Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Wange erblassen, mein Auge weinen sahst; Wange erblaſſen, mein Auge weinen ſahſt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019" n="11"/> Wange erblaſſen, mein Auge weinen ſahſt;<lb/> doch liebten wir uns ſo herzlich, Du mit dem<lb/> kindlich unbekuͤmmerten Gemuͤth, ich mit der<lb/> Erkenntniß, daß nur zufaͤllige Umſtaͤnde uns ſo<lb/> verſchieden gebildet, und Liebe und Guͤte, ſelbſt<lb/> das ungleichſte binden koͤnnen. O, meine Adele!<lb/> noch immer ſeh ich Dich, als Du zum erſten Mahl<lb/> uͤbers Meer heruͤber gekommen warſt, und an<lb/> der Hand Deiner Mutter in unſer Zimmer tra-<lb/> teſt, ein freundliches, engelſchoͤnes Kind, kaum<lb/> acht Jahr alt. Wie flog mein Herz Dir da<lb/> entgegen, der juͤngeren lieblichen Schweſter; wie<lb/> dankte ich dem Vater, daß er Euch durch ſei-<lb/> nen raſtloſen Eifer die Ruͤckkehr bewirkt. O,<lb/> waͤret Jhr doch nimmer wieder geſchieden!<lb/> Dann haͤtteſt Du mich ganz verſtehen lernen<lb/> mit zunehmenden Jahren, und ſpaͤtere Ereig-<lb/> niſſe waͤren dir nicht unbekannt. So aber riß<lb/> die Lebenswoge uns ſchon wieder aus einander,<lb/> als du kaum das zwoͤlfte Jahr vollendet, und<lb/> dem ſeltenen, gefaͤhrlichen Briefwechſel war<lb/> nichts bedeutendes zu vertrauen, weniger noch<lb/> dem ſtets beobachteten Geſpraͤch in den letzten<lb/> Monden unſerer Wiedervereinigung. Und doch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0019]
Wange erblaſſen, mein Auge weinen ſahſt;
doch liebten wir uns ſo herzlich, Du mit dem
kindlich unbekuͤmmerten Gemuͤth, ich mit der
Erkenntniß, daß nur zufaͤllige Umſtaͤnde uns ſo
verſchieden gebildet, und Liebe und Guͤte, ſelbſt
das ungleichſte binden koͤnnen. O, meine Adele!
noch immer ſeh ich Dich, als Du zum erſten Mahl
uͤbers Meer heruͤber gekommen warſt, und an
der Hand Deiner Mutter in unſer Zimmer tra-
teſt, ein freundliches, engelſchoͤnes Kind, kaum
acht Jahr alt. Wie flog mein Herz Dir da
entgegen, der juͤngeren lieblichen Schweſter; wie
dankte ich dem Vater, daß er Euch durch ſei-
nen raſtloſen Eifer die Ruͤckkehr bewirkt. O,
waͤret Jhr doch nimmer wieder geſchieden!
Dann haͤtteſt Du mich ganz verſtehen lernen
mit zunehmenden Jahren, und ſpaͤtere Ereig-
niſſe waͤren dir nicht unbekannt. So aber riß
die Lebenswoge uns ſchon wieder aus einander,
als du kaum das zwoͤlfte Jahr vollendet, und
dem ſeltenen, gefaͤhrlichen Briefwechſel war
nichts bedeutendes zu vertrauen, weniger noch
dem ſtets beobachteten Geſpraͤch in den letzten
Monden unſerer Wiedervereinigung. Und doch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |