Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Mit diesem geliebten Bruder schien der Ge- Mit dieſem geliebten Bruder ſchien der Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0076" n="66"/> <p>Mit dieſem geliebten Bruder ſchien der Ge-<lb/> nius der Freude aus unſerem Hauſe gewichen.<lb/> Weine Mutter vergrub ſich, um ihrem Schmerze<lb/> zu entfliehen, nur tiefer in Geſchaͤfte. Sie fing<lb/> an ſehr mißfaͤllig zu bemerken, daß mir ein,<lb/> ihr gleicher, Sinn fuͤr das kleine haͤusliche<lb/> Thun und Treiben fehle. Sie wollte mich<lb/> durch Verweiſe dazu antreiben, es mangelte ihr<lb/> aber Geduld, auch ward ſie, bei ihrer raſchen<lb/> Thaͤtigkeit, behindert, mich durch allmaͤhliche Ge-<lb/> woͤhnung dazu tuͤchtig zu machen. Es fehlte<lb/> mir nicht an gutem Willen, aber ich wußte es<lb/> durchaus nicht an zu ſtellen, und ein harter Vor-<lb/> wurf, bei einer kleinen Unbeholfenheit, ſcheuchte<lb/> mich auf laͤngere Zeit von den Geſchaͤften.<lb/> Jch fluͤchtete mich in einen einſamen Winkel,<lb/> zu meinen Buͤchern. Sie ſchalt dann zwar<lb/> heftig auf das Leſen; doch mochte ſie es mir<lb/> nicht ganz verbieten, weil mein Vater es in<lb/> Schutz nahm, und ihren unwilligen Aeußerun-<lb/> gen immer eine ruhige Freundlichkeit entgegen<lb/> ſetzte. „Klaͤrchen, liebes Klaͤrchen,‟ pflegte er<lb/> zu ſagen,‟ wollteſt du denn, daß alle Baͤume<lb/> Deines Gartens nur einerlei Art waͤren? Der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0076]
Mit dieſem geliebten Bruder ſchien der Ge-
nius der Freude aus unſerem Hauſe gewichen.
Weine Mutter vergrub ſich, um ihrem Schmerze
zu entfliehen, nur tiefer in Geſchaͤfte. Sie fing
an ſehr mißfaͤllig zu bemerken, daß mir ein,
ihr gleicher, Sinn fuͤr das kleine haͤusliche
Thun und Treiben fehle. Sie wollte mich
durch Verweiſe dazu antreiben, es mangelte ihr
aber Geduld, auch ward ſie, bei ihrer raſchen
Thaͤtigkeit, behindert, mich durch allmaͤhliche Ge-
woͤhnung dazu tuͤchtig zu machen. Es fehlte
mir nicht an gutem Willen, aber ich wußte es
durchaus nicht an zu ſtellen, und ein harter Vor-
wurf, bei einer kleinen Unbeholfenheit, ſcheuchte
mich auf laͤngere Zeit von den Geſchaͤften.
Jch fluͤchtete mich in einen einſamen Winkel,
zu meinen Buͤchern. Sie ſchalt dann zwar
heftig auf das Leſen; doch mochte ſie es mir
nicht ganz verbieten, weil mein Vater es in
Schutz nahm, und ihren unwilligen Aeußerun-
gen immer eine ruhige Freundlichkeit entgegen
ſetzte. „Klaͤrchen, liebes Klaͤrchen,‟ pflegte er
zu ſagen,‟ wollteſt du denn, daß alle Baͤume
Deines Gartens nur einerlei Art waͤren? Der
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