Arbeit mit wunderbarer Standhaftigkeit, und erholen sich bald wieder von einer grossen Ermüdung.
Die Körper solcher Personen sind leicht; ihre Bewegungen geschehen geschwind, und ihr Athem ist gut, nicht übel riechend, obschon sie sich nach der Mahlzeit den Mund und die Zähne nicht ausspühlen; auch ihr Körper hat keinen üblen Geruch, ob sie gleich nur selten weiße Wäsche anziehen. Die Krankheiten, denen die Körper von dieser Art unterworfen zu seyn pflegen, sind gar nicht zahlreich, aber heftig, kurz und gefährlich. Unterdessen erfolgt doch bey densel- ben, wenn die Krankheit einen glücklichen Ausgang nimmt, eine vollkommene Krisis, und die Genesung ist in diesem Falle ganz vollständig. Sie sind gemei- niglich zu Verstopfungen geneigt, und thun zuweilen starke Mahlzeiten, obschon sie sich nie über Blähungen oder Unverdaulichkeit beklagen.
Ihre Munterkeit ist mäßig, aber sie sind sich hierinn immer gleich. Sie sind keinen Nervenkrank- heiten unterworfen. Und in der That sind ihre Ner- ven stark, ihre Begierden sehr eingeschränkt, und ih- re Bedürfnisse ganz und gar nicht zahlreich. Daher sind sie oft unempfindlich, unwissend und doch vergnügt; ihre Gemüthskräfte sind mehr gründlich, als schnell. Sie haben aber eine gute natürliche Einsicht und ein gutes Gedächtniß. Diese Festigkeit ihres Nervensy- stems haben sie diejenigen Unerschrockenheit, Bestän- digkeit und Geduld zuzuschreiben, mit welcher sie oh- ne Verdruß alle Abwechslungen von Hitze, Kälte, Näße, Trockenheit, Ruhe, Ermüdung, Uberfluß,
Man-
Arbeit mit wunderbarer Standhaftigkeit, und erholen ſich bald wieder von einer groſſen Ermuͤdung.
Die Koͤrper ſolcher Perſonen ſind leicht; ihre Bewegungen geſchehen geſchwind, und ihr Athem iſt gut, nicht uͤbel riechend, obſchon ſie ſich nach der Mahlzeit den Mund und die Zaͤhne nicht ausſpuͤhlen; auch ihr Koͤrper hat keinen uͤblen Geruch, ob ſie gleich nur ſelten weiße Waͤſche anziehen. Die Krankheiten, denen die Koͤrper von dieſer Art unterworfen zu ſeyn pflegen, ſind gar nicht zahlreich, aber heftig, kurz und gefaͤhrlich. Unterdeſſen erfolgt doch bey denſel- ben, wenn die Krankheit einen gluͤcklichen Ausgang nimmt, eine vollkommene Kriſis, und die Geneſung iſt in dieſem Falle ganz vollſtaͤndig. Sie ſind gemei- niglich zu Verſtopfungen geneigt, und thun zuweilen ſtarke Mahlzeiten, obſchon ſie ſich nie uͤber Blaͤhungen oder Unverdaulichkeit beklagen.
Ihre Munterkeit iſt maͤßig, aber ſie ſind ſich hierinn immer gleich. Sie ſind keinen Nervenkrank- heiten unterworfen. Und in der That ſind ihre Ner- ven ſtark, ihre Begierden ſehr eingeſchraͤnkt, und ih- re Beduͤrfniſſe ganz und gar nicht zahlreich. Daher ſind ſie oft unempfindlich, unwiſſend und doch vergnuͤgt; ihre Gemuͤthskraͤfte ſind mehr gruͤndlich, als ſchnell. Sie haben aber eine gute natuͤrliche Einſicht und ein gutes Gedaͤchtniß. Dieſe Feſtigkeit ihres Nervenſy- ſtems haben ſie diejenigen Unerſchrockenheit, Beſtaͤn- digkeit und Geduld zuzuſchreiben, mit welcher ſie oh- ne Verdruß alle Abwechslungen von Hitze, Kaͤlte, Naͤße, Trockenheit, Ruhe, Ermuͤdung, Uberfluß,
Man-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0323"n="304"/>
Arbeit mit wunderbarer Standhaftigkeit, und erholen<lb/>ſich bald wieder von einer groſſen Ermuͤdung.</p><lb/><p>Die Koͤrper ſolcher Perſonen ſind leicht; ihre<lb/>
