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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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er sich nicht von ungefähr woran gestoßen; da er denn
gefallen, und noch lange Flügel und Füsse bewegt
hat. Weder Thier noch Mensch können sich im schnel-
len Laufe gählings anhalten, und nichts macht müder,
als wenn man einen Menschen oder ein Thier öfters
ohne Vorerinnerung, ohne daß sich der Mechanismus
der Glieder darnach einrichten kann, gählings von ei-
nem schon vorgefaßten Wege abführet. Der Wind-
hund übersetzt den Hasen, und der tödtlich verwunde-
te Hase eilt noch einige Springe im schnellsten Laufe
fort, bis er endlich über und über stürzet. --

Bey derley Erscheinungen muß man nie auf die
Stärke der Gewohnheit und des festen Vorsatzes ver-
gessen. Ich nehme mir vor, um eine gewisse Stun-
de, an die ich doch sonst nicht gewöhnt bin, aufzu-
wachen, und dieses geschieht; wie geht es aber zu,
daß die Wirkung des Eindruckes sich erst so lange und
gerade um die bestimmte Zeit nach dem geschehenen
Eindruck äussert? So geschieht mir auch nicht selten,
daß ich mich zu meinem Verdruße in einem ganz andern
Hause sehe, als in welches ich im Begriffe war zu
gehen, und dieses vorzüglich dann, wo ich einige Zeit
zuvor in diesem Hause zu thun hatte. -- Zehnmal
bin ich einen Weg ohne neuen Vorsatz und ohne mich
aufzuhalten fortgegangen. -- Jetzt fällt mir ein, ich
hätte noch was anders thun sollen; augenblicklich stehe
ich stock still -- bis mich ein neuer Entschluß wieder
in Bewegung bringt.

Die Erklärung von dergleichen Fällen mögte
allermeist einseitig werden, wenn man zu eingeschränk-

te

er ſich nicht von ungefaͤhr woran geſtoßen; da er denn
gefallen, und noch lange Fluͤgel und Fuͤſſe bewegt
hat. Weder Thier noch Menſch koͤnnen ſich im ſchnel-
len Laufe gaͤhlings anhalten, und nichts macht muͤder,
als wenn man einen Menſchen oder ein Thier oͤfters
ohne Vorerinnerung, ohne daß ſich der Mechanismus
der Glieder darnach einrichten kann, gaͤhlings von ei-
nem ſchon vorgefaßten Wege abfuͤhret. Der Wind-
hund uͤberſetzt den Haſen, und der toͤdtlich verwunde-
te Haſe eilt noch einige Springe im ſchnellſten Laufe
fort, bis er endlich uͤber und uͤber ſtuͤrzet. —

Bey derley Erſcheinungen muß man nie auf die
Staͤrke der Gewohnheit und des feſten Vorſatzes ver-
geſſen. Ich nehme mir vor, um eine gewiſſe Stun-
de, an die ich doch ſonſt nicht gewoͤhnt bin, aufzu-
wachen, und dieſes geſchieht; wie geht es aber zu,
daß die Wirkung des Eindruckes ſich erſt ſo lange und
gerade um die beſtimmte Zeit nach dem geſchehenen
Eindruck aͤuſſert? So geſchieht mir auch nicht ſelten,
daß ich mich zu meinem Verdruße in einem ganz andern
Hauſe ſehe, als in welches ich im Begriffe war zu
gehen, und dieſes vorzuͤglich dann, wo ich einige Zeit
zuvor in dieſem Hauſe zu thun hatte. — Zehnmal
bin ich einen Weg ohne neuen Vorſatz und ohne mich
aufzuhalten fortgegangen. — Jetzt faͤllt mir ein, ich
haͤtte noch was anders thun ſollen; augenblicklich ſtehe
ich ſtock ſtill — bis mich ein neuer Entſchluß wieder
in Bewegung bringt.

Die Erklaͤrung von dergleichen Faͤllen moͤgte
allermeiſt einſeitig werden, wenn man zu eingeſchraͤnk-

te
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[180/0199] er ſich nicht von ungefaͤhr woran geſtoßen; da er denn gefallen, und noch lange Fluͤgel und Fuͤſſe bewegt hat. Weder Thier noch Menſch koͤnnen ſich im ſchnel- len Laufe gaͤhlings anhalten, und nichts macht muͤder, als wenn man einen Menſchen oder ein Thier oͤfters ohne Vorerinnerung, ohne daß ſich der Mechanismus der Glieder darnach einrichten kann, gaͤhlings von ei- nem ſchon vorgefaßten Wege abfuͤhret. Der Wind- hund uͤberſetzt den Haſen, und der toͤdtlich verwunde- te Haſe eilt noch einige Springe im ſchnellſten Laufe fort, bis er endlich uͤber und uͤber ſtuͤrzet. — Bey derley Erſcheinungen muß man nie auf die Staͤrke der Gewohnheit und des feſten Vorſatzes ver- geſſen. Ich nehme mir vor, um eine gewiſſe Stun- de, an die ich doch ſonſt nicht gewoͤhnt bin, aufzu- wachen, und dieſes geſchieht; wie geht es aber zu, daß die Wirkung des Eindruckes ſich erſt ſo lange und gerade um die beſtimmte Zeit nach dem geſchehenen Eindruck aͤuſſert? So geſchieht mir auch nicht ſelten, daß ich mich zu meinem Verdruße in einem ganz andern Hauſe ſehe, als in welches ich im Begriffe war zu gehen, und dieſes vorzuͤglich dann, wo ich einige Zeit zuvor in dieſem Hauſe zu thun hatte. — Zehnmal bin ich einen Weg ohne neuen Vorſatz und ohne mich aufzuhalten fortgegangen. — Jetzt faͤllt mir ein, ich haͤtte noch was anders thun ſollen; augenblicklich ſtehe ich ſtock ſtill — bis mich ein neuer Entſchluß wieder in Bewegung bringt. Die Erklaͤrung von dergleichen Faͤllen moͤgte allermeiſt einſeitig werden, wenn man zu eingeſchraͤnk- te

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/199>, abgerufen am 24.11.2024.