Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.nen. Diese einfachen Worte von dem verehrten nen. Dieſe einfachen Worte von dem verehrten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0151" n="141"/> nen. Dieſe einfachen Worte von dem verehrten<lb/> Munde, erhoben meine ſinkende Kraft, ich ver-<lb/> ſchloß meinen Gram tief im Buſen, und ver-<lb/> mochte es, mich huͤlfreich und theilnehmend mit<lb/> meiner ungluͤcklichen Umgebung zu beſchaͤftigen.<lb/> Viel lernt der Menſch im Leiden, es iſt das ei-<lb/> gentliche Seelenbad. Groß iſt die Kraft des<lb/> Menſchen, wenn er nur den Willen hat ſie auf<lb/> zu rufen. Nicht den Schlaͤgen des Schickſals<lb/> erliegt der Muth, er wird nur von der eignen<lb/> Schwaͤche gelaͤhmt. Unſre Ruͤckreiſe war jam-<lb/> mervoll, ſo viel Beruhigung uns auch die wei-<lb/> nende Familie des guten Foͤrſters nachgewuͤnſcht.<lb/> Noch troſtloſer war unſre Ankunft in Chaume-<lb/> rive, in den herzlichen Thraͤnen jedes Einwoh-<lb/> ners ſpiegelte ſich aufs neue, unſer unerſetzlicher<lb/> Verluſt. Meine Mutter kleidete das ganze Haus<lb/> in Trauer, und ließ jeden Morgen eine Seelen-<lb/> meſſe fuͤr den theuren Todten leſen. Ach, die<lb/> Ruhe ihrer eignen Seele ſtellte keine Meſſe her!<lb/> Mein Vater ließ ſie gewaͤhren, ſo wie er die ihr<lb/> anerzogenen Begriffe nie beſtritt. Er hatte den<lb/> Grundſatz, uͤberſinnliche Dinge muͤſſe Jeder nach<lb/> ſeiner Einſicht abmachen. Seine eigne Ueber-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0151]
nen. Dieſe einfachen Worte von dem verehrten
Munde, erhoben meine ſinkende Kraft, ich ver-
ſchloß meinen Gram tief im Buſen, und ver-
mochte es, mich huͤlfreich und theilnehmend mit
meiner ungluͤcklichen Umgebung zu beſchaͤftigen.
Viel lernt der Menſch im Leiden, es iſt das ei-
gentliche Seelenbad. Groß iſt die Kraft des
Menſchen, wenn er nur den Willen hat ſie auf
zu rufen. Nicht den Schlaͤgen des Schickſals
erliegt der Muth, er wird nur von der eignen
Schwaͤche gelaͤhmt. Unſre Ruͤckreiſe war jam-
mervoll, ſo viel Beruhigung uns auch die wei-
nende Familie des guten Foͤrſters nachgewuͤnſcht.
Noch troſtloſer war unſre Ankunft in Chaume-
rive, in den herzlichen Thraͤnen jedes Einwoh-
ners ſpiegelte ſich aufs neue, unſer unerſetzlicher
Verluſt. Meine Mutter kleidete das ganze Haus
in Trauer, und ließ jeden Morgen eine Seelen-
meſſe fuͤr den theuren Todten leſen. Ach, die
Ruhe ihrer eignen Seele ſtellte keine Meſſe her!
Mein Vater ließ ſie gewaͤhren, ſo wie er die ihr
anerzogenen Begriffe nie beſtritt. Er hatte den
Grundſatz, uͤberſinnliche Dinge muͤſſe Jeder nach
ſeiner Einſicht abmachen. Seine eigne Ueber-
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