Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Kraft verweisen würde! Die feste Gesundheit, Kraft verweiſen wuͤrde! Die feſte Geſundheit, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="149"/> Kraft verweiſen wuͤrde! Die feſte Geſundheit,<lb/> und die noch jugendliche Kraft meines Vaters ga-<lb/> ben mir kindliche Sicherheit, und Ruhe, Zufrie-<lb/> denheit und Wohlſeyn herrſchten in dem ganzen<lb/> mir bekannten Lebenskreiſe. Haͤtte ich es den-<lb/> ken koͤnnen, daß dieß mein letzter froher Fruͤh-<lb/> ling, wenigſtens der letzte, auf meines Frank-<lb/> reichs lieben Fluren, in den bluͤhenden Thaͤlern mei-<lb/> ner ſchoͤnen Provence ſeyn wuͤrde? denken konnte<lb/> ich es nicht, aber meine Seele ſchien ein dunkles<lb/> Vorgefuͤhl zu hegen. Denn liebender, als je, hing<lb/> ich mich an jeden mir irgend werthen Gegen-<lb/> ſtand, als koͤnnte er mir uͤber Nacht entriſſen<lb/> werden. Mit durſtigen Zuͤgen trank’ ich jede<lb/> Naturſchoͤnheit, jede Fruͤhlingsluſt, wie der hei-<lb/> tere Sterbende noch begierig den Duft der Bluͤ-<lb/> then und die Strahlen des Lichts empfaͤngt.<lb/> Selbſt da blieb ich noch lebensfroh, als ſchon<lb/> mein Vater bisweilen beſorgt den Kopf ſchuͤt-<lb/> telte. Jch hoͤrte wohl von einem neuen Krie-<lb/> geszuge gegen Norden, aber ich hatte ja dabei<lb/> nichts zu verlieren. Jch war unter Kriegern<lb/> aufgewachſen, wie Frankreichs ganze Jugend; uns<lb/> konnte das Wort Krieg nicht in dem Grade erſchrek-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0159]
Kraft verweiſen wuͤrde! Die feſte Geſundheit,
und die noch jugendliche Kraft meines Vaters ga-
ben mir kindliche Sicherheit, und Ruhe, Zufrie-
denheit und Wohlſeyn herrſchten in dem ganzen
mir bekannten Lebenskreiſe. Haͤtte ich es den-
ken koͤnnen, daß dieß mein letzter froher Fruͤh-
ling, wenigſtens der letzte, auf meines Frank-
reichs lieben Fluren, in den bluͤhenden Thaͤlern mei-
ner ſchoͤnen Provence ſeyn wuͤrde? denken konnte
ich es nicht, aber meine Seele ſchien ein dunkles
Vorgefuͤhl zu hegen. Denn liebender, als je, hing
ich mich an jeden mir irgend werthen Gegen-
ſtand, als koͤnnte er mir uͤber Nacht entriſſen
werden. Mit durſtigen Zuͤgen trank’ ich jede
Naturſchoͤnheit, jede Fruͤhlingsluſt, wie der hei-
tere Sterbende noch begierig den Duft der Bluͤ-
then und die Strahlen des Lichts empfaͤngt.
Selbſt da blieb ich noch lebensfroh, als ſchon
mein Vater bisweilen beſorgt den Kopf ſchuͤt-
telte. Jch hoͤrte wohl von einem neuen Krie-
geszuge gegen Norden, aber ich hatte ja dabei
nichts zu verlieren. Jch war unter Kriegern
aufgewachſen, wie Frankreichs ganze Jugend; uns
konnte das Wort Krieg nicht in dem Grade erſchrek-
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