Bewegungen geſchehen geſchwind, und ihr Athem iſt<lb/>
gut, nicht uͤbel riechend, obſchon ſie ſich nach der<lb/>
Mahlzeit den Mund und die Zaͤhne nicht ausſpuͤhlen;<lb/>
auch ihr Koͤrper hat keinen uͤblen Geruch, ob ſie gleich<lb/>
nur ſelten weiße Waͤſche anziehen. Die Krankheiten,<lb/>
denen die Koͤrper von dieſer Art unterworfen zu ſeyn<lb/>
pflegen, ſind gar nicht zahlreich, aber heftig, kurz<lb/>
und gefaͤhrlich. Unterdeſſen erfolgt doch bey denſel-<lb/>
ben, wenn die Krankheit einen gluͤcklichen Ausgang<lb/>
nimmt, eine vollkommene Kriſis, und die Geneſung<lb/>
iſt in dieſem Falle ganz vollſtaͤndig. Sie ſind gemei-<lb/>
niglich zu Verſtopfungen geneigt, und thun zuweilen<lb/>ſtarke Mahlzeiten, obſchon ſie ſich nie uͤber Blaͤhungen<lb/>
oder Unverdaulichkeit beklagen.</p><lb/><p>Ihre Munterkeit iſt maͤßig, aber ſie ſind ſich<lb/>
hierinn immer gleich. Sie ſind keinen Nervenkrank-<lb/>
heiten unterworfen. Und in der That ſind ihre Ner-<lb/>
ven ſtark, ihre Begierden ſehr eingeſchraͤnkt, und ih-<lb/>
re Beduͤrfniſſe ganz und gar nicht zahlreich. Daher<lb/>ſind ſie oft unempfindlich, unwiſſend und doch vergnuͤgt;<lb/>
ihre Gemuͤthskraͤfte ſind mehr gruͤndlich, als ſchnell.<lb/>
Sie haben aber eine gute natuͤrliche Einſicht und ein<lb/>
gutes Gedaͤchtniß. Dieſe Feſtigkeit ihres Nervenſy-<lb/>ſtems haben ſie diejenigen Unerſchrockenheit, Beſtaͤn-<lb/>
digkeit und Geduld zuzuſchreiben, mit welcher ſie oh-<lb/>
ne Verdruß alle Abwechslungen von Hitze, Kaͤlte,<lb/>
Naͤße, Trockenheit, Ruhe, Ermuͤdung, Uberfluß,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Man-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[304/0323]
Arbeit mit wunderbarer Standhaftigkeit, und erholen
ſich bald wieder von einer groſſen Ermuͤdung.
Die Koͤrper ſolcher Perſonen ſind leicht; ihre
Bewegungen geſchehen geſchwind, und ihr Athem iſt
gut, nicht uͤbel riechend, obſchon ſie ſich nach der
Mahlzeit den Mund und die Zaͤhne nicht ausſpuͤhlen;
auch ihr Koͤrper hat keinen uͤblen Geruch, ob ſie gleich
nur ſelten weiße Waͤſche anziehen. Die Krankheiten,
denen die Koͤrper von dieſer Art unterworfen zu ſeyn
pflegen, ſind gar nicht zahlreich, aber heftig, kurz
und gefaͤhrlich. Unterdeſſen erfolgt doch bey denſel-
ben, wenn die Krankheit einen gluͤcklichen Ausgang
nimmt, eine vollkommene Kriſis, und die Geneſung
iſt in dieſem Falle ganz vollſtaͤndig. Sie ſind gemei-
niglich zu Verſtopfungen geneigt, und thun zuweilen
ſtarke Mahlzeiten, obſchon ſie ſich nie uͤber Blaͤhungen
oder Unverdaulichkeit beklagen.
Ihre Munterkeit iſt maͤßig, aber ſie ſind ſich
hierinn immer gleich. Sie ſind keinen Nervenkrank-
heiten unterworfen. Und in der That ſind ihre Ner-
ven ſtark, ihre Begierden ſehr eingeſchraͤnkt, und ih-
re Beduͤrfniſſe ganz und gar nicht zahlreich. Daher
ſind ſie oft unempfindlich, unwiſſend und doch vergnuͤgt;
ihre Gemuͤthskraͤfte ſind mehr gruͤndlich, als ſchnell.
Sie haben aber eine gute natuͤrliche Einſicht und ein
gutes Gedaͤchtniß. Dieſe Feſtigkeit ihres Nervenſy-
ſtems haben ſie diejenigen Unerſchrockenheit, Beſtaͤn-
digkeit und Geduld zuzuſchreiben, mit welcher ſie oh-
ne Verdruß alle Abwechslungen von Hitze, Kaͤlte,
Naͤße, Trockenheit, Ruhe, Ermuͤdung, Uberfluß,
Man-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/323>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.