Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Meine Mutter sah ihnen unverwandt nach, Als die Schlacht von Eßlingen bekannt Meine Mutter ſah ihnen unverwandt nach, Als die Schlacht von Eßlingen bekannt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0133" n="123"/> <p>Meine Mutter ſah ihnen unverwandt nach,<lb/> und als der Wagen unſern Blicken nicht mehr<lb/> ſichtbar war, ſank ſie ohnmaͤchtig nieder. Die<lb/> Sorge um ſie, und ihre Pflege, zogen meinen<lb/> Vater und mich von unſern eigenen Empfin-<lb/> dungen ab. Wir thaten alles um ſie zu zer-<lb/> ſtreuen und auf zu heitern, aber mit geringem<lb/> Erfolg. Mein Vater beſtand eifrig darauf, die<lb/> unterbrochene Reiſe wieder anzutreten, die Mut-<lb/> ter war aber dazu nicht zu bewegen. Wenn<lb/> Emil wiederkehrt, werde ich von ſelbſt geneſen,<lb/> ſagte ſie, kommt er nicht zuruͤck, nun dann —<lb/> — ſie brach ab, nach einer Pauſe ſetzte ſie hin-<lb/> zu: ich wuͤrde ja an jedem andern Orte ſeine<lb/> Briefe ſpaͤter erhalten. — Dieſe Briefe waren<lb/> von jetzt an die einzige Nahrung, welche die<lb/> ſchwache Flamme ihres Lebens erhielt; unſre<lb/> Liebkoſungen nahm ſie freundlich auf, und er-<lb/> wiederte ſie auch, aber ihre Thraͤnen floſſen<lb/> ſelbſt in den Armen ihres geliebten Gatten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Als die Schlacht von Eßlingen bekannt<lb/> wurde, ſtieg die Angſt meiner Mutter auf das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0133]
Meine Mutter ſah ihnen unverwandt nach,
und als der Wagen unſern Blicken nicht mehr
ſichtbar war, ſank ſie ohnmaͤchtig nieder. Die
Sorge um ſie, und ihre Pflege, zogen meinen
Vater und mich von unſern eigenen Empfin-
dungen ab. Wir thaten alles um ſie zu zer-
ſtreuen und auf zu heitern, aber mit geringem
Erfolg. Mein Vater beſtand eifrig darauf, die
unterbrochene Reiſe wieder anzutreten, die Mut-
ter war aber dazu nicht zu bewegen. Wenn
Emil wiederkehrt, werde ich von ſelbſt geneſen,
ſagte ſie, kommt er nicht zuruͤck, nun dann —
— ſie brach ab, nach einer Pauſe ſetzte ſie hin-
zu: ich wuͤrde ja an jedem andern Orte ſeine
Briefe ſpaͤter erhalten. — Dieſe Briefe waren
von jetzt an die einzige Nahrung, welche die
ſchwache Flamme ihres Lebens erhielt; unſre
Liebkoſungen nahm ſie freundlich auf, und er-
wiederte ſie auch, aber ihre Thraͤnen floſſen
ſelbſt in den Armen ihres geliebten Gatten.
Als die Schlacht von Eßlingen bekannt
wurde, ſtieg die Angſt meiner Mutter auf das
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