Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.glodyten herrühren, also lange nach der Diluvialperiode erst *) Die Ungleichheit der Querdimensionen im Verlaufe solcher Schich- tenspalten ist eine Folge der ungleichmäßigen Auswaschung der Spaltenwände durch Tagewasser und gehört zu den gewöhnlichen Erscheinungen in den Felswänden des Düsselthals. **) Vergl. Figur 1 auf beigegeb. Tafel.
glodyten herrühren, alſo lange nach der Diluvialperiode erſt *) Die Ungleichheit der Querdimenſionen im Verlaufe ſolcher Schich- tenſpalten iſt eine Folge der ungleichmäßigen Auswaſchung der Spaltenwände durch Tagewaſſer und gehört zu den gewöhnlichen Erſcheinungen in den Felswänden des Düſſelthals. **) Vergl. Figur 1 auf beigegeb. Tafel.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="53"/> glodyten herrühren, alſo lange nach der Diluvialperiode erſt<lb/> im Verlaufe der Neuzeit durch die Mündung der Grotte<lb/> eingedrungen ſein? — Dieſer Einwurf, der unter anderen<lb/> Bedingungen allerdings ein wichtiges Moment in der Be-<lb/> deutung des Neanderthaler Fundes in Frage ſtellen würde,<lb/> iſt aber in meinem früheren Berichte keineswegs unbeachtet<lb/> geblieben; eine ſorgfältige Prüfung deſſelben ließ mich viel-<lb/> mehr die Ueberzeugung gewinnen, daß die Gebeine gleich-<lb/> zeitig mit dem Lehmſchutt, der ſie einſchloß, in die Grotte<lb/> eingedrungen und daſelbſt abgelagert ſein müſſen. Das Ein-<lb/> dringen aber kann durch die Mündung, oder was wahr-<lb/> ſcheinlicher iſt, durch eine Schichtenſpalte erfolgt ſein, welche<lb/> die Grotte in ſchräger Richtung durchſetzte und an irgend<lb/> einem Punkte der entſprechenden Schichtenköpfe zur Aufnahme<lb/> der Knochen weit genug war<note place="foot" n="*)">Die Ungleichheit der Querdimenſionen im Verlaufe ſolcher Schich-<lb/> tenſpalten iſt eine Folge der ungleichmäßigen Auswaſchung der<lb/> Spaltenwände durch Tagewaſſer und gehört zu den gewöhnlichen<lb/> Erſcheinungen in den Felswänden des Düſſelthals.</note>. Auch der berühmte Geo-<lb/> loge Lyell hält dieſen Weg für den wahrſcheinlicheren und<lb/> hat ihn in ſeinem Werke durch eine Zeichnung veranſchau-<lb/> licht<note place="foot" n="**)">Vergl. Figur 1 auf beigegeb. Tafel.</note>, während nach meiner Anſicht bei einer Fluth, welche<lb/> die Schichtenköpfe des Kalkgebirges, wie die Gipfelhöhe der<lb/> Schluchtränder des Neanderthals überſtrömte und das 10<lb/> bis 12 Fuß mächtige, über die ganze dortige Gegend ver-<lb/> breitete Lehmlager abſetzte, beide Wege der Einführung in<lb/> gleichem Grade möglich und denkbar ſind. Die Vermuthung<lb/> jedoch, daß die Gebeine von einem Troglodyten herrühren<lb/> könnten, der einſtens in der Höhle ſeinen Tod fand, oder<lb/> von einer menſchlichen Leiche, die als ſolche in die Höhle<lb/> geſchafft und dort begraben wurde, dieſe Vermuthung muß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0057]
glodyten herrühren, alſo lange nach der Diluvialperiode erſt
im Verlaufe der Neuzeit durch die Mündung der Grotte
eingedrungen ſein? — Dieſer Einwurf, der unter anderen
Bedingungen allerdings ein wichtiges Moment in der Be-
deutung des Neanderthaler Fundes in Frage ſtellen würde,
iſt aber in meinem früheren Berichte keineswegs unbeachtet
geblieben; eine ſorgfältige Prüfung deſſelben ließ mich viel-
mehr die Ueberzeugung gewinnen, daß die Gebeine gleich-
zeitig mit dem Lehmſchutt, der ſie einſchloß, in die Grotte
eingedrungen und daſelbſt abgelagert ſein müſſen. Das Ein-
dringen aber kann durch die Mündung, oder was wahr-
ſcheinlicher iſt, durch eine Schichtenſpalte erfolgt ſein, welche
die Grotte in ſchräger Richtung durchſetzte und an irgend
einem Punkte der entſprechenden Schichtenköpfe zur Aufnahme
der Knochen weit genug war *). Auch der berühmte Geo-
loge Lyell hält dieſen Weg für den wahrſcheinlicheren und
hat ihn in ſeinem Werke durch eine Zeichnung veranſchau-
licht **), während nach meiner Anſicht bei einer Fluth, welche
die Schichtenköpfe des Kalkgebirges, wie die Gipfelhöhe der
Schluchtränder des Neanderthals überſtrömte und das 10
bis 12 Fuß mächtige, über die ganze dortige Gegend ver-
breitete Lehmlager abſetzte, beide Wege der Einführung in
gleichem Grade möglich und denkbar ſind. Die Vermuthung
jedoch, daß die Gebeine von einem Troglodyten herrühren
könnten, der einſtens in der Höhle ſeinen Tod fand, oder
von einer menſchlichen Leiche, die als ſolche in die Höhle
geſchafft und dort begraben wurde, dieſe Vermuthung muß
*) Die Ungleichheit der Querdimenſionen im Verlaufe ſolcher Schich-
tenſpalten iſt eine Folge der ungleichmäßigen Auswaſchung der
Spaltenwände durch Tagewaſſer und gehört zu den gewöhnlichen
Erſcheinungen in den Felswänden des Düſſelthals.
**) Vergl. Figur 1 auf beigegeb. Tafel.
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