Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

zurück. Morgen ist die große Feier der Hyme-
näen; morgen vereint mich ein öffentlicher Schwur,
auf ewig, mit meinem Mucius. O, könntest
Du uns heute sehen, an diesem Tage der seligen
Vorfeier! Jedes Auge glänzt noch ein Mahl
so hell, jede Rede klingt gleich einer Jubel-
hymne. Die ganze Versammlung scheint ein
wenig närrisch. Pinelli und Philippine, Du-
pont und Zephyrine, Salvito und Therese, tan-
zen um die Wette, Antonio und Rosalva ver-
stecken und suchen sich durch alle Lauben, wäh-
rend William und seine sanfte Marie, Walter,
und sein Freund, der Schweizer, mit einem paar
schöner Mädchen, den Jugendgespielinnen Phi-
lippinens, sich, innerer Seligkeit voll, die Hände,
drücken, und schweigend in die blauen Augen
schauen. Von mir und Mucius müßte ich ei-
gentlich auch sprechen, meinst Du? Je nun,
liebe Adele, uns wird unser Schellenkäppchen
auch nicht fehlen, wir bemühen uns nur, es mit
Anstande zu tragen, wie es so alten Liebesleute
geziemt. Die Stürme des Schicksals haben
ihr mögliches gethan, einen Theil des Blüthen-
staubes von den Schmetterlingsflügeln unsrer

zuruͤck. Morgen iſt die große Feier der Hyme-
naͤen; morgen vereint mich ein oͤffentlicher Schwur,
auf ewig, mit meinem Mucius. O, koͤnnteſt
Du uns heute ſehen, an dieſem Tage der ſeligen
Vorfeier! Jedes Auge glaͤnzt noch ein Mahl
ſo hell, jede Rede klingt gleich einer Jubel-
hymne. Die ganze Verſammlung ſcheint ein
wenig naͤrriſch. Pinelli und Philippine, Du-
pont und Zephyrine, Salvito und Thereſe, tan-
zen um die Wette, Antonio und Roſalva ver-
ſtecken und ſuchen ſich durch alle Lauben, waͤh-
rend William und ſeine ſanfte Marie, Walter,
und ſein Freund, der Schweizer, mit einem paar
ſchoͤner Maͤdchen, den Jugendgeſpielinnen Phi-
lippinens, ſich, innerer Seligkeit voll, die Haͤnde,
druͤcken, und ſchweigend in die blauen Augen
ſchauen. Von mir und Mucius muͤßte ich ei-
gentlich auch ſprechen, meinſt Du? Je nun,
liebe Adele, uns wird unſer Schellenkaͤppchen
auch nicht fehlen, wir bemuͤhen uns nur, es mit
Anſtande zu tragen, wie es ſo alten Liebesleute
geziemt. Die Stuͤrme des Schickſals haben
ihr moͤgliches gethan, einen Theil des Bluͤthen-
ſtaubes von den Schmetterlingsfluͤgeln unſrer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0100" n="90"/>
zuru&#x0364;ck. Morgen i&#x017F;t die große Feier der Hyme-<lb/>
na&#x0364;en; morgen vereint mich ein o&#x0364;ffentlicher Schwur,<lb/>
auf ewig, mit meinem Mucius. O, ko&#x0364;nnte&#x017F;t<lb/>
Du uns heute &#x017F;ehen, an die&#x017F;em Tage der &#x017F;eligen<lb/>
Vorfeier! Jedes Auge gla&#x0364;nzt noch ein Mahl<lb/>
&#x017F;o hell, jede Rede klingt gleich einer Jubel-<lb/>
hymne. Die ganze Ver&#x017F;ammlung &#x017F;cheint ein<lb/>
wenig na&#x0364;rri&#x017F;ch. Pinelli und Philippine, Du-<lb/>
pont und Zephyrine, Salvito und There&#x017F;e, tan-<lb/>
zen um die Wette, Antonio und Ro&#x017F;alva ver-<lb/>
&#x017F;tecken und &#x017F;uchen &#x017F;ich durch alle Lauben, wa&#x0364;h-<lb/>
rend William und &#x017F;eine &#x017F;anfte Marie, Walter,<lb/>
und &#x017F;ein Freund, der Schweizer, mit einem paar<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner Ma&#x0364;dchen, den Jugendge&#x017F;pielinnen Phi-<lb/>
lippinens, &#x017F;ich, innerer Seligkeit voll, die Ha&#x0364;nde,<lb/>
dru&#x0364;cken, und &#x017F;chweigend in die blauen Augen<lb/>
&#x017F;chauen. Von mir und Mucius mu&#x0364;ßte ich ei-<lb/>
gentlich auch &#x017F;prechen, mein&#x017F;t Du? Je nun,<lb/>
liebe Adele, uns wird un&#x017F;er Schellenka&#x0364;ppchen<lb/>
auch nicht fehlen, wir bemu&#x0364;hen uns nur, es mit<lb/>
An&#x017F;tande zu tragen, wie es &#x017F;o alten Liebesleute<lb/>
geziemt. Die Stu&#x0364;rme des Schick&#x017F;als haben<lb/>
ihr mo&#x0364;gliches gethan, einen Theil des Blu&#x0364;then-<lb/>
&#x017F;taubes von den Schmetterlingsflu&#x0364;geln un&#x017F;rer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0100] zuruͤck. Morgen iſt die große Feier der Hyme- naͤen; morgen vereint mich ein oͤffentlicher Schwur, auf ewig, mit meinem Mucius. O, koͤnnteſt Du uns heute ſehen, an dieſem Tage der ſeligen Vorfeier! Jedes Auge glaͤnzt noch ein Mahl ſo hell, jede Rede klingt gleich einer Jubel- hymne. Die ganze Verſammlung ſcheint ein wenig naͤrriſch. Pinelli und Philippine, Du- pont und Zephyrine, Salvito und Thereſe, tan- zen um die Wette, Antonio und Roſalva ver- ſtecken und ſuchen ſich durch alle Lauben, waͤh- rend William und ſeine ſanfte Marie, Walter, und ſein Freund, der Schweizer, mit einem paar ſchoͤner Maͤdchen, den Jugendgeſpielinnen Phi- lippinens, ſich, innerer Seligkeit voll, die Haͤnde, druͤcken, und ſchweigend in die blauen Augen ſchauen. Von mir und Mucius muͤßte ich ei- gentlich auch ſprechen, meinſt Du? Je nun, liebe Adele, uns wird unſer Schellenkaͤppchen auch nicht fehlen, wir bemuͤhen uns nur, es mit Anſtande zu tragen, wie es ſo alten Liebesleute geziemt. Die Stuͤrme des Schickſals haben ihr moͤgliches gethan, einen Theil des Bluͤthen- ſtaubes von den Schmetterlingsfluͤgeln unſrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/100
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/100>, abgerufen am 21.11.2024.