entsteht. Dadurch fühlen sie nicht, wie in der äußer- lichen Empfindung, andere Körper und deren Wirk- samkeit auf den ihrigen, sondern erstlich ihren eigenen Körper und dessen Theile, Kräfte und Beschaffenhei- ten, hiernächst aber auch das Bemühen oder die Re- gungen ihrer Seele, so daß sie sich aus diesem innern Gefühle ihrer Natur, jedoch nur auf eine ganz un- deutliche Weise, wie es durch die bloße Empfindung geschehen kann, bewust sind." Daraus erklärt er nun die Liebe und Vorsorge der Thiere für ihre künf- tige Brut und Jungen, das bemühen der Thiere, sich mit Waffen zu wehren, die noch nicht da sind, die Ausübung ihrer Kunsttriebe ohne Unterricht und Er- fahrung. Diese Empfindungen läßt er theils von der Beschaffenheit und den Naturkräften des Körpers, theils von den natürlichen Bemühungen der Seele selbst entstehen. Was den Thieren an Vernunft und Wis- senschaft zum Selbsterkenntniß mangelt, das soll ih- nen durch einen genauer determinirten und vorbereite- ten Mechanismus ihres Körpers, und den Einfluß schärferer äußerlicher Sinne in denselben, eine genaue- re innere Empfindung von ihrer Natur und ihrem Zu- stande ersetzt werden.
Als einen Gewährsmann seiner Meinung führt er den Seneka an, welcher in dem 121 Briefe aus- führlich von den Kunsttrieben der Thiere handelt, und sie als eine angeborne Fertigkeit vorstellt, die durch die Empfindung ihrer eigenen Natur wirksam werde. "Es war, schreibt er, die Frage unter uns aufgeworfen, ob die Thiere eine Empfindung von ihrer Beschaffenheit hät-
ten?
entſteht. Dadurch fuͤhlen ſie nicht, wie in der aͤußer- lichen Empfindung, andere Koͤrper und deren Wirk- ſamkeit auf den ihrigen, ſondern erſtlich ihren eigenen Koͤrper und deſſen Theile, Kraͤfte und Beſchaffenhei- ten, hiernaͤchſt aber auch das Bemuͤhen oder die Re- gungen ihrer Seele, ſo daß ſie ſich aus dieſem innern Gefuͤhle ihrer Natur, jedoch nur auf eine ganz un- deutliche Weiſe, wie es durch die bloße Empfindung geſchehen kann, bewuſt ſind.„ Daraus erklaͤrt er nun die Liebe und Vorſorge der Thiere fuͤr ihre kuͤnf- tige Brut und Jungen, das bemuͤhen der Thiere, ſich mit Waffen zu wehren, die noch nicht da ſind, die Ausuͤbung ihrer Kunſttriebe ohne Unterricht und Er- fahrung. Dieſe Empfindungen laͤßt er theils von der Beſchaffenheit und den Naturkraͤften des Koͤrpers, theils von den natuͤrlichen Bemuͤhungen der Seele ſelbſt entſtehen. Was den Thieren an Vernunft und Wiſ- ſenſchaft zum Selbſterkenntniß mangelt, das ſoll ih- nen durch einen genauer determinirten und vorbereite- ten Mechanismus ihres Koͤrpers, und den Einfluß ſchaͤrferer aͤußerlicher Sinne in denſelben, eine genaue- re innere Empfindung von ihrer Natur und ihrem Zu- ſtande erſetzt werden.
Als einen Gewaͤhrsmann ſeiner Meinung fuͤhrt er den Seneka an, welcher in dem 121 Briefe aus- fuͤhrlich von den Kunſttrieben der Thiere handelt, und ſie als eine angeborne Fertigkeit vorſtellt, die durch die Empfindung ihrer eigenen Natur wirkſam werde. “Es war, ſchreibt er, die Frage unter uns aufgeworfen, ob die Thiere eine Empfindung von ihrer Beſchaffenheit haͤt-
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entſteht. Dadurch fuͤhlen ſie nicht, wie in der aͤußer-
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ſamkeit auf den ihrigen, ſondern erſtlich ihren eigenen
Koͤrper und deſſen Theile, Kraͤfte und Beſchaffenhei-
ten, hiernaͤchſt aber auch das Bemuͤhen oder die Re-
gungen ihrer Seele, ſo daß ſie ſich aus dieſem innern
Gefuͤhle ihrer Natur, jedoch nur auf eine ganz un-
deutliche Weiſe, wie es durch die bloße Empfindung
geſchehen kann, bewuſt ſind.„ Daraus erklaͤrt er
nun die Liebe und Vorſorge der Thiere fuͤr ihre kuͤnf-
tige Brut und Jungen, das bemuͤhen der Thiere, ſich
mit Waffen zu wehren, die noch nicht da ſind, die
Ausuͤbung ihrer Kunſttriebe ohne Unterricht und Er-
fahrung. Dieſe Empfindungen laͤßt er theils von der
Beſchaffenheit und den Naturkraͤften des Koͤrpers,
theils von den natuͤrlichen Bemuͤhungen der Seele ſelbſt
entſtehen. Was den Thieren an Vernunft und Wiſ-
ſenſchaft zum Selbſterkenntniß mangelt, das ſoll ih-
nen durch einen genauer determinirten und vorbereite-
ten Mechanismus ihres Koͤrpers, und den Einfluß
ſchaͤrferer aͤußerlicher Sinne in denſelben, eine genaue-
re innere Empfindung von ihrer Natur und ihrem Zu-
ſtande erſetzt werden.
Als einen Gewaͤhrsmann ſeiner Meinung fuͤhrt
er den Seneka an, welcher in dem 121 Briefe aus-
fuͤhrlich von den Kunſttrieben der Thiere handelt, und
ſie als eine angeborne Fertigkeit vorſtellt, die durch die
Empfindung ihrer eigenen Natur wirkſam werde. “Es
war, ſchreibt er, die Frage unter uns aufgeworfen, ob
die Thiere eine Empfindung von ihrer Beſchaffenheit haͤt-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/109>, abgerufen am 21.11.2024.
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