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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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sich über den südlichen Rand in die Schlucht ergoß, durch
die schmale Oeffnung der Grotte hätten eingeschwemmt wer-
den können. Da aber diese Meinung, die nur in der will-
kürlichen Fiction einer von der Fluth herbeigetriebenen mensch-
lichen Leiche eine Stütze findet, bei Prof. Mayer einmal
feststeht, so bleibt ihm für die Einlagerung des Fundes keine
andere Möglichkeit, als daß einstens -- nämlich im Jahre
1814 -- ein lebendiger Mensch in die Höhle hineingekrochen
und dort gestorben sein muß. Dieser Mensch nun konnte
sich nach seinem Tode nicht selbst begraben; von einer Fluth
aber, die ihn mit Schlamm überdeckt hätte und zu dem
Ende in der Neanderthaler Schlucht zu mindestens 60 Fuß
Höhe angestiegen sein müßte, was ohne schreckliche Verwü-
stung der ganzen Umgegend nicht abgegangen sein würde,
meldet die Geschichte des Düsselthals sei 1814 nichts; es
bleibt folglich ganz unerklärlich, wie die Gebeine des fragli-
chen Cosacken 2 Fuß tief unter die Oberfläche des harten
Lehmlagers gerathen sind?!

Von den Fachmännern, die sich neben Prof. Mayer
für ein jüngeres Alter des Neanderthaler Fundes ausgespro-
chen haben, erwähne ich zunächst Professor R. Wagner in
Göttingen, der in einem kleinen Aufsatze in den "Göttinger
Nachrichten" die Vermuthung äußert, der Neanderthaler
Schädel möge wohl von einem alten Holländer herrühren,
ohne, wie es scheint, dafür andere Gründe geltend zu machen,
als die Nachbarschaft Hollands und die allgemeine Aehnlich-
keit dieses Schädels mit einem Bataverschädel in der bekann-
ten Blumenbach'schen Schädelsammlung, dem sogenannten
Batavus genuinus von der holländischen Jnsel Marken, un-
ter deren Bevölkerung auch gegenwärtig noch Jndividuen
mit auffallend markirten Gesichtszügen nicht selten sein sollen.

Zu den Vertretern eines jüngern Ursprungs zählt auch

ſich über den ſüdlichen Rand in die Schlucht ergoß, durch
die ſchmale Oeffnung der Grotte hätten eingeſchwemmt wer-
den können. Da aber dieſe Meinung, die nur in der will-
kürlichen Fiction einer von der Fluth herbeigetriebenen menſch-
lichen Leiche eine Stütze findet, bei Prof. Mayer einmal
feſtſteht, ſo bleibt ihm für die Einlagerung des Fundes keine
andere Möglichkeit, als daß einſtens — nämlich im Jahre
1814 — ein lebendiger Menſch in die Höhle hineingekrochen
und dort geſtorben ſein muß. Dieſer Menſch nun konnte
ſich nach ſeinem Tode nicht ſelbſt begraben; von einer Fluth
aber, die ihn mit Schlamm überdeckt hätte und zu dem
Ende in der Neanderthaler Schlucht zu mindeſtens 60 Fuß
Höhe angeſtiegen ſein müßte, was ohne ſchreckliche Verwü-
ſtung der ganzen Umgegend nicht abgegangen ſein würde,
meldet die Geſchichte des Düſſelthals ſei 1814 nichts; es
bleibt folglich ganz unerklärlich, wie die Gebeine des fragli-
chen Coſacken 2 Fuß tief unter die Oberfläche des harten
Lehmlagers gerathen ſind?!

Von den Fachmännern, die ſich neben Prof. Mayer
für ein jüngeres Alter des Neanderthaler Fundes ausgeſpro-
chen haben, erwähne ich zunächſt Profeſſor R. Wagner in
Göttingen, der in einem kleinen Aufſatze in den „Göttinger
Nachrichten“ die Vermuthung äußert, der Neanderthaler
Schädel möge wohl von einem alten Holländer herrühren,
ohne, wie es ſcheint, dafür andere Gründe geltend zu machen,
als die Nachbarſchaft Hollands und die allgemeine Aehnlich-
keit dieſes Schädels mit einem Bataverſchädel in der bekann-
ten Blumenbach'ſchen Schädelſammlung, dem ſogenannten
Batavus genuinus von der holländiſchen Jnſel Marken, un-
ter deren Bevölkerung auch gegenwärtig noch Jndividuen
mit auffallend markirten Geſichtszügen nicht ſelten ſein ſollen.

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[64/0068] ſich über den ſüdlichen Rand in die Schlucht ergoß, durch die ſchmale Oeffnung der Grotte hätten eingeſchwemmt wer- den können. Da aber dieſe Meinung, die nur in der will- kürlichen Fiction einer von der Fluth herbeigetriebenen menſch- lichen Leiche eine Stütze findet, bei Prof. Mayer einmal feſtſteht, ſo bleibt ihm für die Einlagerung des Fundes keine andere Möglichkeit, als daß einſtens — nämlich im Jahre 1814 — ein lebendiger Menſch in die Höhle hineingekrochen und dort geſtorben ſein muß. Dieſer Menſch nun konnte ſich nach ſeinem Tode nicht ſelbſt begraben; von einer Fluth aber, die ihn mit Schlamm überdeckt hätte und zu dem Ende in der Neanderthaler Schlucht zu mindeſtens 60 Fuß Höhe angeſtiegen ſein müßte, was ohne ſchreckliche Verwü- ſtung der ganzen Umgegend nicht abgegangen ſein würde, meldet die Geſchichte des Düſſelthals ſei 1814 nichts; es bleibt folglich ganz unerklärlich, wie die Gebeine des fragli- chen Coſacken 2 Fuß tief unter die Oberfläche des harten Lehmlagers gerathen ſind?! Von den Fachmännern, die ſich neben Prof. Mayer für ein jüngeres Alter des Neanderthaler Fundes ausgeſpro- chen haben, erwähne ich zunächſt Profeſſor R. Wagner in Göttingen, der in einem kleinen Aufſatze in den „Göttinger Nachrichten“ die Vermuthung äußert, der Neanderthaler Schädel möge wohl von einem alten Holländer herrühren, ohne, wie es ſcheint, dafür andere Gründe geltend zu machen, als die Nachbarſchaft Hollands und die allgemeine Aehnlich- keit dieſes Schädels mit einem Bataverſchädel in der bekann- ten Blumenbach'ſchen Schädelſammlung, dem ſogenannten Batavus genuinus von der holländiſchen Jnſel Marken, un- ter deren Bevölkerung auch gegenwärtig noch Jndividuen mit auffallend markirten Geſichtszügen nicht ſelten ſein ſollen. Zu den Vertretern eines jüngern Urſprungs zählt auch

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/68>, abgerufen am 23.11.2024.