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Gabelentz, Georg von der: Die ostasiatischen Studien und die Sprachwissenschaft. In: Unsere Zeit, Jg. 1881, Bd. 1, S. 279-291.

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Die ostasiatischen Studien und die Sprachwissenschaft.

Mit dem bloßen Hinweise auf andere, zum Theil kleinere Länder, auf die
Hochschulen Frankreichs, Englands, Rußlands, Hollands und Italiens wäre wenig
gedient; denn in wissenschaftlichen Dingen wenigstens pflegt es sonst nicht Deutsch¬
land zu sein, das am Vorbilde seiner Nachbarn zu lernen hat. Die Aufgabe,
fremden Leistungen mit Aufmerksamkeit zu folgen, bleibt uns darum nicht minder.
Es könnte sonst geschehen, daß uns manche jener reichhaltigen Gänge verschlossen
blieben, aus welchen andere ihre Schätze fördern. Und wenn ich nun betrachte,
was die Gelehrten anderer Nationen, und was so mancher unserer Landsleute
aus den unerschöpflichen Fundgruben der ostasiatischen Literaturen heimgebracht:
dann muß ich wol wünschen, hier recht viel deutschen Fleiß und deutschen Geist
in Arbeit zu sehen. Anders als zur Zeit der Völkerwanderungen, friedlicher, aber
nicht minder mächtig treten heute die Völker Ostasiens mit der europäisch-ameri¬
kanischen Culturwelt in Berührung. Ein Wettbewerb von stets zunehmender Leb¬
haftigkeit ist eröffnet. Das hochbegabte, thatkräftige Japanervolk hat sich mit
einem Sprunge, wie er für jede andere Nation ein Salto mortale gewesen wäre,
mitten in europäisches Wesen hineingestürzt. Der Chinese, bisher weniger zu¬
gänglich für unsere Ideen als für unser Silber, fordert zum Entgelt für die
Aufnahme unserer Kaufleute, unserer Diplomaten und Missionare freien Einmarsch
seiner Arbeiterbataillone in die Werkplätze unsers Gewerbfleißes. Zukunftsreicher
als alle andern Asiaten treten uns heute jene Menschen des fernsten Ostens poli¬
tisch und wirthschaftlich viel näher als die sinnigen, aber passiven Hindus oder
die Bekenner des Islams von arischem, tatarischem oder semitischem Blute.

Es gilt, sich in sie hineinzufinden, ihr Denken und Leben zu verstehen. Die
Geschichte der letzten Jahrhunderte hat bewiesen, wie hier jedes Misverständniß
zu den bedenklichsten Misgriffen führen könne. Hier fällt dem Gelehrten, dem
Völker- und Sprachenkundigen eine Pionnierrolle zu, wie ich sie mir dankbarer
kaum denken kann. Kaum dankbarer und auch kaum reizvoller. Ich denke an
mich und mein Fach, vor allem an das Studium der chinesischen Gesittung, wie
sie sich in einer der interessantesten Literaturen der Welt abspiegelt. Diese Lite¬
ratur, vor mehr denn 4000 Jahren begründet, mithin unter allen lebenden die
älteste, vielseitiger als irgendeine des übrigen Orients, vielleicht bändereicher selbst
als die meisten europäischen -- ist uns kaum erst in einigen ihrer Erzeugnisse
bekannt -- und wie wenig bekannt sind noch diese!

Es ist schlimm, daß ich dies gestehen mußte: man schließt zu gern aus der
Größe der Nachfrage auf die Güte der Waare. Jedermann weiß, wie trügerisch
dieser Schluß in literarischen Dingen ist. Hier ist das Beste für die Besten, also
nicht allemal für die Mehrzahl, und selbst das Beste hat sich seinen Platz zu
erkämpfen, wenn es ein Seltsames, Ueberraschendes ist. Man soll sich keiner
Täuschung hingeben: die Sinologie hat in Deutschland einen schweren Stand,
Wir bauen auf dem Felde unserer Orientalistik andere Früchte, und mit wie
glänzendem Erfolge! Die herrlichen Errungenschaften unserer indischen, iranischen,
semitischen und ägyptologischen Forschungen werden der gebildeten Welt sozusagen
zu Haus und Hof behändigt; die Pharaonen und ihre Unterthanen, die Musel¬
manen und die Brahmanen erscheinen uns nachgerade wie alte Geschäftsfreunde

Die oſtaſiatiſchen Studien und die Sprachwiſſenſchaft.

