Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Herrn mit ihrem letzten Blutstropfen verthei- Herrn mit ihrem letzten Blutstropfen verthei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0044" n="36"/> Herrn mit ihrem letzten Blutstropfen verthei-<lb/> digen; man donnert ſie im Namen des Koͤ-<lb/> nigs zuruͤck, der Wagen wird verſchloſſen, und<lb/> dahin rollt er unaufhaltſam der furchtbaren Ba-<lb/> ſtille zu. Mein Vater, mein armer betaͤubter<lb/> Vater allein, und fuͤr den Augenblick ohne Aus-<lb/> ſicht auf Rettung. Aber er hatte eine maͤnn-<lb/> liche Seele, und dieſe verzweifelt nie. Der<lb/> Mann wagt auch den mißlichſten Kampf mit<lb/> dem Schickſal, und gibt die Hoffnung des<lb/> Sieges nur mit dem letzten Lebensfunken auf.<lb/> Wer vermoͤchte aber wohl die Verzweiflung<lb/> ſeiner ungluͤcklichen Klara zu ſchildern, als<lb/> ſie von ihrer tiefen Ohnmacht erwachte! Noch<lb/> nach ſpaͤten Jahren gerieth ſie außer ſich,<lb/> wenn ſie von dieſer fuͤrchterlichen Nacht ſprach.<lb/> Sie umklammerte dann unwillkuͤhrlich meinen<lb/> Vater mit krampfhafter Staͤrke, als fuͤrchte<lb/> ſie, ihn aufs neue zu verlieren, und Thraͤ-<lb/> nen und Kuͤſſe uͤberſtroͤmten ſein Geſicht.<lb/> Damals fehlte der Ungluͤcklichen ſogar die<lb/> Wohlthat der Thraͤnen. Stumm, gleich ei-<lb/> nem Marmorbilde, ſaß ſie da. Jhre Kam-<lb/> merfrau handelte an ihrer Statt, und ſandte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0044]
Herrn mit ihrem letzten Blutstropfen verthei-
digen; man donnert ſie im Namen des Koͤ-
nigs zuruͤck, der Wagen wird verſchloſſen, und
dahin rollt er unaufhaltſam der furchtbaren Ba-
ſtille zu. Mein Vater, mein armer betaͤubter
Vater allein, und fuͤr den Augenblick ohne Aus-
ſicht auf Rettung. Aber er hatte eine maͤnn-
liche Seele, und dieſe verzweifelt nie. Der
Mann wagt auch den mißlichſten Kampf mit
dem Schickſal, und gibt die Hoffnung des
Sieges nur mit dem letzten Lebensfunken auf.
Wer vermoͤchte aber wohl die Verzweiflung
ſeiner ungluͤcklichen Klara zu ſchildern, als
ſie von ihrer tiefen Ohnmacht erwachte! Noch
nach ſpaͤten Jahren gerieth ſie außer ſich,
wenn ſie von dieſer fuͤrchterlichen Nacht ſprach.
Sie umklammerte dann unwillkuͤhrlich meinen
Vater mit krampfhafter Staͤrke, als fuͤrchte
ſie, ihn aufs neue zu verlieren, und Thraͤ-
nen und Kuͤſſe uͤberſtroͤmten ſein Geſicht.
Damals fehlte der Ungluͤcklichen ſogar die
Wohlthat der Thraͤnen. Stumm, gleich ei-
nem Marmorbilde, ſaß ſie da. Jhre Kam-
merfrau handelte an ihrer Statt, und ſandte
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