Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.sie ein Mann, sie würde bleiben und kämpfen; ſie ein Mann, ſie wuͤrde bleiben und kaͤmpfen; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="10"/> ſie ein Mann, ſie wuͤrde bleiben und kaͤmpfen;<lb/> vielleicht koͤnnte ſie dir noch etwas nuͤtzen, und<lb/> waͤrs auch nur mit ihrem Blute. Aber ein<lb/> Weib, ein unterjochtes Weib? qualvolles, nutz-<lb/> loſes Leben; da zu ſtehen im Kampf der<lb/> Parteien, beobachtet in jeder Miene, gemiß-<lb/> handelt um jeder unfreiwilligen Thraͤne, bearg-<lb/> wohnt um jedes Wort, am meiſten beim dul-<lb/> denden Schweigen! Nein, Vaterland, ich muß<lb/> dich verlaſſen! Schweigen koͤnnte ich. Aber<lb/> nein, ich ſoll reden, reden in ihrem Sinne.<lb/> Nicht genug. Eine Bekehrungsgeſchichte mei-<lb/> nes Jnnern muͤßte ich erluͤgen, verdammend<lb/> anklagen meine angebohrnen Gefuͤhle, abſchwoͤ-<lb/> rend darthun die ererbten Anſichten meines<lb/> trefflichen Vaters. Ungluͤckliches Weib! Der<lb/> Mann kaͤmpft fuͤr ſeine Meinung und macht<lb/> ſich Bahn; das Weib ſoll keine Meinung ha-<lb/> ben. — Wie oft, froͤhliche Adele, habe ich Dich<lb/> beneidet, daß Deine Gedanken nur den en-<lb/> gen Raum zwiſchen der letzten Oper und dem<lb/> naͤchſten Ball durchliefen; und doch ſtrafte mich<lb/> ſogleich ein (wie mir ſchien) beſſeres Selbſt-<lb/> gefuͤhl. Du begriffſt mich nicht, wenn Du meine<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0018]
ſie ein Mann, ſie wuͤrde bleiben und kaͤmpfen;
vielleicht koͤnnte ſie dir noch etwas nuͤtzen, und
waͤrs auch nur mit ihrem Blute. Aber ein
Weib, ein unterjochtes Weib? qualvolles, nutz-
loſes Leben; da zu ſtehen im Kampf der
Parteien, beobachtet in jeder Miene, gemiß-
handelt um jeder unfreiwilligen Thraͤne, bearg-
wohnt um jedes Wort, am meiſten beim dul-
denden Schweigen! Nein, Vaterland, ich muß
dich verlaſſen! Schweigen koͤnnte ich. Aber
nein, ich ſoll reden, reden in ihrem Sinne.
Nicht genug. Eine Bekehrungsgeſchichte mei-
nes Jnnern muͤßte ich erluͤgen, verdammend
anklagen meine angebohrnen Gefuͤhle, abſchwoͤ-
rend darthun die ererbten Anſichten meines
trefflichen Vaters. Ungluͤckliches Weib! Der
Mann kaͤmpft fuͤr ſeine Meinung und macht
ſich Bahn; das Weib ſoll keine Meinung ha-
ben. — Wie oft, froͤhliche Adele, habe ich Dich
beneidet, daß Deine Gedanken nur den en-
gen Raum zwiſchen der letzten Oper und dem
naͤchſten Ball durchliefen; und doch ſtrafte mich
ſogleich ein (wie mir ſchien) beſſeres Selbſt-
gefuͤhl. Du begriffſt mich nicht, wenn Du meine
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