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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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Es waren eine Anzahl mehr oder weniger defecter
Wirbel von verschiedener Größe, Fragmente von Schenkel-
röhren und Rippen, verschiedene kleinere, wahrscheinlich Fuß-
knochen, eine zerbrochene Unterkieferhälfte mit 3 Backzähnen
und einige isolirte Zähne. Da die Untersuchung des leh-
migen Höhlenschuttes, worin diese Knochen gefunden worden
waren, erst begonnen hatte und mit der Aussicht auf wei-
tere Ausbeute nach einiger Zeit fortgesetzt werden sollte, so
habe ich eine Woche später den Besuch des Fundortes wie-
derholt und an Ort und Stelle die Knochen, meistens Hals-
und Rückenwirbel eines größeren Säugethieres und einige
Zähne in Empfang genommen, die ein Arbeiter, der mit
der Abfuhr und Durchsuchung des Schuttes beschäftigt war,
im Laufe des Tages gefunden hatte. Dieser Lehmschutt
lag nicht mehr in der Fundgrotte, sondern unterhalb der-
selben in der Sohle des Steinbruchs, einen ansehnlichen
Haufen bildend, der mit dem noch in der Grotte befindli-
chen Reste ihres Lehmlagers noch weitere, vielleicht mannich-
fache ähnliche Ausbeute mit Sicherheit erwarten läßt.

Die Herren Pieper hatten die Güte, mir den fos-
silen Knochenfund, so weit derselbe bei meinem zweiten Be-
suche vorlag, zu übergeben. Es sind dadurch, übersichtlich
geordnet, folgende Knochen in meine Hände gelangt:

a) zwölf mehr oder weniger defecte Hals- und Rücken-
wirbel nebst einigen Wirbelfragmenten von auffallend
verschiedener Größe und zum Theil mit langem Dorn-
fortsatze versehen;

b) neun Fragmente von Schenkelröhren, zum Theil mit
ziemlich erhaltenen Gelenkköpfen, im Größenverhältniß
den vorgenannten Wirbeln entsprechend. Die frischen
Bruchflächen derselben und die Zusammengehörigkeit
einzelner Fragmente zu einem größeren Stücke zei-

Es waren eine Anzahl mehr oder weniger defecter
Wirbel von verſchiedener Größe, Fragmente von Schenkel-
röhren und Rippen, verſchiedene kleinere, wahrſcheinlich Fuß-
knochen, eine zerbrochene Unterkieferhälfte mit 3 Backzähnen
und einige iſolirte Zähne. Da die Unterſuchung des leh-
migen Höhlenſchuttes, worin dieſe Knochen gefunden worden
waren, erſt begonnen hatte und mit der Ausſicht auf wei-
tere Ausbeute nach einiger Zeit fortgeſetzt werden ſollte, ſo
habe ich eine Woche ſpäter den Beſuch des Fundortes wie-
derholt und an Ort und Stelle die Knochen, meiſtens Hals-
und Rückenwirbel eines größeren Säugethieres und einige
Zähne in Empfang genommen, die ein Arbeiter, der mit
der Abfuhr und Durchſuchung des Schuttes beſchäftigt war,
im Laufe des Tages gefunden hatte. Dieſer Lehmſchutt
lag nicht mehr in der Fundgrotte, ſondern unterhalb der-
ſelben in der Sohle des Steinbruchs, einen anſehnlichen
Haufen bildend, der mit dem noch in der Grotte befindli-
chen Reſte ihres Lehmlagers noch weitere, vielleicht mannich-
fache ähnliche Ausbeute mit Sicherheit erwarten läßt.

Die Herren Pieper hatten die Güte, mir den foſ-
ſilen Knochenfund, ſo weit derſelbe bei meinem zweiten Be-
ſuche vorlag, zu übergeben. Es ſind dadurch, überſichtlich
geordnet, folgende Knochen in meine Hände gelangt:

a) zwölf mehr oder weniger defecte Hals- und Rücken-
wirbel nebſt einigen Wirbelfragmenten von auffallend
verſchiedener Größe und zum Theil mit langem Dorn-
fortſatze verſehen;

b) neun Fragmente von Schenkelröhren, zum Theil mit
ziemlich erhaltenen Gelenkköpfen, im Größenverhältniß
den vorgenannten Wirbeln entſprechend. Die friſchen
Bruchflächen derſelben und die Zuſammengehörigkeit
einzelner Fragmente zu einem größeren Stücke zei-

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[74/0078] Es waren eine Anzahl mehr oder weniger defecter Wirbel von verſchiedener Größe, Fragmente von Schenkel- röhren und Rippen, verſchiedene kleinere, wahrſcheinlich Fuß- knochen, eine zerbrochene Unterkieferhälfte mit 3 Backzähnen und einige iſolirte Zähne. Da die Unterſuchung des leh- migen Höhlenſchuttes, worin dieſe Knochen gefunden worden waren, erſt begonnen hatte und mit der Ausſicht auf wei- tere Ausbeute nach einiger Zeit fortgeſetzt werden ſollte, ſo habe ich eine Woche ſpäter den Beſuch des Fundortes wie- derholt und an Ort und Stelle die Knochen, meiſtens Hals- und Rückenwirbel eines größeren Säugethieres und einige Zähne in Empfang genommen, die ein Arbeiter, der mit der Abfuhr und Durchſuchung des Schuttes beſchäftigt war, im Laufe des Tages gefunden hatte. Dieſer Lehmſchutt lag nicht mehr in der Fundgrotte, ſondern unterhalb der- ſelben in der Sohle des Steinbruchs, einen anſehnlichen Haufen bildend, der mit dem noch in der Grotte befindli- chen Reſte ihres Lehmlagers noch weitere, vielleicht mannich- fache ähnliche Ausbeute mit Sicherheit erwarten läßt. Die Herren Pieper hatten die Güte, mir den foſ- ſilen Knochenfund, ſo weit derſelbe bei meinem zweiten Be- ſuche vorlag, zu übergeben. Es ſind dadurch, überſichtlich geordnet, folgende Knochen in meine Hände gelangt: a) zwölf mehr oder weniger defecte Hals- und Rücken- wirbel nebſt einigen Wirbelfragmenten von auffallend verſchiedener Größe und zum Theil mit langem Dorn- fortſatze verſehen; b) neun Fragmente von Schenkelröhren, zum Theil mit ziemlich erhaltenen Gelenkköpfen, im Größenverhältniß den vorgenannten Wirbeln entſprechend. Die friſchen Bruchflächen derſelben und die Zuſammengehörigkeit einzelner Fragmente zu einem größeren Stücke zei-

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/78>, abgerufen am 23.11.2024.