Bären, und ich lebe noch. Was noch mehr, ich sehne mich in die Urwälder zurück, in die Frei- heit des goldenen Zeitalters. Meine Beredtsam- keit reißt alles mit sich fort; man wünscht die Zeit herbei, wo der Völkerzug beginnen soll, unfehlbar geschieht dieß in den ersten Frühlings- tagen.
Es scheint als ob wir auch noch ganz junge Kolonisten mit nehmen sollten. Die junge Frank und Vanhusens niedliches Weibchen sind guter Hoffnung. Wir Mädchen haben uns vereinigt, den kleinen Ankömmlingen eine förmliche Aus- steuer zu bereiten, und da ist denn ein Wett- eifer im sticken, stricken und nähen, daß es eine Lust ist, unsern emsigen Zirkel zu sehen, welcher sich um den flammenden Kamin bildet, oder um den dampfenden Theetisch. Hin und her gau- kelt das freundliche Kosen, manch nackendes Wort von den Lippen der schalkhaften Weibchen röthet die Wangen der Mädchen. Zephyrine, meine junge, muntre Landsmänninn, vergilt ihnen
Baͤren, und ich lebe noch. Was noch mehr, ich ſehne mich in die Urwaͤlder zuruͤck, in die Frei- heit des goldenen Zeitalters. Meine Beredtſam- keit reißt alles mit ſich fort; man wuͤnſcht die Zeit herbei, wo der Voͤlkerzug beginnen ſoll, unfehlbar geſchieht dieß in den erſten Fruͤhlings- tagen.
Es ſcheint als ob wir auch noch ganz junge Koloniſten mit nehmen ſollten. Die junge Frank und Vanhuſens niedliches Weibchen ſind guter Hoffnung. Wir Maͤdchen haben uns vereinigt, den kleinen Ankoͤmmlingen eine foͤrmliche Aus- ſteuer zu bereiten, und da iſt denn ein Wett- eifer im ſticken, ſtricken und naͤhen, daß es eine Luſt iſt, unſern emſigen Zirkel zu ſehen, welcher ſich um den flammenden Kamin bildet, oder um den dampfenden Theetiſch. Hin und her gau- kelt das freundliche Koſen, manch nackendes Wort von den Lippen der ſchalkhaften Weibchen roͤthet die Wangen der Maͤdchen. Zephyrine, meine junge, muntre Landsmaͤnninn, vergilt ihnen
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Baͤren, und ich lebe noch. Was noch mehr, ich
ſehne mich in die Urwaͤlder zuruͤck, in die Frei-
heit des goldenen Zeitalters. Meine Beredtſam-
keit reißt alles mit ſich fort; man wuͤnſcht die
Zeit herbei, wo der Voͤlkerzug beginnen ſoll,
unfehlbar geſchieht dieß in den erſten Fruͤhlings-
tagen.
Es ſcheint als ob wir auch noch ganz junge
Koloniſten mit nehmen ſollten. Die junge Frank
und Vanhuſens niedliches Weibchen ſind guter
Hoffnung. Wir Maͤdchen haben uns vereinigt,
den kleinen Ankoͤmmlingen eine foͤrmliche Aus-
ſteuer zu bereiten, und da iſt denn ein Wett-
eifer im ſticken, ſtricken und naͤhen, daß es eine
Luſt iſt, unſern emſigen Zirkel zu ſehen, welcher
ſich um den flammenden Kamin bildet, oder um
den dampfenden Theetiſch. Hin und her gau-
kelt das freundliche Koſen, manch nackendes
Wort von den Lippen der ſchalkhaften Weibchen
roͤthet die Wangen der Maͤdchen. Zephyrine,
meine junge, muntre Landsmaͤnninn, vergilt ihnen
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/95>, abgerufen am 31.07.2024.
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