beisser in einer Hitze von 169 11/17 Grad. Ein Kanin- chen ertrug 164, aber ein Huhn konnte eine Hitze von 169 Grad nicht lange ohne Lebensgefahr aushalten. Der Mensch also lebt und gedeiht gegen 200 Grad unter Null bis 130 darüber, was noch von keinem Thiere bekannt ist. -- Eben so beharrlich ist er gegen den verschiedensten Druck der Luft. Die Stadt Qui- to und ein Theil dieser Provinz haben beinahe die Höhe von 12000 Fuß über der Meeresfläche, und dennoch sind sie von vielen tausenden bewohnt. Der Unterschied des Luftdruckes auf den Körper des Men- schen ist in dieser Höhe gegen jenen an der Meeres- fläche wie 21750 Pf. gegen 32235 Pf. Condamine und Bouquer nebst einigen Begleitern lebten sogar drey Wochen auf den Kordilleren in einer Höhe, wo das Barometer nur 15 Zoll 9 Linien stand, und ob- gleich sich einige nicht gut befanden, so traf dieß be- sonders die an das heiße Klima gewöhnten Indier, für welche die zu plözliche Abwechslung von Hize und Kälte, und zugleich die heftige Bewegung beym Hin- aufsteigen unangenehme Folgen hatte; da sich die an- deren, welche zurück ritten, wohl befanden. Dieses giebt für den Druck der Menschenoberfläche, zu 15 Ku- bikfuß gerechnet, nur 16920 Pf. und so ist der Unter- schied des Drucks zwischen dem dortigen Thal- und Bergbewohner über 15300 Pfund. Taucht nun die- ser Mensch in die Tiefe des Meeres ungefähr 400 Fuß tief, so leidet er einen zehnfach grössern Druck, als der Strandbewohner und der Unterschied belauft sich au[f] 300000 Pfund. -- Welche Summen von
Feuch-
Gall I. Band. F
beiſſer in einer Hitze von 169 11/17 Grad. Ein Kanin- chen ertrug 164, aber ein Huhn konnte eine Hitze von 169 Grad nicht lange ohne Lebensgefahr aushalten. Der Menſch alſo lebt und gedeiht gegen 200 Grad unter Null bis 130 daruͤber, was noch von keinem Thiere bekannt iſt. — Eben ſo beharrlich iſt er gegen den verſchiedenſten Druck der Luft. Die Stadt Qui- to und ein Theil dieſer Provinz haben beinahe die Hoͤhe von 12000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche, und dennoch ſind ſie von vielen tauſenden bewohnt. Der Unterſchied des Luftdruckes auf den Koͤrper des Men- ſchen iſt in dieſer Hoͤhe gegen jenen an der Meeres- flaͤche wie 21750 Pf. gegen 32235 Pf. Condamine und Bouquer nebſt einigen Begleitern lebten ſogar drey Wochen auf den Kordilleren in einer Hoͤhe, wo das Barometer nur 15 Zoll 9 Linien ſtand, und ob- gleich ſich einige nicht gut befanden, ſo traf dieß be- ſonders die an das heiße Klima gewoͤhnten Indier, fuͤr welche die zu ploͤzliche Abwechslung von Hize und Kaͤlte, und zugleich die heftige Bewegung beym Hin- aufſteigen unangenehme Folgen hatte; da ſich die an- deren, welche zuruͤck ritten, wohl befanden. Dieſes giebt fuͤr den Druck der Menſchenoberflaͤche, zu 15 Ku- bikfuß gerechnet, nur 16920 Pf. und ſo iſt der Unter- ſchied des Drucks zwiſchen dem dortigen Thal- und Bergbewohner uͤber 15300 Pfund. Taucht nun die- ſer Menſch in die Tiefe des Meeres ungefaͤhr 400 Fuß tief, ſo leidet er einen zehnfach groͤſſern Druck, als der Strandbewohner und der Unterſchied belauft ſich au[f] 300000 Pfund. — Welche Summen von
Feuch-
Gall I. Band. F
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0100"n="81"/>
beiſſer in einer Hitze von 169 11/17 Grad. Ein Kanin-<lb/>
chen ertrug 164, aber ein Huhn konnte eine Hitze von<lb/>
169 Grad nicht lange ohne Lebensgefahr aushalten.<lb/>
Der Menſch alſo lebt und gedeiht gegen 200 Grad<lb/>
