Welch ein Verein von jungen muntern Koloni- sten! Noch nie ist wohl ein kleiner Staat, unter so günstigen Vorbedeutungen, gegründet worden.
Die kühlere Herbstluft hat den Fieberstoff zersetzt, und die Besorgniß einer allgemeinen An- steckung ist verschwunden, es zeigt sich keine Spur mehr davon. Unsre Geliebten sind ab- gereist, von John und seinen Söhnen begleitet, Humphry ist zu unsrem Schutze hier geblieben. Wir verlassenen Frauen vertreiben uns die Zeit, so gut es sich thun läßt; wir gehen und fahren aus, machen Musik, und arbeiten. An Stoff zur Unterhaltung fehlt es uns nicht. Die furchtsa- men Weibchen zittern vor den Gefahren, welche ihre Männer in dem wüsten Lande treffen könnten, und nehmen mit ihren tausend Fragen ihre Zu- flucht zu mir, ich bin ihre Heldinn, die Allen Muth zuspricht. Jch darf reden, meinen sie, denn ich habe ja die Gebirge durchreist, habe die Was- serfälle gesehen, und die Wilden, Gazellen und Wölfe, ja selbst in einiger Entfernung einen
Welch ein Verein von jungen muntern Koloni- ſten! Noch nie iſt wohl ein kleiner Staat, unter ſo guͤnſtigen Vorbedeutungen, gegruͤndet worden.
Die kuͤhlere Herbſtluft hat den Fieberſtoff zerſetzt, und die Beſorgniß einer allgemeinen An- ſteckung iſt verſchwunden, es zeigt ſich keine Spur mehr davon. Unſre Geliebten ſind ab- gereiſt, von John und ſeinen Soͤhnen begleitet, Humphry iſt zu unſrem Schutze hier geblieben. Wir verlaſſenen Frauen vertreiben uns die Zeit, ſo gut es ſich thun laͤßt; wir gehen und fahren aus, machen Muſik, und arbeiten. An Stoff zur Unterhaltung fehlt es uns nicht. Die furchtſa- men Weibchen zittern vor den Gefahren, welche ihre Maͤnner in dem wuͤſten Lande treffen koͤnnten, und nehmen mit ihren tauſend Fragen ihre Zu- flucht zu mir, ich bin ihre Heldinn, die Allen Muth zuſpricht. Jch darf reden, meinen ſie, denn ich habe ja die Gebirge durchreiſt, habe die Waſ- ſerfaͤlle geſehen, und die Wilden, Gazellen und Woͤlfe, ja ſelbſt in einiger Entfernung einen
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Welch ein Verein von jungen muntern Koloni-
ſten! Noch nie iſt wohl ein kleiner Staat, unter
ſo guͤnſtigen Vorbedeutungen, gegruͤndet worden.
Die kuͤhlere Herbſtluft hat den Fieberſtoff
zerſetzt, und die Beſorgniß einer allgemeinen An-
ſteckung iſt verſchwunden, es zeigt ſich keine
Spur mehr davon. Unſre Geliebten ſind ab-
gereiſt, von John und ſeinen Soͤhnen begleitet,
Humphry iſt zu unſrem Schutze hier geblieben.
Wir verlaſſenen Frauen vertreiben uns die Zeit,
ſo gut es ſich thun laͤßt; wir gehen und fahren
aus, machen Muſik, und arbeiten. An Stoff zur
Unterhaltung fehlt es uns nicht. Die furchtſa-
men Weibchen zittern vor den Gefahren, welche
ihre Maͤnner in dem wuͤſten Lande treffen koͤnnten,
und nehmen mit ihren tauſend Fragen ihre Zu-
flucht zu mir, ich bin ihre Heldinn, die Allen Muth
zuſpricht. Jch darf reden, meinen ſie, denn ich
habe ja die Gebirge durchreiſt, habe die Waſ-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/94>, abgerufen am 31.07.2024.
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