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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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Anschoppungen der Eingeweide ausgesetzt gewesen,
daß sie, wenn sie damit befallen werden, viel weniger,
und manchmal kaum merkliche Beschwerden, und am
seltensten Nervenzufälle davon erlitten; daß ihre Ver-
dauung, ihr äussers Ansehen besser, ihr Blut reiner,
und ihre Genesung geschwinder war. Und wie oft,
sagt er, habe ich nicht bewundert, wie ein zu Stra-
patzen gewohnter Magen, der selbst bey Krankheiten
nicht so leicht geschwächt wird, aus den unverdaulich-
sten Speisen, den mildesten, reinsten Nahrungssaft
zubereiten, und gleichsam aus Gift Honig ziehen kann.

Noch zu Sydenhams Zeiten wurden bey einer
von Natur gesunden Person wenigstens etlich und
dreysig Jahre zur Hervorbringung der Gicht erfodert,
so, daß seine Zeitgenossen selten vor vierzig, oder auch
noch mehrern Jahren ganz ausgebildete Anfälle da-
von hatten. Seitdem aber die Ursachen der mensch-
lichen Schwäche so sehr vervielfältigt worden sind,
so sind Beyspiele von der Gicht so gar bey Kindern,
besonders in England, keine Seltenheit mehr, und
ihre Erzeugung bedarf bey weitem keiner so langen
Dauer. Grant erzählt von einem Knaben, dem Soh-
ne einer gichtigen Mutter und eines gichtischen Vaters,
der bereits in einem Alter von sieben Jahren regel-
mäßige Anfälle der Gicht hatte. Ein junges, sehr
schönes Frauenzimmer, deren Mutter schon vor ihrer
Geburt damit befallen war, bekam schon im zwey und
zwanzigsten Jahre die Gicht, und hatte von dieser
Zeit an, alle Jahre regelmäßige Anfälle. Die Breß-
lauer Aerzte erzählen von einem Mädchen, welches

mit

Anſchoppungen der Eingeweide ausgeſetzt geweſen,
daß ſie, wenn ſie damit befallen werden, viel weniger,
und manchmal kaum merkliche Beſchwerden, und am
ſeltenſten Nervenzufaͤlle davon erlitten; daß ihre Ver-
dauung, ihr aͤuſſers Anſehen beſſer, ihr Blut reiner,
und ihre Geneſung geſchwinder war. Und wie oft,
ſagt er, habe ich nicht bewundert, wie ein zu Stra-
patzen gewohnter Magen, der ſelbſt bey Krankheiten
nicht ſo leicht geſchwaͤcht wird, aus den unverdaulich-
ſten Speiſen, den mildeſten, reinſten Nahrungsſaft
zubereiten, und gleichſam aus Gift Honig ziehen kann.

Noch zu Sydenhams Zeiten wurden bey einer
von Natur geſunden Perſon wenigſtens etlich und
dreyſig Jahre zur Hervorbringung der Gicht erfodert,
ſo, daß ſeine Zeitgenoſſen ſelten vor vierzig, oder auch
noch mehrern Jahren ganz ausgebildete Anfaͤlle da-
von hatten. Seitdem aber die Urſachen der menſch-
lichen Schwaͤche ſo ſehr vervielfaͤltigt worden ſind,
ſo ſind Beyſpiele von der Gicht ſo gar bey Kindern,
beſonders in England, keine Seltenheit mehr, und
ihre Erzeugung bedarf bey weitem keiner ſo langen
Dauer. Grant erzaͤhlt von einem Knaben, dem Soh-
ne einer gichtigen Mutter und eines gichtiſchen Vaters,
der bereits in einem Alter von ſieben Jahren regel-
maͤßige Anfaͤlle der Gicht hatte. Ein junges, ſehr
ſchoͤnes Frauenzimmer, deren Mutter ſchon vor ihrer
Geburt damit befallen war, bekam ſchon im zwey und
zwanzigſten Jahre die Gicht, und hatte von dieſer
Zeit an, alle Jahre regelmaͤßige Anfaͤlle. Die Breß-
lauer Aerzte erzaͤhlen von einem Maͤdchen, welches

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[312/0331] Anſchoppungen der Eingeweide ausgeſetzt geweſen, daß ſie, wenn ſie damit befallen werden, viel weniger, und manchmal kaum merkliche Beſchwerden, und am ſeltenſten Nervenzufaͤlle davon erlitten; daß ihre Ver- dauung, ihr aͤuſſers Anſehen beſſer, ihr Blut reiner, und ihre Geneſung geſchwinder war. Und wie oft, ſagt er, habe ich nicht bewundert, wie ein zu Stra- patzen gewohnter Magen, der ſelbſt bey Krankheiten nicht ſo leicht geſchwaͤcht wird, aus den unverdaulich- ſten Speiſen, den mildeſten, reinſten Nahrungsſaft zubereiten, und gleichſam aus Gift Honig ziehen kann. Noch zu Sydenhams Zeiten wurden bey einer von Natur geſunden Perſon wenigſtens etlich und dreyſig Jahre zur Hervorbringung der Gicht erfodert, ſo, daß ſeine Zeitgenoſſen ſelten vor vierzig, oder auch noch mehrern Jahren ganz ausgebildete Anfaͤlle da- von hatten. Seitdem aber die Urſachen der menſch- lichen Schwaͤche ſo ſehr vervielfaͤltigt worden ſind, ſo ſind Beyſpiele von der Gicht ſo gar bey Kindern, beſonders in England, keine Seltenheit mehr, und ihre Erzeugung bedarf bey weitem keiner ſo langen Dauer. Grant erzaͤhlt von einem Knaben, dem Soh- ne einer gichtigen Mutter und eines gichtiſchen Vaters, der bereits in einem Alter von ſieben Jahren regel- maͤßige Anfaͤlle der Gicht hatte. Ein junges, ſehr ſchoͤnes Frauenzimmer, deren Mutter ſchon vor ihrer Geburt damit befallen war, bekam ſchon im zwey und zwanzigſten Jahre die Gicht, und hatte von dieſer Zeit an, alle Jahre regelmaͤßige Anfaͤlle. Die Breß- lauer Aerzte erzaͤhlen von einem Maͤdchen, welches mit

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/331>, abgerufen am 22.11.2024.