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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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de Umschläge, Klystire mit Manna, und eine Mixtur
von arabischem Gummi und Manna verordnet. Es
bekam einige schleimige, sehr stinkende Stühle, und
der Harn gieng häufiger. Gegen Morgen schwitzte
es stark über dem ganzen Körper, welcher von einem
frieselartigen Ausschlag besäet wurde, der bey abneh-
mender Hitze zwar weniger sichtbar, aber doch rauh
und deutlich anzufühlen war. Den dritten Tag lie-
ßen alle Zufälle, die Hitze, die Heftigkeit des Pulses
und des Durstes vollkommen nach; den vierten und
fünften aß es, und erholte sich geschwind. --

Den 7ten des nämlichen Monates erkrankte die
zweyte Schwester, ein dreyjähriges, äusserst fein ge-
bautes, und für ihr Alter ganz widernatürlich voll-
kommen proportionirtes Mädchen, so daß es aus-
gewachsen zu seyn schien, und kein Mißverhältniß
mehr, weder zwischen dem Kopf und den Füssen, noch
dem Bauche und der Brust u. s. w. zu bemerken war.
Schon einigemal litt es sehr gefährlich an Drüsenver-
härtungen des Gekröses theils mit, theils ohne Fieber;
erhielt nie ein festes, warmes Fleisch, sondern blieb
immer schlapp, häutig, blaß, und erreichte an kör-
perlichem Gehalt kaum ein gesundes Kind von zwey
Jahren. Die bey der jezigen Krankheit sich äußernden
Zufälle waren die nämlichen, wie bey der ersten Schwe-
ster; nur waren sie durchgängig gelinder, das Ath-
men, jenen wichtigen Umstand ausgenommen, wel-
ches viel schwerer, mühsamer und geschwinder war.
In der Nacht wurde ich gerufen mit dem Bedeuten,
daß ich es schwerlich mehr beym Leben antreffen wür-

de.
Gall I. Band. X

de Umſchlaͤge, Klyſtire mit Manna, und eine Mixtur
von arabiſchem Gummi und Manna verordnet. Es
bekam einige ſchleimige, ſehr ſtinkende Stuͤhle, und
der Harn gieng haͤufiger. Gegen Morgen ſchwitzte
es ſtark uͤber dem ganzen Koͤrper, welcher von einem
frieſelartigen Ausſchlag beſaͤet wurde, der bey abneh-
mender Hitze zwar weniger ſichtbar, aber doch rauh
und deutlich anzufuͤhlen war. Den dritten Tag lie-
ßen alle Zufaͤlle, die Hitze, die Heftigkeit des Pulſes
und des Durſtes vollkommen nach; den vierten und
fuͤnften aß es, und erholte ſich geſchwind. —

Den 7ten des naͤmlichen Monates erkrankte die
zweyte Schweſter, ein dreyjaͤhriges, aͤuſſerſt fein ge-
bautes, und fuͤr ihr Alter ganz widernatuͤrlich voll-
kommen proportionirtes Maͤdchen, ſo daß es aus-
gewachſen zu ſeyn ſchien, und kein Mißverhaͤltniß
mehr, weder zwiſchen dem Kopf und den Fuͤſſen, noch
dem Bauche und der Bruſt u. ſ. w. zu bemerken war.
Schon einigemal litt es ſehr gefaͤhrlich an Druͤſenver-
haͤrtungen des Gekroͤſes theils mit, theils ohne Fieber;
erhielt nie ein feſtes, warmes Fleiſch, ſondern blieb
immer ſchlapp, haͤutig, blaß, und erreichte an koͤr-
perlichem Gehalt kaum ein geſundes Kind von zwey
Jahren. Die bey der jezigen Krankheit ſich aͤußernden
Zufaͤlle waren die naͤmlichen, wie bey der erſten Schwe-
ſter; nur waren ſie durchgaͤngig gelinder, das Ath-
men, jenen wichtigen Umſtand ausgenommen, wel-
ches viel ſchwerer, muͤhſamer und geſchwinder war.
In der Nacht wurde ich gerufen mit dem Bedeuten,
daß ich es ſchwerlich mehr beym Leben antreffen wuͤr-

de.
Gall I. Band. X
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[321/0340] de Umſchlaͤge, Klyſtire mit Manna, und eine Mixtur von arabiſchem Gummi und Manna verordnet. Es bekam einige ſchleimige, ſehr ſtinkende Stuͤhle, und der Harn gieng haͤufiger. Gegen Morgen ſchwitzte es ſtark uͤber dem ganzen Koͤrper, welcher von einem frieſelartigen Ausſchlag beſaͤet wurde, der bey abneh- mender Hitze zwar weniger ſichtbar, aber doch rauh und deutlich anzufuͤhlen war. Den dritten Tag lie- ßen alle Zufaͤlle, die Hitze, die Heftigkeit des Pulſes und des Durſtes vollkommen nach; den vierten und fuͤnften aß es, und erholte ſich geſchwind. — Den 7ten des naͤmlichen Monates erkrankte die zweyte Schweſter, ein dreyjaͤhriges, aͤuſſerſt fein ge- bautes, und fuͤr ihr Alter ganz widernatuͤrlich voll- kommen proportionirtes Maͤdchen, ſo daß es aus- gewachſen zu ſeyn ſchien, und kein Mißverhaͤltniß mehr, weder zwiſchen dem Kopf und den Fuͤſſen, noch dem Bauche und der Bruſt u. ſ. w. zu bemerken war. Schon einigemal litt es ſehr gefaͤhrlich an Druͤſenver- haͤrtungen des Gekroͤſes theils mit, theils ohne Fieber; erhielt nie ein feſtes, warmes Fleiſch, ſondern blieb immer ſchlapp, haͤutig, blaß, und erreichte an koͤr- perlichem Gehalt kaum ein geſundes Kind von zwey Jahren. Die bey der jezigen Krankheit ſich aͤußernden Zufaͤlle waren die naͤmlichen, wie bey der erſten Schwe- ſter; nur waren ſie durchgaͤngig gelinder, das Ath- men, jenen wichtigen Umſtand ausgenommen, wel- ches viel ſchwerer, muͤhſamer und geſchwinder war. In der Nacht wurde ich gerufen mit dem Bedeuten, daß ich es ſchwerlich mehr beym Leben antreffen wuͤr- de. Gall I. Band. X

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/340>, abgerufen am 22.11.2024.