Mit dem bloßen Hinweiſe auf andere, zum Theil kleinere Länder, auf die
Hochſchulen Frankreichs, Englands, Rußlands, Hollands und Italiens wäre wenig
gedient; denn in wiſſenſchaftlichen Dingen wenigſtens pflegt es ſonſt nicht Deutſch¬
land zu ſein, das am Vorbilde ſeiner Nachbarn zu lernen hat. Die Aufgabe,
fremden Leiſtungen mit Aufmerkſamkeit zu folgen, bleibt uns darum nicht minder.
Es könnte ſonſt geſchehen, daß uns manche jener reichhaltigen Gänge verſchloſſen
blieben, aus welchen andere ihre Schätze fördern. Und wenn ich nun betrachte,
was die Gelehrten anderer Nationen, und was ſo mancher unſerer Landsleute
aus den unerſchöpflichen Fundgruben der oſtaſiatiſchen Literaturen heimgebracht:
dann muß ich wol wünſchen, hier recht viel deutſchen Fleiß und deutſchen Geiſt
in Arbeit zu ſehen. Anders als zur Zeit der Völkerwanderungen, friedlicher, aber
nicht minder mächtig treten heute die Völker Oſtaſiens mit der europäiſch-ameri¬
kaniſchen Culturwelt in Berührung. Ein Wettbewerb von ſtets zunehmender Leb¬
haftigkeit iſt eröffnet. Das hochbegabte, thatkräftige Japanervolk hat ſich mit
einem Sprunge, wie er für jede andere Nation ein Salto mortale geweſen wäre,
mitten in europäiſches Weſen hineingeſtürzt. Der Chineſe, bisher weniger zu¬
gänglich für unſere Ideen als für unſer Silber, fordert zum Entgelt für die
Aufnahme unſerer Kaufleute, unſerer Diplomaten und Miſſionare freien Einmarſch
ſeiner Arbeiterbataillone in die Werkplätze unſers Gewerbfleißes. Zukunftsreicher
als alle andern Aſiaten treten uns heute jene Menſchen des fernſten Oſtens poli¬
tiſch und wirthſchaftlich viel näher als die ſinnigen, aber paſſiven Hindus oder
die Bekenner des Islams von ariſchem, tatariſchem oder ſemitiſchem Blute.

Es gilt, ſich in ſie hineinzufinden, ihr Denken und Leben zu verſtehen. Die
Geſchichte der letzten Jahrhunderte hat bewieſen, wie hier jedes Misverſtändniß
zu den bedenklichſten Misgriffen führen könne. Hier fällt dem Gelehrten, dem
Völker- und Sprachenkundigen eine Pionnierrolle zu, wie ich ſie mir dankbarer
kaum denken kann. Kaum dankbarer und auch kaum reizvoller. Ich denke an
mich und mein Fach, vor allem an das Studium der chineſiſchen Geſittung, wie
ſie ſich in einer der intereſſanteſten Literaturen der Welt abſpiegelt. Dieſe Lite¬
ratur, vor mehr denn 4000 Jahren begründet, mithin unter allen lebenden die
älteſte, vielſeitiger als irgendeine des übrigen Orients, vielleicht bändereicher ſelbſt
als die meiſten europäiſchen — iſt uns kaum erſt in einigen ihrer Erzeugniſſe
bekannt — und wie wenig bekannt ſind noch dieſe!

