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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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wo er noch nicht entlaufen und noch nichts verfolgen
kann? -- Warum endlich stürzt der junge Hund eben so
oft, wie der hastige Knabe, vom Stuhle? Warum
ist der alte Sperling schüchterner, gerade so wie das
gebrannte Kind mit dem Feuer behutsamer wird? wa-
rum raubt der alte Fuchs geschickter, als sein Sohn?
Warum lernt der Hund erst durch Uebung den Schlamm
vom festen Boden unterscheiden? "Die Vögel, sagt
Heinrich Home*), fürchten sich nicht vor vierfüssi-
gen Thieren; nicht einmal vor einer Katze, bis sie
aus der Erfahrung gelernt haben, daß eine Katze ihr
Feind ist. Sie scheinen sich auch von Natur nicht vor
dem Menschen zu fürchten, und werden deswegen nicht
eher scheu, als bis sie beunruhigt oder geplagt werden.
In Visia Grande, einer von den unbewohnten Philip-
pinischen Inseln, kann man die Vögel, wie Käm-
pfer
sagt, mit der Hand haschen. Die Habichte
sind auf einigen Inseln der Südsee ebenfalls zahm.
Zu Port Egmont in den Falklandinseln kann man die
Gänse, ohne scheu zu werden, mit einem Stocke todt
schlagen. Die Vögel, welche auf gewissen Felsen
wohnen, die in der Insel Annabon über die See hän-
gen, nehmen das Futter aus der Hand eines Men-
schen an. In dem glücklichen Arabien zeigen die Füch-
se und Affen keine Furcht vor dem Menschen; und die
Einwohner der heißen Länder wissen nichts vom Ja-
gen. In der unbewohnten Insel Bering nahe bey
Kamschatka sind die Füchse so wenig scheu, daß sie

dem
*) Versuch über die Geschichte des Menschen 1 Thl. S. 4.

wo er noch nicht entlaufen und noch nichts verfolgen
kann? — Warum endlich ſtuͤrzt der junge Hund eben ſo
oft, wie der haſtige Knabe, vom Stuhle? Warum
iſt der alte Sperling ſchuͤchterner, gerade ſo wie das
gebrannte Kind mit dem Feuer behutſamer wird? wa-
rum raubt der alte Fuchs geſchickter, als ſein Sohn?
Warum lernt der Hund erſt durch Uebung den Schlamm
vom feſten Boden unterſcheiden? „Die Voͤgel, ſagt
Heinrich Home*), fuͤrchten ſich nicht vor vierfuͤſſi-
gen Thieren; nicht einmal vor einer Katze, bis ſie
aus der Erfahrung gelernt haben, daß eine Katze ihr
Feind iſt. Sie ſcheinen ſich auch von Natur nicht vor
dem Menſchen zu fuͤrchten, und werden deswegen nicht
eher ſcheu, als bis ſie beunruhigt oder geplagt werden.
In Viſia Grande, einer von den unbewohnten Philip-
piniſchen Inſeln, kann man die Voͤgel, wie Kaͤm-
pfer
ſagt, mit der Hand haſchen. Die Habichte
ſind auf einigen Inſeln der Suͤdſee ebenfalls zahm.
Zu Port Egmont in den Falklandinſeln kann man die
Gaͤnſe, ohne ſcheu zu werden, mit einem Stocke todt
ſchlagen. Die Voͤgel, welche auf gewiſſen Felſen
wohnen, die in der Inſel Annabon uͤber die See haͤn-
gen, nehmen das Futter aus der Hand eines Men-
ſchen an. In dem gluͤcklichen Arabien zeigen die Fuͤch-
ſe und Affen keine Furcht vor dem Menſchen; und die
Einwohner der heißen Laͤnder wiſſen nichts vom Ja-
gen. In der unbewohnten Inſel Bering nahe bey
Kamſchatka ſind die Fuͤchſe ſo wenig ſcheu, daß ſie

dem
*) Verſuch uͤber die Geſchichte des Menſchen 1 Thl. S. 4.
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[123/0142] wo er noch nicht entlaufen und noch nichts verfolgen kann? — Warum endlich ſtuͤrzt der junge Hund eben ſo oft, wie der haſtige Knabe, vom Stuhle? Warum iſt der alte Sperling ſchuͤchterner, gerade ſo wie das gebrannte Kind mit dem Feuer behutſamer wird? wa- rum raubt der alte Fuchs geſchickter, als ſein Sohn? Warum lernt der Hund erſt durch Uebung den Schlamm vom feſten Boden unterſcheiden? „Die Voͤgel, ſagt Heinrich Home *), fuͤrchten ſich nicht vor vierfuͤſſi- gen Thieren; nicht einmal vor einer Katze, bis ſie aus der Erfahrung gelernt haben, daß eine Katze ihr Feind iſt. Sie ſcheinen ſich auch von Natur nicht vor dem Menſchen zu fuͤrchten, und werden deswegen nicht eher ſcheu, als bis ſie beunruhigt oder geplagt werden. In Viſia Grande, einer von den unbewohnten Philip- piniſchen Inſeln, kann man die Voͤgel, wie Kaͤm- pfer ſagt, mit der Hand haſchen. Die Habichte ſind auf einigen Inſeln der Suͤdſee ebenfalls zahm. Zu Port Egmont in den Falklandinſeln kann man die Gaͤnſe, ohne ſcheu zu werden, mit einem Stocke todt ſchlagen. Die Voͤgel, welche auf gewiſſen Felſen wohnen, die in der Inſel Annabon uͤber die See haͤn- gen, nehmen das Futter aus der Hand eines Men- ſchen an. In dem gluͤcklichen Arabien zeigen die Fuͤch- ſe und Affen keine Furcht vor dem Menſchen; und die Einwohner der heißen Laͤnder wiſſen nichts vom Ja- gen. In der unbewohnten Inſel Bering nahe bey Kamſchatka ſind die Fuͤchſe ſo wenig ſcheu, daß ſie dem *) Verſuch uͤber die Geſchichte des Menſchen 1 Thl. S. 4.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/142>, abgerufen am 09.11.2024.