Die Nachricht traf wie ein Donnerschlag das ganze Reich. Jch erstarrte vor Schrecken und Graus. Selig sind die Todten! rief ich mit aufgehobnen Armen: sie haben diese Tage nicht gesehen. Wohl sind sie selig zu preisen! sagte mein Vater, und Thränen benetzten sein männ- liches Auge. Frankreichs Heldenblüthe gefallen, sein kriegerischer Ruhm befleckt! o Tage des Jammers! Aber nichts nützen weibische Thrä- nen, -- fuhr er fort, sich die Augen trocknend -- es muß gehandelt werden, daß wir uns wieder aufrichten von dem tiefen Fall. Jn den Ta- gen der Gefahr muß jeder sich um so fester an den Führer schließen; nur vereinter, muthiger Wille und aufopfernder Sinn können retten, wo Klügeln und Absondern ins Verderben führen.
Sein männlicher Sinn, wurde bald der allge- meine, wenigstens dem Anscheine nach. Der unglückliche Kaiser fand ein treues Volk wieder, welches seinen eigenen Schmerz vergaß, um den verehrten Herrscher zu trösten. Er hatte nichts verloren.
Ein neues Heer zog bald dem nahenden Feinde entgegen und, in gespannter Erwartung,
Die Nachricht traf wie ein Donnerſchlag das ganze Reich. Jch erſtarrte vor Schrecken und Graus. Selig ſind die Todten! rief ich mit aufgehobnen Armen: ſie haben dieſe Tage nicht geſehen. Wohl ſind ſie ſelig zu preiſen! ſagte mein Vater, und Thraͤnen benetzten ſein maͤnn- liches Auge. Frankreichs Heldenbluͤthe gefallen, ſein kriegeriſcher Ruhm befleckt! o Tage des Jammers! Aber nichts nuͤtzen weibiſche Thraͤ- nen, — fuhr er fort, ſich die Augen trocknend — es muß gehandelt werden, daß wir uns wieder aufrichten von dem tiefen Fall. Jn den Ta- gen der Gefahr muß jeder ſich um ſo feſter an den Fuͤhrer ſchließen; nur vereinter, muthiger Wille und aufopfernder Sinn koͤnnen retten, wo Kluͤgeln und Abſondern ins Verderben fuͤhren.
Sein maͤnnlicher Sinn, wurde bald der allge- meine, wenigſtens dem Anſcheine nach. Der ungluͤckliche Kaiſer fand ein treues Volk wieder, welches ſeinen eigenen Schmerz vergaß, um den verehrten Herrſcher zu troͤſten. Er hatte nichts verloren.
Ein neues Heer zog bald dem nahenden Feinde entgegen und, in geſpannter Erwartung,
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Die Nachricht traf wie ein Donnerſchlag das
ganze Reich. Jch erſtarrte vor Schrecken und
Graus. Selig ſind die Todten! rief ich mit
aufgehobnen Armen: ſie haben dieſe Tage nicht
geſehen. Wohl ſind ſie ſelig zu preiſen! ſagte
mein Vater, und Thraͤnen benetzten ſein maͤnn-
liches Auge. Frankreichs Heldenbluͤthe gefallen,
ſein kriegeriſcher Ruhm befleckt! o Tage des
Jammers! Aber nichts nuͤtzen weibiſche Thraͤ-
nen, — fuhr er fort, ſich die Augen trocknend —
es muß gehandelt werden, daß wir uns wieder
aufrichten von dem tiefen Fall. Jn den Ta-
gen der Gefahr muß jeder ſich um ſo feſter an
den Fuͤhrer ſchließen; nur vereinter, muthiger
Wille und aufopfernder Sinn koͤnnen retten, wo
Kluͤgeln und Abſondern ins Verderben fuͤhren.
Sein maͤnnlicher Sinn, wurde bald der allge-
meine, wenigſtens dem Anſcheine nach. Der
ungluͤckliche Kaiſer fand ein treues Volk wieder,
welches ſeinen eigenen Schmerz vergaß, um den
verehrten Herrſcher zu troͤſten. Er hatte nichts
verloren.
Ein neues Heer zog bald dem nahenden
Feinde entgegen und, in geſpannter Erwartung,
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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