Es iſt ſchlimm, daß ich dies geſtehen mußte: man ſchließt zu gern aus der
Größe der Nachfrage auf die Güte der Waare. Jedermann weiß, wie trügeriſch
dieſer Schluß in literariſchen Dingen iſt. Hier iſt das Beſte für die Beſten, alſo
nicht allemal für die Mehrzahl, und ſelbſt das Beſte hat ſich ſeinen Platz zu
erkämpfen, wenn es ein Seltſames, Ueberraſchendes iſt. Man ſoll ſich keiner
Täuſchung hingeben: die Sinologie hat in Deutſchland einen ſchweren Stand,
Wir bauen auf dem Felde unſerer Orientaliſtik andere Früchte, und mit wie
glänzendem Erfolge! Die herrlichen Errungenſchaften unſerer indiſchen, iraniſchen,
ſemitiſchen und ägyptologiſchen Forſchungen werden der gebildeten Welt ſozuſagen
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[281/0010] Die oſtaſiatiſchen Studien und die Sprachwiſſenſchaft. Mit dem bloßen Hinweiſe auf andere, zum Theil kleinere Länder, auf die Hochſchulen Frankreichs, Englands, Rußlands, Hollands und Italiens wäre wenig gedient; denn in wiſſenſchaftlichen Dingen wenigſtens pflegt es ſonſt nicht Deutſch¬ land zu ſein, das am Vorbilde ſeiner Nachbarn zu lernen hat. Die Aufgabe, fremden Leiſtungen mit Aufmerkſamkeit zu folgen, bleibt uns darum nicht minder. Es könnte ſonſt geſchehen, daß uns manche jener reichhaltigen Gänge verſchloſſen blieben, aus welchen andere ihre Schätze fördern. Und wenn ich nun betrachte, was die Gelehrten anderer Nationen, und was ſo mancher unſerer Landsleute aus den unerſchöpflichen Fundgruben der oſtaſiatiſchen Literaturen heimgebracht: dann muß ich wol wünſchen, hier recht viel deutſchen Fleiß und deutſchen Geiſt in Arbeit zu ſehen. Anders als zur Zeit der Völkerwanderungen, friedlicher, aber nicht minder mächtig treten heute die Völker Oſtaſiens mit der europäiſch-ameri¬ kaniſchen Culturwelt in Berührung. Ein Wettbewerb von ſtets zunehmender Leb¬ haftigkeit iſt eröffnet. Das hochbegabte, thatkräftige Japanervolk hat ſich mit einem Sprunge, wie er für jede andere Nation ein Salto mortale geweſen wäre, mitten in europäiſches Weſen hineingeſtürzt. Der Chineſe, bisher weniger zu¬ gänglich für unſere Ideen als für unſer Silber, fordert zum Entgelt für die Aufnahme unſerer Kaufleute, unſerer Diplomaten und Miſſionare freien Einmarſch ſeiner Arbeiterbataillone in die Werkplätze unſers Gewerbfleißes. Zukunftsreicher als alle andern Aſiaten treten uns heute jene Menſchen des fernſten Oſtens poli¬ tiſch und wirthſchaftlich viel näher als die ſinnigen, aber paſſiven Hindus oder die Bekenner des Islams von ariſchem, tatariſchem oder ſemitiſchem Blute. Es gilt, ſich in ſie hineinzufinden, ihr Denken und Leben zu verſtehen. Die Geſchichte der letzten Jahrhunderte hat bewieſen, wie hier jedes Misverſtändniß zu den bedenklichſten Misgriffen führen könne. Hier fällt dem Gelehrten, dem Völker- und Sprachenkundigen eine Pionnierrolle zu, wie ich ſie mir dankbarer kaum denken kann. Kaum dankbarer und auch kaum reizvoller. Ich denke an mich und mein Fach, vor allem an das Studium der chineſiſchen Geſittung, wie ſie ſich in einer der intereſſanteſten Literaturen der Welt abſpiegelt. Dieſe Lite¬ ratur, vor mehr denn 4000 Jahren begründet, mithin unter allen lebenden die älteſte, vielſeitiger als irgendeine des übrigen Orients, vielleicht bändereicher ſelbſt als die meiſten europäiſchen — iſt uns kaum erſt in einigen ihrer Erzeugniſſe bekannt — und wie wenig bekannt ſind noch dieſe! Es iſt ſchlimm, daß ich dies geſtehen mußte: man ſchließt zu gern aus der Größe der Nachfrage auf die Güte der Waare. Jedermann weiß, wie trügeriſch dieſer Schluß in literariſchen Dingen iſt. Hier iſt das Beſte für die Beſten, alſo nicht allemal für die Mehrzahl, und ſelbſt das Beſte hat ſich ſeinen Platz zu erkämpfen, wenn es ein Seltſames, Ueberraſchendes iſt. Man ſoll ſich keiner Täuſchung hingeben: die Sinologie hat in Deutſchland einen ſchweren Stand, Wir bauen auf dem Felde unſerer Orientaliſtik andere Früchte, und mit wie glänzendem Erfolge! Die herrlichen Errungenſchaften unſerer indiſchen, iraniſchen, ſemitiſchen und ägyptologiſchen Forſchungen werden der gebildeten Welt ſozuſagen zu Haus und Hof behändigt; die Pharaonen und ihre Unterthanen, die Muſel¬ manen und die Brahmanen erſcheinen uns nachgerade wie alte Geſchäftsfreunde

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Zitationshilfe: Gabelentz, Georg von der: Die ostasiatischen Studien und die Sprachwissenschaft. In: Unsere Zeit, Jg. 1881, Bd. 1, S. 279-291, hier S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gabelentz_ostasiatische_1881/10>, abgerufen am 21.11.2024.