeinen Thraͤnen. Mein Vater ſah<lb/> den Kampf in meiner Seele, und guͤtig, wie<lb/> er immer war, wollte er mir einen ſtuͤtzenden<lb/> Troſt geben. Zaͤrtlich ergriff er Emils und<lb/> Mucius Haͤnde, und rief mit bewegter Stim-<lb/> me: Meine beiden Soͤhne! O ich bin ein<lb/> reicher Vater! ich weihe an einem Tage zwei<lb/> Soͤhne dem Vaterlande. Seyd einer des an-<lb/> deren Schutzengel, bleibt einander treu mit<lb/> huͤlfreicher Liebe, bleibt euch treu im Leben<lb/> und im Tode! Das Band der Freundſchaft<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0130]
Aufgang, eine zaͤrtlich vereinte, gluͤckliche Fami-
lie. Mein Vater war weich und freundlich,
meine Mutter blaſſer als je, aber anſcheinend
ruhig und gefaßt. Emil betrieb lebhaft die Zu-
ruͤſtungen zur Abreiſe, und laͤchelte jedem von
uns zu, um uns ſeine Bewegung zu verbergen.
Mucius, nur mit ſeiner Liebe beſchaͤftigt, wendete
die aufmerkſamſte Sorgfalt an, meinen Muth
aufrecht zu halten. Ach ich bedurfte des Bei-
ſtandes nur zu ſehr! Jn Gefahr, die beiden
geliebteſten Gegenſtaͤnde meiner Zaͤrtlichkeit auf
immer zu verlieren, verließ mich mein ſonſtiger
Heldenſinn und das liebende Maͤdchen kaͤmpfte
fruchtlos mit ſeinen Thraͤnen. Mein Vater ſah
den Kampf in meiner Seele, und guͤtig, wie
er immer war, wollte er mir einen ſtuͤtzenden
Troſt geben. Zaͤrtlich ergriff er Emils und
Mucius Haͤnde, und rief mit bewegter Stim-
me: Meine beiden Soͤhne! O ich bin ein
reicher Vater! ich weihe an einem Tage zwei
Soͤhne dem Vaterlande. Seyd einer des an-
deren Schutzengel, bleibt einander treu mit
huͤlfreicher Liebe, bleibt euch treu im Leben
und im Tode! Das Band der Freundſchaft
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