und Bewegung der Theile entstehen. Nebst dem lei- tet er sie vom Phlogiston her; so wie andere von ge- wissen Luftarten, der elektrischen Materie, dem mag- netischen Strome u. s. w.
§. 9. Plattners Gründe gegen die Hallerische und für das Wesentliche der Stahlischen Hy- pothese.
Die Widerlegung dieses Systems und die Ver- theidigung der wesentlichen Sätze des Stahlischen gründet Plattner auf folgende Paragraphen:
§. 275. Daß in einem thierischen Körper die geringste lebende Bewegung, ohne Theilnehmung der Seelenkraft, bewirkt werden sollte: das ist ganz ent- gegen dem Grundbegriffe der thierischen Natur.
§. 276. Daß die thierischen Werkzeuge, und namentlich die in ihrer Struktur befindlichen Mus- kelfibern, so wie alle gedenklichen Muskelfiebern, Ner- ven haben müssen: das ist eine unwidersprechliche von Hallern selbst nicht geleugnete Wahrheit.
§. 277. Haben die Muskelfiebern der thieri- schen Werkzeuge Nerven, und diese Nerven Ner- vengeist in sich: so ist in dem lebendigen Körper kein Reiz dieser Muskelfiebern möglich, welcher nicht die Nerven treffe, und den Nervengeist nicht in Bewe- gung setze. Da also der Nervengeist, als das thie- rische Seelenorgan entweder unmittelbar, oder auch vielleicht nur mittelbar durch das geistige mit der Seele verbunden ist: so muß jeder Nervenreiz in der
Seele
und Bewegung der Theile entſtehen. Nebſt dem lei- tet er ſie vom Phlogiſton her; ſo wie andere von ge- wiſſen Luftarten, der elektriſchen Materie, dem mag- netiſchen Strome u. ſ. w.
§. 9. Plattners Gruͤnde gegen die Halleriſche und fuͤr das Weſentliche der Stahliſchen Hy- potheſe.
Die Widerlegung dieſes Syſtems und die Ver- theidigung der weſentlichen Saͤtze des Stahliſchen gruͤndet Plattner auf folgende Paragraphen:
§. 275. Daß in einem thieriſchen Koͤrper die geringſte lebende Bewegung, ohne Theilnehmung der Seelenkraft, bewirkt werden ſollte: das iſt ganz ent- gegen dem Grundbegriffe der thieriſchen Natur.
§. 276. Daß die thieriſchen Werkzeuge, und namentlich die in ihrer Struktur befindlichen Mus- kelfibern, ſo wie alle gedenklichen Muskelfiebern, Ner- ven haben muͤſſen: das iſt eine unwiderſprechliche von Hallern ſelbſt nicht geleugnete Wahrheit.
§. 277. Haben die Muskelfiebern der thieri- ſchen Werkzeuge Nerven, und dieſe Nerven Ner- vengeiſt in ſich: ſo iſt in dem lebendigen Koͤrper kein Reiz dieſer Muskelfiebern moͤglich, welcher nicht die Nerven treffe, und den Nervengeiſt nicht in Bewe- gung ſetze. Da alſo der Nervengeiſt, als das thie- riſche Seelenorgan entweder unmittelbar, oder auch vielleicht nur mittelbar durch das geiſtige mit der Seele verbunden iſt: ſo muß jeder Nervenreiz in der
Seele
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und Bewegung der Theile entſtehen. Nebſt dem lei-
tet er ſie vom Phlogiſton her; ſo wie andere von ge-
wiſſen Luftarten, der elektriſchen Materie, dem mag-
netiſchen Strome u. ſ. w.
§. 9.
Plattners Gruͤnde gegen die Halleriſche und
fuͤr das Weſentliche der Stahliſchen Hy-
potheſe.
Die Widerlegung dieſes Syſtems und die Ver-
theidigung der weſentlichen Saͤtze des Stahliſchen
gruͤndet Plattner auf folgende Paragraphen:
§. 275. Daß in einem thieriſchen Koͤrper die
geringſte lebende Bewegung, ohne Theilnehmung der
Seelenkraft, bewirkt werden ſollte: das iſt ganz ent-
gegen dem Grundbegriffe der thieriſchen Natur.
§. 276. Daß die thieriſchen Werkzeuge, und
namentlich die in ihrer Struktur befindlichen Mus-
kelfibern, ſo wie alle gedenklichen Muskelfiebern, Ner-
ven haben muͤſſen: das iſt eine unwiderſprechliche von
Hallern ſelbſt nicht geleugnete Wahrheit.
§. 277. Haben die Muskelfiebern der thieri-
ſchen Werkzeuge Nerven, und dieſe Nerven Ner-
vengeiſt in ſich: ſo iſt in dem lebendigen Koͤrper kein
Reiz dieſer Muskelfiebern moͤglich, welcher nicht die
Nerven treffe, und den Nervengeiſt nicht in Bewe-
gung ſetze. Da alſo der Nervengeiſt, als das thie-
riſche Seelenorgan entweder unmittelbar, oder auch
vielleicht nur mittelbar durch das geiſtige mit der
Seele verbunden iſt: ſo muß jeder Nervenreiz in der
Seele
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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