Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.mit der Wegräumung dieses Lehmlagers begannen, das sie Wenn es zu beklagen bleibt, daß die Ausgrabung nicht mit der Wegräumung dieſes Lehmlagers begannen, das ſie Wenn es zu beklagen bleibt, daß die Ausgrabung nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="50"/> mit der Wegräumung dieſes Lehmlagers begannen, das ſie<lb/> ihrer Ausſage nach trocken und ſteinhart fanden, dachten ſie<lb/> ſo wenig an irgend einen Fund, daß ſie den mit der Spitz-<lb/> hacke getrennten Schutt ſofort in die Tiefe der Schlucht<lb/> hinabwarfen, bis ſie etwa 2 Fuß unter der Oberfläche auf<lb/> die größeren Beſtandtheile eines menſchlichen Skelets —<lb/> Oberſchenkel- und Oberarmbeine — ſtießen, dieſe aus dem<lb/> Schutt hervorzogen und einem der Steinbruchbeſitzer ein-<lb/> händigten, der zufällig in dieſem Augenblicke zur Stelle ge-<lb/> kommen war. Von dieſem Herrn wurden die Knochen für<lb/> Höhlenbärenknochen gehalten und den Arbeitern befohlen,<lb/> den Lehmſchutt, auch den bereits aus der Grotte entfernten<lb/> ſorgfältig zu durchſuchen und alle Knochen, die gefunden<lb/> würden, zur Aufbewahrung bei Seite zu legen. So wurde<lb/> die Mehrzahl der Knochen, die ſich überhaupt vorfanden —<lb/> darunter auch das zugehörige, ſpäter ſo berühmt gewordene<lb/> Schädelfragment — erſt aus dieſem in die Tiefe hinabge-<lb/> worfenen Lehmſchutt geſammelt und der foſſile Fund, ſoweit<lb/> derſelbe kurze Zeit darauf in meinen Beſitz gelangte, vom<lb/> Untergange gerettet.</p><lb/> <p>Wenn es zu beklagen bleibt, daß die Ausgrabung nicht<lb/><hi rendition="#g">unter</hi> der Aufſicht und mit der Sorgfalt des wiſſenſchaftli-<lb/> chen Jntereſſes vorgenommen wurde, und es wahrſcheinlich<lb/> iſt, daß unter den erwähnten Umſtänden und bei der Acht-<lb/> loſigkeit, womit der gemeine Arbeiter ſolche Dinge zu be-<lb/> handeln pflegt, manche von den gleichzeitig in der Höhle vor-<lb/> handenen, namentlich kleineren Knochen verloren gegangen<lb/> ſind, ſo kann ich doch die mehrfach von Anderen ausgeſpro-<lb/> chene und früher auch von mir in etwa getheilte Vermuthung,<lb/> daß das Lehmlager der Grotte ein <hi rendition="#g">vollſtändiges</hi> menſch-<lb/> liches Skelet geborgen habe, gegenwärtig keineswegs mehr<lb/> unterſtützen. Denn abgeſehen von der völligen Uebereinſtim-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0054]
mit der Wegräumung dieſes Lehmlagers begannen, das ſie
ihrer Ausſage nach trocken und ſteinhart fanden, dachten ſie
ſo wenig an irgend einen Fund, daß ſie den mit der Spitz-
hacke getrennten Schutt ſofort in die Tiefe der Schlucht
hinabwarfen, bis ſie etwa 2 Fuß unter der Oberfläche auf
die größeren Beſtandtheile eines menſchlichen Skelets —
Oberſchenkel- und Oberarmbeine — ſtießen, dieſe aus dem
Schutt hervorzogen und einem der Steinbruchbeſitzer ein-
händigten, der zufällig in dieſem Augenblicke zur Stelle ge-
kommen war. Von dieſem Herrn wurden die Knochen für
Höhlenbärenknochen gehalten und den Arbeitern befohlen,
den Lehmſchutt, auch den bereits aus der Grotte entfernten
ſorgfältig zu durchſuchen und alle Knochen, die gefunden
würden, zur Aufbewahrung bei Seite zu legen. So wurde
die Mehrzahl der Knochen, die ſich überhaupt vorfanden —
darunter auch das zugehörige, ſpäter ſo berühmt gewordene
Schädelfragment — erſt aus dieſem in die Tiefe hinabge-
worfenen Lehmſchutt geſammelt und der foſſile Fund, ſoweit
derſelbe kurze Zeit darauf in meinen Beſitz gelangte, vom
Untergange gerettet.
Wenn es zu beklagen bleibt, daß die Ausgrabung nicht
unter der Aufſicht und mit der Sorgfalt des wiſſenſchaftli-
chen Jntereſſes vorgenommen wurde, und es wahrſcheinlich
iſt, daß unter den erwähnten Umſtänden und bei der Acht-
loſigkeit, womit der gemeine Arbeiter ſolche Dinge zu be-
handeln pflegt, manche von den gleichzeitig in der Höhle vor-
handenen, namentlich kleineren Knochen verloren gegangen
ſind, ſo kann ich doch die mehrfach von Anderen ausgeſpro-
chene und früher auch von mir in etwa getheilte Vermuthung,
daß das Lehmlager der Grotte ein vollſtändiges menſch-
liches Skelet geborgen habe, gegenwärtig keineswegs mehr
unterſtützen. Denn abgeſehen von der völligen Uebereinſtim-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |