stellung der Sinnlichkeiten, zu andern Menschen käme, und ihnen solche angeben, oder nennen möchte, würde es ihm, wenn er auch gleich das Gehörte mit nachgeahmten Lauten anzuzeigen schon gewohnt wäre, das, was er sähe, röche, schmeckte oder fühlte, durch Laute, die nicht die geringste Verwandtschaft und Aehnlichkeit, mit seinem Bemerkungssinn der Dinge, und ihrer Kennzeichen haben, dennoch anzugeben, einfal- len? würde er nicht vielmehr alle Geberden zu Hülfe nehmen, um das, was er meynt, zu erklä- ren, als daß er solches durch einen Laut anzeigen wollte? Denn, um ein Beyspiel zu geben, wel- cher unter unsern Geigern und Bläsern, die doch ausser der Sprache, vermittelst ihrer Töne, an- dern schon viel gesagt und fühlbar gemacht zu haben glauben, hat bey alle dem noch keiner den Einfall gewagt, Kälte und Wärme; Wasser und Feuer; sauer und süß; oder Käse und Butter; ein jun- ges Mädchen und altes Weib, u. s. w. durch Töne anzugeben und zu nennen.
§. 130.
ſtellung der Sinnlichkeiten, zu andern Menſchen kaͤme, und ihnen ſolche angeben, oder nennen moͤchte, wuͤrde es ihm, wenn er auch gleich das Gehoͤrte mit nachgeahmten Lauten anzuzeigen ſchon gewohnt waͤre, das, was er ſaͤhe, roͤche, ſchmeckte oder fuͤhlte, durch Laute, die nicht die geringſte Verwandtſchaft und Aehnlichkeit, mit ſeinem Bemerkungsſinn der Dinge, und ihrer Kennzeichen haben, dennoch anzugeben, einfal- len? wuͤrde er nicht vielmehr alle Geberden zu Huͤlfe nehmen, um das, was er meynt, zu erklaͤ- ren, als daß er ſolches durch einen Laut anzeigen wollte? Denn, um ein Beyſpiel zu geben, wel- cher unter unſern Geigern und Blaͤſern, die doch auſſer der Sprache, vermittelſt ihrer Toͤne, an- dern ſchon viel geſagt und fuͤhlbar gemacht zu haben glauben, hat bey alle dem noch keiner den Einfall gewagt, Kaͤlte und Waͤrme; Waſſer und Feuer; ſauer und ſuͤß; oder Kaͤſe und Butter; ein jun- ges Maͤdchen und altes Weib, u. ſ. w. durch Toͤne anzugeben und zu nennen.
§. 130.
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ſtellung der Sinnlichkeiten, zu andern Menſchen
kaͤme, und ihnen ſolche angeben, oder nennen
moͤchte, wuͤrde es ihm, wenn er auch gleich das
Gehoͤrte mit nachgeahmten Lauten anzuzeigen
ſchon gewohnt waͤre, das, was er ſaͤhe, roͤche,
ſchmeckte oder fuͤhlte, durch Laute, die nicht die
geringſte Verwandtſchaft und Aehnlichkeit, mit
ſeinem Bemerkungsſinn der Dinge, und ihrer
Kennzeichen haben, dennoch anzugeben, einfal-
len? wuͤrde er nicht vielmehr alle Geberden zu
Huͤlfe nehmen, um das, was er meynt, zu erklaͤ-
ren, als daß er ſolches durch einen Laut anzeigen
wollte? Denn, um ein Beyſpiel zu geben, wel-
cher unter unſern Geigern und Blaͤſern, die doch
auſſer der Sprache, vermittelſt ihrer Toͤne, an-
dern ſchon viel geſagt und fuͤhlbar gemacht zu haben
glauben, hat bey alle dem noch keiner den Einfall
gewagt, Kaͤlte und Waͤrme; Waſſer und Feuer;
ſauer und ſuͤß; oder Kaͤſe und Butter; ein jun-
ges Maͤdchen und altes Weib, u. ſ. w. durch
Toͤne anzugeben und zu nennen.
§. 130.
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/110>, abgerufen am 16.02.2025.
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