Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

dar zu stellen vermag, und so den göttlichen
Menschen, zum Gott erhob.

Der Tempel ist der Ort, wo jede feierliche
Handlung Statt findet. Hier her bringen wir
am Frühlingsfeste die schönsten Blumen, am
Erntefeste, die vollsten Aehren aller Art, um-
hängen damit Säulen und Altar, und werfen
davon, mit Weihrauch vermischt, in die leuch-
tende Flamme. Am Herbstfeste brennen Oli-
ven, Kastanien und Datteln auf dem Altar, er
wird mit Traubensaft besprengt, und am Neu-
jahrsfeste lodert höher die Flamme, von Zweigen
aller Art und den köstlichsten Harzen, entzündet.
Lobgesänge, zum Preise des Ewigen, werden in
Chören gesungen, und, um den Altar kniend,
steigt unser vereintes, heißes Gebet zu dem All-
gütigen auf. Diese Abschnitte der vier Jahres-
zeiten, und das Stiftungsfest, sind die einzigen
verordneten öffentlichen Feste. Außerdem steht
es bei jedem Einzelnen, so oft er hierzu Beruf
fühlt, den Ewigen an zu rufen und zu ihm zu
beten. Für die Abtheilung der Woche haben
wir die mosaischen Einrichtung beibehalten,
nach sechs Arbeitstagen folgt ein Ruhetag.

dar zu ſtellen vermag, und ſo den goͤttlichen
Menſchen, zum Gott erhob.

Der Tempel iſt der Ort, wo jede feierliche
Handlung Statt findet. Hier her bringen wir
am Fruͤhlingsfeſte die ſchoͤnſten Blumen, am
Erntefeſte, die vollſten Aehren aller Art, um-
haͤngen damit Saͤulen und Altar, und werfen
davon, mit Weihrauch vermiſcht, in die leuch-
tende Flamme. Am Herbſtfeſte brennen Oli-
ven, Kaſtanien und Datteln auf dem Altar, er
wird mit Traubenſaft beſprengt, und am Neu-
jahrsfeſte lodert hoͤher die Flamme, von Zweigen
aller Art und den koͤſtlichſten Harzen, entzuͤndet.
Lobgeſaͤnge, zum Preiſe des Ewigen, werden in
Choͤren geſungen, und, um den Altar kniend,
ſteigt unſer vereintes, heißes Gebet zu dem All-
guͤtigen auf. Dieſe Abſchnitte der vier Jahres-
zeiten, und das Stiftungsfeſt, ſind die einzigen
verordneten oͤffentlichen Feſte. Außerdem ſteht
es bei jedem Einzelnen, ſo oft er hierzu Beruf
fuͤhlt, den Ewigen an zu rufen und zu ihm zu
beten. Fuͤr die Abtheilung der Woche haben
wir die moſaiſchen Einrichtung beibehalten,
nach ſechs Arbeitstagen folgt ein Ruhetag.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0136" n="126"/>
dar zu &#x017F;tellen vermag, und &#x017F;o den go&#x0364;ttlichen<lb/>
Men&#x017F;chen, zum Gott erhob.</p><lb/>
          <p>Der Tempel i&#x017F;t der Ort, wo jede feierliche<lb/>
Handlung Statt findet. Hier her bringen wir<lb/>
am Fru&#x0364;hlingsfe&#x017F;te die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Blumen, am<lb/>
Erntefe&#x017F;te, die voll&#x017F;ten Aehren aller Art, um-<lb/>
ha&#x0364;ngen damit Sa&#x0364;ulen und Altar, und werfen<lb/>
davon, mit Weihrauch vermi&#x017F;cht, in die leuch-<lb/>
tende Flamme. Am Herb&#x017F;tfe&#x017F;te brennen Oli-<lb/>
ven, Ka&#x017F;tanien und Datteln auf dem Altar, er<lb/>
wird mit Trauben&#x017F;aft be&#x017F;prengt, und am Neu-<lb/>
jahrsfe&#x017F;te lodert ho&#x0364;her die Flamme, von Zweigen<lb/>
aller Art und den ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;ten Harzen, entzu&#x0364;ndet.<lb/>
Lobge&#x017F;a&#x0364;nge, zum Prei&#x017F;e des Ewigen, werden in<lb/>
Cho&#x0364;ren ge&#x017F;ungen, und, um den Altar kniend,<lb/>
&#x017F;teigt un&#x017F;er vereintes, heißes Gebet zu dem All-<lb/>
gu&#x0364;tigen auf. Die&#x017F;e Ab&#x017F;chnitte der vier Jahres-<lb/>
zeiten, und das Stiftungsfe&#x017F;t, &#x017F;ind die einzigen<lb/>
verordneten o&#x0364;ffentlichen Fe&#x017F;te. Außerdem &#x017F;teht<lb/>
es bei jedem Einzelnen, &#x017F;o oft er hierzu Beruf<lb/>
fu&#x0364;hlt, den Ewigen an zu rufen und zu ihm zu<lb/>
beten. Fu&#x0364;r die Abtheilung der Woche haben<lb/>
wir die mo&#x017F;ai&#x017F;chen Einrichtung beibehalten,<lb/>
nach &#x017F;echs Arbeitstagen folgt ein Ruhetag.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0136] dar zu ſtellen vermag, und ſo den goͤttlichen Menſchen, zum Gott erhob. Der Tempel iſt der Ort, wo jede feierliche Handlung Statt findet. Hier her bringen wir am Fruͤhlingsfeſte die ſchoͤnſten Blumen, am Erntefeſte, die vollſten Aehren aller Art, um- haͤngen damit Saͤulen und Altar, und werfen davon, mit Weihrauch vermiſcht, in die leuch- tende Flamme. Am Herbſtfeſte brennen Oli- ven, Kaſtanien und Datteln auf dem Altar, er wird mit Traubenſaft beſprengt, und am Neu- jahrsfeſte lodert hoͤher die Flamme, von Zweigen aller Art und den koͤſtlichſten Harzen, entzuͤndet. Lobgeſaͤnge, zum Preiſe des Ewigen, werden in Choͤren geſungen, und, um den Altar kniend, ſteigt unſer vereintes, heißes Gebet zu dem All- guͤtigen auf. Dieſe Abſchnitte der vier Jahres- zeiten, und das Stiftungsfeſt, ſind die einzigen verordneten oͤffentlichen Feſte. Außerdem ſteht es bei jedem Einzelnen, ſo oft er hierzu Beruf fuͤhlt, den Ewigen an zu rufen und zu ihm zu beten. Fuͤr die Abtheilung der Woche haben wir die moſaiſchen Einrichtung beibehalten, nach ſechs Arbeitstagen folgt ein Ruhetag.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/136
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/136>, abgerufen am 18.05.2024.