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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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über einige der angeführten Verrichtungen haben kön-
nen, und wirklich zuweilen haben; so z. B. steht es
bey uns, langsamer, geschwinder, tiefer, abgebro-
chen oder in langen Zügen zu athmen; wir können die
Entleerung des Stuhls, des Harns, des Samens
u. s. w. einige Zeit zurückhalten oder beschleunigen;
so können wir auch mittelbar den Kreislauf der Säf-
te, die Absönderungen, die Eßlust, die Verdauung
u. s. w. durch Ruhe, Bewegung, Anstrengung, Auf-
heiterung u. d. gl. in Unordnung bringen.

Eben dergleichen Erscheinungen bemerkt man
auf Veranlassungen, deren Wirkung wahrscheinlich
durch die Einwirkung der Seele erklärt werden muß:
wir gähnen, wenn wir andere gähnen sehen; wenn
wir Hunger haben, so wässert uns der Mund vor einer
angenehmen Speise; eckelhafte Begebenheiten reizen uns
zum Erbrechen, oder es bemächtigt sich unsrer ein erschüt-
ternder, vorzüglich die Kehle, den Schlund und die
Halsmuskeln einnehmender krampfhafter Schauer;
beym Anblick der Venusreize, wenn sonst noch Lenden-
kraft durch unsere Adern strömt, durchfährt die Werk-
zeuge der Zeugung ein warmer Kizel, wie ein elektri-
scher Funke; der weibliche Schoos schwillt an und klopft
bey Ansichtwerdung des staatlichen Priaps. Dennoch
ist auch hier überall die Seele so sehr an die Orga-
nisation gebunden, daß ihre Begierden größtentheils
wider ihr Wissen und Zuthun von gewißen Sinnen
vorzüglich oder am meisten rege gemacht werden. So
z. B. scheint bey den Vögeln das Gesicht, bey den
Säugthieren der Geruch, und beym Menschen das

Ge-
Galls I. Band. M

uͤber einige der angefuͤhrten Verrichtungen haben koͤn-
nen, und wirklich zuweilen haben; ſo z. B. ſteht es
bey uns, langſamer, geſchwinder, tiefer, abgebro-
chen oder in langen Zuͤgen zu athmen; wir koͤnnen die
Entleerung des Stuhls, des Harns, des Samens
u. ſ. w. einige Zeit zuruͤckhalten oder beſchleunigen;
ſo koͤnnen wir auch mittelbar den Kreislauf der Saͤf-
te, die Abſoͤnderungen, die Eßluſt, die Verdauung
u. ſ. w. durch Ruhe, Bewegung, Anſtrengung, Auf-
heiterung u. d. gl. in Unordnung bringen.

Eben dergleichen Erſcheinungen bemerkt man
auf Veranlaſſungen, deren Wirkung wahrſcheinlich
durch die Einwirkung der Seele erklaͤrt werden muß:
wir gaͤhnen, wenn wir andere gaͤhnen ſehen; wenn
wir Hunger haben, ſo waͤſſert uns der Mund vor einer
angenehmen Speiſe; eckelhafte Begebenheiten reizen uns
zum Erbrechen, oder es bemaͤchtigt ſich unſrer ein erſchuͤt-
ternder, vorzuͤglich die Kehle, den Schlund und die
Halsmuskeln einnehmender krampfhafter Schauer;
beym Anblick der Venusreize, wenn ſonſt noch Lenden-
kraft durch unſere Adern ſtroͤmt, durchfaͤhrt die Werk-
zeuge der Zeugung ein warmer Kizel, wie ein elektri-
ſcher Funke; der weibliche Schoos ſchwillt an und klopft
bey Anſichtwerdung des ſtaatlichen Priaps. Dennoch
iſt auch hier uͤberall die Seele ſo ſehr an die Orga-
niſation gebunden, daß ihre Begierden groͤßtentheils
wider ihr Wiſſen und Zuthun von gewißen Sinnen
vorzuͤglich oder am meiſten rege gemacht werden. So
z. B. ſcheint bey den Voͤgeln das Geſicht, bey den
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Ge-
Galls I. Band. M
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[177/0196] uͤber einige der angefuͤhrten Verrichtungen haben koͤn- nen, und wirklich zuweilen haben; ſo z. B. ſteht es bey uns, langſamer, geſchwinder, tiefer, abgebro- chen oder in langen Zuͤgen zu athmen; wir koͤnnen die Entleerung des Stuhls, des Harns, des Samens u. ſ. w. einige Zeit zuruͤckhalten oder beſchleunigen; ſo koͤnnen wir auch mittelbar den Kreislauf der Saͤf- te, die Abſoͤnderungen, die Eßluſt, die Verdauung u. ſ. w. durch Ruhe, Bewegung, Anſtrengung, Auf- heiterung u. d. gl. in Unordnung bringen. Eben dergleichen Erſcheinungen bemerkt man auf Veranlaſſungen, deren Wirkung wahrſcheinlich durch die Einwirkung der Seele erklaͤrt werden muß: wir gaͤhnen, wenn wir andere gaͤhnen ſehen; wenn wir Hunger haben, ſo waͤſſert uns der Mund vor einer angenehmen Speiſe; eckelhafte Begebenheiten reizen uns zum Erbrechen, oder es bemaͤchtigt ſich unſrer ein erſchuͤt- ternder, vorzuͤglich die Kehle, den Schlund und die Halsmuskeln einnehmender krampfhafter Schauer; beym Anblick der Venusreize, wenn ſonſt noch Lenden- kraft durch unſere Adern ſtroͤmt, durchfaͤhrt die Werk- zeuge der Zeugung ein warmer Kizel, wie ein elektri- ſcher Funke; der weibliche Schoos ſchwillt an und klopft bey Anſichtwerdung des ſtaatlichen Priaps. Dennoch iſt auch hier uͤberall die Seele ſo ſehr an die Orga- niſation gebunden, daß ihre Begierden groͤßtentheils wider ihr Wiſſen und Zuthun von gewißen Sinnen vorzuͤglich oder am meiſten rege gemacht werden. So z. B. ſcheint bey den Voͤgeln das Geſicht, bey den Saͤugthieren der Geruch, und beym Menſchen das Ge- Galls I. Band. M

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/196>, abgerufen am 21.11.2024.