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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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mering, die zur Zermalmung der Nahrung dient, so
wie diejenige, die zur Sicherheit der Sinnorganen be-
stimmt scheinet, ist so wohl im Zusammenhang und
Ganzen, als auch im Einzelnen betrachtet, stärker,
dicker, auch zum Theil zu dieser Stärke vortheilhaf-
ter geformt, als bey der Classe von Menschen, die
durch ausgebreitetere Erfahrungsbenutzung, Cultur
und Verstand das zu ersetzen weiß, was ihr von thie-
rischer Kraft abgehen mögte. Sollte man die Gesichts-
knochen des Mohren, wenigstens ihre Maaße, als
eine Basis annehmen, und auf ihnen, nach dem Ver-
hältnisse europäischer Köpfe, die knöcherne Schale fürs
Gehirn bilden, so würde zuverläßig der Raum, der
diesem Organ der Denkenskraft gewidmet ist, größer
als unter uns gewöhnlich, ausfallen müssen." Allein
das flache Vorderhaupt des Mohren weicht zurück,
und schließt sich an ein beynahe eben so flaches Hinter-
haupt. -- Von Vorne betrachtet scheint der Mohren-
kopf und so auch der Schädel, in der Mitte und ober-
halb gleichsam seitwärts zusammengedruckt und geschärf-
ter, und die Gehirnhöhle auch in die Quere enger,
so wie die ganzen Seitenknochen kleiner, als bey Eu-
ropäern sind. Daraus entstund ein weit geringerer
Raum für das Gehirn; Sömmering maß verschiede-
ne Mohren- und fast alle seine Europäerschädel, um
die Größe der Gehirnhöhlen zu vergleichen, und fand
am Mohren 1) daß eine Schnur von der Wurzel der
Nase an, mitten übers Stirnbein, nach der Rich-
tung der Pfeilnath bis an die Mitte des hintern Ran-
des der ovalen Pforte fürs Rückenmark angelegt und

aus-

mering, die zur Zermalmung der Nahrung dient, ſo
wie diejenige, die zur Sicherheit der Sinnorganen be-
ſtimmt ſcheinet, iſt ſo wohl im Zuſammenhang und
Ganzen, als auch im Einzelnen betrachtet, ſtaͤrker,
dicker, auch zum Theil zu dieſer Staͤrke vortheilhaf-
ter geformt, als bey der Claſſe von Menſchen, die
durch ausgebreitetere Erfahrungsbenutzung, Cultur
und Verſtand das zu erſetzen weiß, was ihr von thie-
riſcher Kraft abgehen moͤgte. Sollte man die Geſichts-
knochen des Mohren, wenigſtens ihre Maaße, als
eine Baſis annehmen, und auf ihnen, nach dem Ver-
haͤltniſſe europaͤiſcher Koͤpfe, die knoͤcherne Schale fuͤrs
Gehirn bilden, ſo wuͤrde zuverlaͤßig der Raum, der
dieſem Organ der Denkenskraft gewidmet iſt, groͤßer
als unter uns gewoͤhnlich, ausfallen muͤſſen.„ Allein
das flache Vorderhaupt des Mohren weicht zuruͤck,
und ſchließt ſich an ein beynahe eben ſo flaches Hinter-
haupt. — Von Vorne betrachtet ſcheint der Mohren-
kopf und ſo auch der Schaͤdel, in der Mitte und ober-
halb gleichſam ſeitwaͤrts zuſammengedruckt und geſchaͤrf-
ter, und die Gehirnhoͤhle auch in die Quere enger,
ſo wie die ganzen Seitenknochen kleiner, als bey Eu-
ropaͤern ſind. Daraus entſtund ein weit geringerer
Raum fuͤr das Gehirn; Sömmering maß verſchiede-
ne Mohren- und faſt alle ſeine Europaͤerſchaͤdel, um
die Groͤße der Gehirnhoͤhlen zu vergleichen, und fand
am Mohren 1) daß eine Schnur von der Wurzel der
Naſe an, mitten uͤbers Stirnbein, nach der Rich-
tung der Pfeilnath bis an die Mitte des hintern Ran-
des der ovalen Pforte fuͤrs Ruͤckenmark angelegt und

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[106/0125] mering, die zur Zermalmung der Nahrung dient, ſo wie diejenige, die zur Sicherheit der Sinnorganen be- ſtimmt ſcheinet, iſt ſo wohl im Zuſammenhang und Ganzen, als auch im Einzelnen betrachtet, ſtaͤrker, dicker, auch zum Theil zu dieſer Staͤrke vortheilhaf- ter geformt, als bey der Claſſe von Menſchen, die durch ausgebreitetere Erfahrungsbenutzung, Cultur und Verſtand das zu erſetzen weiß, was ihr von thie- riſcher Kraft abgehen moͤgte. Sollte man die Geſichts- knochen des Mohren, wenigſtens ihre Maaße, als eine Baſis annehmen, und auf ihnen, nach dem Ver- haͤltniſſe europaͤiſcher Koͤpfe, die knoͤcherne Schale fuͤrs Gehirn bilden, ſo wuͤrde zuverlaͤßig der Raum, der dieſem Organ der Denkenskraft gewidmet iſt, groͤßer als unter uns gewoͤhnlich, ausfallen muͤſſen.„ Allein das flache Vorderhaupt des Mohren weicht zuruͤck, und ſchließt ſich an ein beynahe eben ſo flaches Hinter- haupt. — Von Vorne betrachtet ſcheint der Mohren- kopf und ſo auch der Schaͤdel, in der Mitte und ober- halb gleichſam ſeitwaͤrts zuſammengedruckt und geſchaͤrf- ter, und die Gehirnhoͤhle auch in die Quere enger, ſo wie die ganzen Seitenknochen kleiner, als bey Eu- ropaͤern ſind. Daraus entſtund ein weit geringerer Raum fuͤr das Gehirn; Sömmering maß verſchiede- ne Mohren- und faſt alle ſeine Europaͤerſchaͤdel, um die Groͤße der Gehirnhoͤhlen zu vergleichen, und fand am Mohren 1) daß eine Schnur von der Wurzel der Naſe an, mitten uͤbers Stirnbein, nach der Rich- tung der Pfeilnath bis an die Mitte des hintern Ran- des der ovalen Pforte fuͤrs Ruͤckenmark angelegt und aus-

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/125>, abgerufen am 21.11.2024.