Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

ten, ist er der Bescheidenste, von Allen geliebt.
Und dieser seltene Mensch ist mein! fühle die
Seligkeit, welche in dem Gedanken liegt. Jch
muß nur schnell siegeln, damit Mucius diese
Worte nicht liest; er ist dem Stolze so feind,
daß es ihn schmerzen würde, der Gegenstand
des meinigen zu seyn. Lebe wohl, Adele!
Tausend Mahl Lebewohl! Ueber's Jahr er-
hälst Du wieder frohe Bothschaft von Deiner
Virginia.



Eldorado, in Kentucky. Jm Julius 1817.

Sey mir gegrüßt, Freundinn meines Her-
zens! Du, in deren Busen ich ehemals meine
Klagen ergoß, nimm jetzt das Ueberströmen
meines Entzückens mit gleicher Theilnahme
auf. Der Glückliche bedarf des Ohres eines
Freundes mehr, als der Unglückliche, denn
wohl läßt sich der Schmerz unterdrücken, die
Freude nicht. So vernimm denn die Wieder-
holung alles dessen, was mich in dem Zeit-
raume dieses Jahres beseligte. Jm ganzen

ten, iſt er der Beſcheidenſte, von Allen geliebt.
Und dieſer ſeltene Menſch iſt mein! fuͤhle die
Seligkeit, welche in dem Gedanken liegt. Jch
muß nur ſchnell ſiegeln, damit Mucius dieſe
Worte nicht lieſt; er iſt dem Stolze ſo feind,
daß es ihn ſchmerzen wuͤrde, der Gegenſtand
des meinigen zu ſeyn. Lebe wohl, Adele!
Tauſend Mahl Lebewohl! Ueber’s Jahr er-
haͤlſt Du wieder frohe Bothſchaft von Deiner
Virginia.



Eldorado, in Kentucky. Jm Julius 1817.

Sey mir gegruͤßt, Freundinn meines Her-
zens! Du, in deren Buſen ich ehemals meine
Klagen ergoß, nimm jetzt das Ueberſtroͤmen
meines Entzuͤckens mit gleicher Theilnahme
auf. Der Gluͤckliche bedarf des Ohres eines
Freundes mehr, als der Ungluͤckliche, denn
wohl laͤßt ſich der Schmerz unterdruͤcken, die
Freude nicht. So vernimm denn die Wieder-
holung alles deſſen, was mich in dem Zeit-
raume dieſes Jahres beſeligte. Jm ganzen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0143" n="133"/>
ten, i&#x017F;t er der Be&#x017F;cheiden&#x017F;te, von Allen geliebt.<lb/>
Und die&#x017F;er &#x017F;eltene Men&#x017F;ch i&#x017F;t mein! fu&#x0364;hle die<lb/>
Seligkeit, welche in dem Gedanken liegt. Jch<lb/>
muß nur &#x017F;chnell &#x017F;iegeln, damit Mucius die&#x017F;e<lb/>
Worte nicht lie&#x017F;t; er i&#x017F;t dem Stolze &#x017F;o feind,<lb/>
daß es ihn &#x017F;chmerzen wu&#x0364;rde, der Gegen&#x017F;tand<lb/>
des meinigen zu &#x017F;eyn. Lebe wohl, Adele!<lb/>
Tau&#x017F;end Mahl Lebewohl! Ueber&#x2019;s Jahr er-<lb/>
ha&#x0364;l&#x017F;t Du wieder frohe Both&#x017F;chaft von Deiner<lb/><persName><hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Virginia.</hi></hi></persName></p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>
            <date> <hi rendition="#et">Eldorado, in Kentucky. Jm Julius 1817.</hi> </date>
          </p><lb/>
          <p>Sey mir gegru&#x0364;ßt, Freundinn meines Her-<lb/>
zens! Du, in deren Bu&#x017F;en ich ehemals meine<lb/>
Klagen ergoß, nimm jetzt das Ueber&#x017F;tro&#x0364;men<lb/>
meines Entzu&#x0364;ckens mit gleicher Theilnahme<lb/>
auf. Der Glu&#x0364;ckliche bedarf des Ohres eines<lb/>
Freundes mehr, als der Unglu&#x0364;ckliche, denn<lb/>
wohl la&#x0364;ßt &#x017F;ich der Schmerz unterdru&#x0364;cken, die<lb/>
Freude nicht. So vernimm denn die Wieder-<lb/>
holung alles de&#x017F;&#x017F;en, was mich in dem Zeit-<lb/>
raume die&#x017F;es Jahres be&#x017F;eligte. Jm ganzen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0143] ten, iſt er der Beſcheidenſte, von Allen geliebt. Und dieſer ſeltene Menſch iſt mein! fuͤhle die Seligkeit, welche in dem Gedanken liegt. Jch muß nur ſchnell ſiegeln, damit Mucius dieſe Worte nicht lieſt; er iſt dem Stolze ſo feind, daß es ihn ſchmerzen wuͤrde, der Gegenſtand des meinigen zu ſeyn. Lebe wohl, Adele! Tauſend Mahl Lebewohl! Ueber’s Jahr er- haͤlſt Du wieder frohe Bothſchaft von Deiner Virginia. Eldorado, in Kentucky. Jm Julius 1817. Sey mir gegruͤßt, Freundinn meines Her- zens! Du, in deren Buſen ich ehemals meine Klagen ergoß, nimm jetzt das Ueberſtroͤmen meines Entzuͤckens mit gleicher Theilnahme auf. Der Gluͤckliche bedarf des Ohres eines Freundes mehr, als der Ungluͤckliche, denn wohl laͤßt ſich der Schmerz unterdruͤcken, die Freude nicht. So vernimm denn die Wieder- holung alles deſſen, was mich in dem Zeit- raume dieſes Jahres beſeligte. Jm ganzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/143
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/143>, abgerufen am 09.11.2024.