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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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4) So ist also die Reizbarkeit, diese von dem
Nervengefühl und von der Nervenkraft ganz unterschie-
dene, so wie von dem Einfluße der Seele ganz unab-
hängige, ausschlußweise den Muskelfiebern inwohnen-
de, lebendige Kraft, die wirkende Ursache aller Be-
wegungen der thierischen Werkzeuge. Der Reiz wel-
cher sie in dem lebendigen Körper erweckt, ist theils
die Wärme; theils die salzigen Bestandtheile der in
den thierischen Werkzeugen befindlichen Säfte; in
dem Herzen und in den Adern das Blut und Serum;
in dem Magen und in den Gedärmen die Nahrungs-
materie u. s. w. Der Erfolg des Reizes ist das Zu-
sammenziehen (der Gefäße und der schlauchförmigen
Eingeweide) und die Fortbewegung der Materien,
welche den Reiz erregt haben.

5) Man kann sich ohnehin keinen Begriff davon
machen, wie diese Bewegungen Wirkungen der Seele
seyn sollten; da sich die Seele hierbey weder eines Ge-
genstandes und Zweckes, noch der Werkzeuge ihrer
Thätigkeit selbst, bewust ist, folglich noch viel weni-
ger einige Willkühr dabey statt findet.*)

Haller suchte die Triebfedern der Reizbarkeit
in dem die festen Theile bindenden Leime. Gaubius
hält zur Bewirkung der Reizbarkeit die bloße Struk-
tur der Zasern, oder Versetzung der Elemente nicht
hinreichend. Weikard**) rechnet die Reizbarkeit un-
ter die vorübergehenden Eigenschaften der Körper,
welche durch eine gewiße Verbindung, Verhältniß

und
*) Plattner neue Antropologie §. 272.
**) Der Philosophische Arzt.

4) So iſt alſo die Reizbarkeit, dieſe von dem
Nervengefuͤhl und von der Nervenkraft ganz unterſchie-
dene, ſo wie von dem Einfluße der Seele ganz unab-
haͤngige, ausſchlußweiſe den Muskelfiebern inwohnen-
de, lebendige Kraft, die wirkende Urſache aller Be-
wegungen der thieriſchen Werkzeuge. Der Reiz wel-
cher ſie in dem lebendigen Koͤrper erweckt, iſt theils
die Waͤrme; theils die ſalzigen Beſtandtheile der in
den thieriſchen Werkzeugen befindlichen Saͤfte; in
dem Herzen und in den Adern das Blut und Serum;
in dem Magen und in den Gedaͤrmen die Nahrungs-
materie u. ſ. w. Der Erfolg des Reizes iſt das Zu-
ſammenziehen (der Gefaͤße und der ſchlauchfoͤrmigen
Eingeweide) und die Fortbewegung der Materien,
welche den Reiz erregt haben.

5) Man kann ſich ohnehin keinen Begriff davon
machen, wie dieſe Bewegungen Wirkungen der Seele
ſeyn ſollten; da ſich die Seele hierbey weder eines Ge-
genſtandes und Zweckes, noch der Werkzeuge ihrer
Thaͤtigkeit ſelbſt, bewuſt iſt, folglich noch viel weni-
ger einige Willkuͤhr dabey ſtatt findet.*)

Haller ſuchte die Triebfedern der Reizbarkeit
in dem die feſten Theile bindenden Leime. Gaubius
haͤlt zur Bewirkung der Reizbarkeit die bloße Struk-
tur der Zaſern, oder Verſetzung der Elemente nicht
hinreichend. Weikard**) rechnet die Reizbarkeit un-
ter die voruͤbergehenden Eigenſchaften der Koͤrper,
welche durch eine gewiße Verbindung, Verhaͤltniß

und
*) Plattner neue Antropologie §. 272.
**) Der Philoſophiſche Arzt.
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[14/0033] 4) So iſt alſo die Reizbarkeit, dieſe von dem Nervengefuͤhl und von der Nervenkraft ganz unterſchie- dene, ſo wie von dem Einfluße der Seele ganz unab- haͤngige, ausſchlußweiſe den Muskelfiebern inwohnen- de, lebendige Kraft, die wirkende Urſache aller Be- wegungen der thieriſchen Werkzeuge. Der Reiz wel- cher ſie in dem lebendigen Koͤrper erweckt, iſt theils die Waͤrme; theils die ſalzigen Beſtandtheile der in den thieriſchen Werkzeugen befindlichen Saͤfte; in dem Herzen und in den Adern das Blut und Serum; in dem Magen und in den Gedaͤrmen die Nahrungs- materie u. ſ. w. Der Erfolg des Reizes iſt das Zu- ſammenziehen (der Gefaͤße und der ſchlauchfoͤrmigen Eingeweide) und die Fortbewegung der Materien, welche den Reiz erregt haben. 5) Man kann ſich ohnehin keinen Begriff davon machen, wie dieſe Bewegungen Wirkungen der Seele ſeyn ſollten; da ſich die Seele hierbey weder eines Ge- genſtandes und Zweckes, noch der Werkzeuge ihrer Thaͤtigkeit ſelbſt, bewuſt iſt, folglich noch viel weni- ger einige Willkuͤhr dabey ſtatt findet. *) Haller ſuchte die Triebfedern der Reizbarkeit in dem die feſten Theile bindenden Leime. Gaubius haͤlt zur Bewirkung der Reizbarkeit die bloße Struk- tur der Zaſern, oder Verſetzung der Elemente nicht hinreichend. Weikard **) rechnet die Reizbarkeit un- ter die voruͤbergehenden Eigenſchaften der Koͤrper, welche durch eine gewiße Verbindung, Verhaͤltniß und *) Plattner neue Antropologie §. 272. **) Der Philoſophiſche Arzt.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/33>, abgerufen am 21.11.2024.