unter Null bis 130 daruͤber, was noch von keinem<lb/>
Thiere bekannt iſt. — Eben ſo beharrlich iſt er gegen<lb/>
den verſchiedenſten Druck der Luft. Die Stadt Qui-<lb/>
to und ein Theil dieſer Provinz haben beinahe die<lb/>
Hoͤhe von 12000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche, und<lb/>
dennoch ſind ſie von vielen tauſenden bewohnt. Der<lb/>
Unterſchied des Luftdruckes auf den Koͤrper des Men-<lb/>ſchen iſt in dieſer Hoͤhe gegen jenen an der Meeres-<lb/>
flaͤche wie 21750 Pf. gegen 32235 Pf. <hirendition="#fr">Condamine</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Bouquer</hi> nebſt einigen Begleitern lebten ſogar<lb/>
drey Wochen auf den Kordilleren in einer Hoͤhe, wo<lb/>
das Barometer nur 15 Zoll 9 Linien ſtand, und ob-<lb/>
gleich ſich einige nicht gut befanden, ſo traf dieß be-<lb/>ſonders die an das heiße Klima gewoͤhnten Indier,<lb/>
fuͤr welche die zu ploͤzliche Abwechslung von Hize und<lb/>
Kaͤlte, und zugleich die heftige Bewegung beym Hin-<lb/>
aufſteigen unangenehme Folgen hatte; da ſich die an-<lb/>
deren, welche zuruͤck ritten, wohl befanden. Dieſes<lb/>
giebt fuͤr den Druck der Menſchenoberflaͤche, zu 15 Ku-<lb/>
bikfuß gerechnet, nur 16920 Pf. und ſo iſt der Unter-<lb/>ſchied des Drucks zwiſchen dem dortigen Thal- und<lb/>
Bergbewohner uͤber 15300 Pfund. Taucht nun die-<lb/>ſer Menſch in die Tiefe des Meeres ungefaͤhr 400<lb/>
Fuß tief, ſo leidet er einen zehnfach groͤſſern Druck,<lb/>
als der Strandbewohner und der Unterſchied belauft<lb/>ſich au<supplied>f</supplied> 300000 Pfund. — Welche Summen von<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gall <hirendition="#aq">I.</hi> Band. F</fw><fwplace="bottom"type="catch">Feuch-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[81/0100]
beiſſer in einer Hitze von 169 11/17 Grad. Ein Kanin-
chen ertrug 164, aber ein Huhn konnte eine Hitze von
169 Grad nicht lange ohne Lebensgefahr aushalten.
Der Menſch alſo lebt und gedeiht gegen 200 Grad
unter Null bis 130 daruͤber, was noch von keinem
Thiere bekannt iſt. — Eben ſo beharrlich iſt er gegen
den verſchiedenſten Druck der Luft. Die Stadt Qui-
to und ein Theil dieſer Provinz haben beinahe die
Hoͤhe von 12000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche, und
dennoch ſind ſie von vielen tauſenden bewohnt. Der
Unterſchied des Luftdruckes auf den Koͤrper des Men-
ſchen iſt in dieſer Hoͤhe gegen jenen an der Meeres-
flaͤche wie 21750 Pf. gegen 32235 Pf. Condamine
und Bouquer nebſt einigen Begleitern lebten ſogar
drey Wochen auf den Kordilleren in einer Hoͤhe, wo
das Barometer nur 15 Zoll 9 Linien ſtand, und ob-
gleich ſich einige nicht gut befanden, ſo traf dieß be-
ſonders die an das heiße Klima gewoͤhnten Indier,
fuͤr welche die zu ploͤzliche Abwechslung von Hize und
Kaͤlte, und zugleich die heftige Bewegung beym Hin-
aufſteigen unangenehme Folgen hatte; da ſich die an-
deren, welche zuruͤck ritten, wohl befanden. Dieſes
giebt fuͤr den Druck der Menſchenoberflaͤche, zu 15 Ku-
bikfuß gerechnet, nur 16920 Pf. und ſo iſt der Unter-
ſchied des Drucks zwiſchen dem dortigen Thal- und
Bergbewohner uͤber 15300 Pfund. Taucht nun die-
ſer Menſch in die Tiefe des Meeres ungefaͤhr 400
Fuß tief, ſo leidet er einen zehnfach groͤſſern Druck,
als der Strandbewohner und der Unterſchied belauft
ſich auf 300000 Pfund. — Welche Summen von
Feuch-
Gall I. Band. F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/100>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.