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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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de. Ich fand es von gewaltsamen Zuckungen der
Arme, der Füße und des Halses hingestreckt; bald
wurde er todenblaß; bald überlief es, wie ein Blitz
eine feurige Röthe, wobey die Zuckungen in etwas
nachließen. Der Hals und die Augen wurden schreck-
lich verdreht; das Athmen war äusserst mühsam. Ich
ließ warme in einen Kamillenabsud getauchte Tücher
auf die Füße, die Schenkel und den Bauch, und auf
die Fußsohlen starke Senfteige legen; Klystire von
Manna in Kamillenwasser aufgelöset geben. In ei-
ner halben Stunde waren die Zuckungen viel gelinder,
und in einer Stunde wurde die Haut merklich feucht
und warm, der Puls langsamer, völler und weicher
Nur noch selten überlief es eine Bläße, wobei sich
in einigen Theilen, vorzüglich den Fingern und um
den Mund leichte Zuckungen äusserten. Gegen Tag
hatte es den nämlichen Ausschlag aber minder zahl-
reich; indessen waren die Stühle desto häufiger, roz-
zig, gebrochen, stinkend. Den 3ten Tag war die
Besserung standhaft, und es war in einigen Tagen
vollkommen genesen. --

Den 10ten in der Frühe wurde die dritte, vier-
jährige Schwester ergriffen, welche unter der ganzen
zahlreichen Familie den stärksten Bau hatte, ein festes
dickes, warmes Fleisch, einen kurzen, dicken Hals,
einen dicken Kopf, starke, kurze, runde Hände und
Füße, dunkelrothe Lippen, eine hochrothe Gesichts-
farbe, schwarze Augen, und schwarze dichte Haare.
Sie wurde von einer gesunden Landamme gefäugt,
und trotzte bisher allen jenen Kränklichkeiten, wovon

die

de. Ich fand es von gewaltſamen Zuckungen der
Arme, der Fuͤße und des Halſes hingeſtreckt; bald
wurde er todenblaß; bald uͤberlief es, wie ein Blitz
eine feurige Roͤthe, wobey die Zuckungen in etwas
nachließen. Der Hals und die Augen wurden ſchreck-
lich verdreht; das Athmen war aͤuſſerſt muͤhſam. Ich
ließ warme in einen Kamillenabſud getauchte Tuͤcher
auf die Fuͤße, die Schenkel und den Bauch, und auf
die Fußſohlen ſtarke Senfteige legen; Klyſtire von
Manna in Kamillenwaſſer aufgeloͤſet geben. In ei-
ner halben Stunde waren die Zuckungen viel gelinder,
und in einer Stunde wurde die Haut merklich feucht
und warm, der Puls langſamer, voͤller und weicher
Nur noch ſelten uͤberlief es eine Blaͤße, wobei ſich
in einigen Theilen, vorzuͤglich den Fingern und um
den Mund leichte Zuckungen aͤuſſerten. Gegen Tag
hatte es den naͤmlichen Ausſchlag aber minder zahl-
reich; indeſſen waren die Stuͤhle deſto haͤufiger, roz-
zig, gebrochen, ſtinkend. Den 3ten Tag war die
Beſſerung ſtandhaft, und es war in einigen Tagen
vollkommen geneſen. —

Den 10ten in der Fruͤhe wurde die dritte, vier-
jaͤhrige Schweſter ergriffen, welche unter der ganzen
zahlreichen Familie den ſtaͤrkſten Bau hatte, ein feſtes
dickes, warmes Fleiſch, einen kurzen, dicken Hals,
einen dicken Kopf, ſtarke, kurze, runde Haͤnde und
Fuͤße, dunkelrothe Lippen, eine hochrothe Geſichts-
farbe, ſchwarze Augen, und ſchwarze dichte Haare.
Sie wurde von einer geſunden Landamme gefaͤugt,
und trotzte bisher allen jenen Kraͤnklichkeiten, wovon

die
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[322/0341] de. Ich fand es von gewaltſamen Zuckungen der Arme, der Fuͤße und des Halſes hingeſtreckt; bald wurde er todenblaß; bald uͤberlief es, wie ein Blitz eine feurige Roͤthe, wobey die Zuckungen in etwas nachließen. Der Hals und die Augen wurden ſchreck- lich verdreht; das Athmen war aͤuſſerſt muͤhſam. Ich ließ warme in einen Kamillenabſud getauchte Tuͤcher auf die Fuͤße, die Schenkel und den Bauch, und auf die Fußſohlen ſtarke Senfteige legen; Klyſtire von Manna in Kamillenwaſſer aufgeloͤſet geben. In ei- ner halben Stunde waren die Zuckungen viel gelinder, und in einer Stunde wurde die Haut merklich feucht und warm, der Puls langſamer, voͤller und weicher Nur noch ſelten uͤberlief es eine Blaͤße, wobei ſich in einigen Theilen, vorzuͤglich den Fingern und um den Mund leichte Zuckungen aͤuſſerten. Gegen Tag hatte es den naͤmlichen Ausſchlag aber minder zahl- reich; indeſſen waren die Stuͤhle deſto haͤufiger, roz- zig, gebrochen, ſtinkend. Den 3ten Tag war die Beſſerung ſtandhaft, und es war in einigen Tagen vollkommen geneſen. — Den 10ten in der Fruͤhe wurde die dritte, vier- jaͤhrige Schweſter ergriffen, welche unter der ganzen zahlreichen Familie den ſtaͤrkſten Bau hatte, ein feſtes dickes, warmes Fleiſch, einen kurzen, dicken Hals, einen dicken Kopf, ſtarke, kurze, runde Haͤnde und Fuͤße, dunkelrothe Lippen, eine hochrothe Geſichts- farbe, ſchwarze Augen, und ſchwarze dichte Haare. Sie wurde von einer geſunden Landamme gefaͤugt, und trotzte bisher allen jenen Kraͤnklichkeiten, wovon die

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/341>, abgerufen am 22.11.2024.