steht, nämliche ein nachlassendes Faulfieber, wobey öfters Petechien zum Vorschein kommen.
Nachdem Strack den regelmäßigen Gang des Seitenstiches in gesunden Menschen beschrieben hat, macht er die ausdrückliche Erinnerung,*) daß es sich ganz anderst mit demselben verhalte, wenn er an sich ungesunde Körper überfällt, und bestättigt dieses durch die sechs- sieben- acht- und neun und vierzigste Kran- kengeschichte. Gefährlicher wird aber die Entzündung des Ribbenfells, fährt er fort, wenn bey derselben zugleich eine faule Unreinigkeit im Unterleibe vorhan- den ist; denn dadurch wird das Fieber, welches sie im Körper erregt, selbst faulichter Art, und dieses macht auch die Krankheit selbst bösartig. Am schlimm- sten ist es, wenn eine solche Verwicklung der Krank- heit zugleich eine verdorbene Leibesbeschaffenheit antrift; dieses bestättigt er durch die 62, 82, 83 und 84te Kran- kengeschichte. --
Die Mutter der obigen drey Schwestern leb- te immerwährend in Unthätigkeit; schlief sehr viel; trank seit einem Jahre viele hitzige Getränke, Tockayerwein, Punsch, Geister, und alle Tage zwey- mal einen starken Kaffe mit fetter Sahne. Ihre Ge- sichtsfarbe war hochroth; ihr Temperament unbeschreib- lich empfindsam, sehr wohlthätig besorglich und aufbrau- send; ihr Körperbau zwar groß, aber schwächlich, mit schmaler eingedrückter Brust und so weichen Kno- chen, daß der Rücken vom vielen Sitzen einen voll- kommenen Bogen auswärts bildete. Zu Endes des
Juny
*) Vom Seitenstiche. S. 71.
ſteht, naͤmliche ein nachlaſſendes Faulfieber, wobey oͤfters Petechien zum Vorſchein kommen.
Nachdem Strack den regelmaͤßigen Gang des Seitenſtiches in geſunden Menſchen beſchrieben hat, macht er die ausdruͤckliche Erinnerung,*) daß es ſich ganz anderſt mit demſelben verhalte, wenn er an ſich ungeſunde Koͤrper uͤberfaͤllt, und beſtaͤttigt dieſes durch die ſechs- ſieben- acht- und neun und vierzigſte Kran- kengeſchichte. Gefaͤhrlicher wird aber die Entzuͤndung des Ribbenfells, faͤhrt er fort, wenn bey derſelben zugleich eine faule Unreinigkeit im Unterleibe vorhan- den iſt; denn dadurch wird das Fieber, welches ſie im Koͤrper erregt, ſelbſt faulichter Art, und dieſes macht auch die Krankheit ſelbſt boͤſartig. Am ſchlimm- ſten iſt es, wenn eine ſolche Verwicklung der Krank- heit zugleich eine verdorbene Leibesbeſchaffenheit antrift; dieſes beſtaͤttigt er durch die 62, 82, 83 und 84te Kran- kengeſchichte. —
Die Mutter der obigen drey Schweſtern leb- te immerwaͤhrend in Unthaͤtigkeit; ſchlief ſehr viel; trank ſeit einem Jahre viele hitzige Getraͤnke, Tockayerwein, Punſch, Geiſter, und alle Tage zwey- mal einen ſtarken Kaffe mit fetter Sahne. Ihre Ge- ſichtsfarbe war hochroth; ihr Temperament unbeſchreib- lich empfindſam, ſehr wohlthaͤtig beſorglich und aufbrau- ſend; ihr Koͤrperbau zwar groß, aber ſchwaͤchlich, mit ſchmaler eingedruͤckter Bruſt und ſo weichen Kno- chen, daß der Ruͤcken vom vielen Sitzen einen voll- kommenen Bogen auswaͤrts bildete. Zu Endes des
Juny
*) Vom Seitenſtiche. S. 71.
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ſteht, naͤmliche ein nachlaſſendes Faulfieber, wobey
oͤfters Petechien zum Vorſchein kommen.
Nachdem Strack den regelmaͤßigen Gang des
Seitenſtiches in geſunden Menſchen beſchrieben hat,
macht er die ausdruͤckliche Erinnerung, *) daß es
ſich ganz anderſt mit demſelben verhalte, wenn er an ſich
ungeſunde Koͤrper uͤberfaͤllt, und beſtaͤttigt dieſes durch
die ſechs- ſieben- acht- und neun und vierzigſte Kran-
kengeſchichte. Gefaͤhrlicher wird aber die Entzuͤndung
des Ribbenfells, faͤhrt er fort, wenn bey derſelben
zugleich eine faule Unreinigkeit im Unterleibe vorhan-
den iſt; denn dadurch wird das Fieber, welches ſie
im Koͤrper erregt, ſelbſt faulichter Art, und dieſes
macht auch die Krankheit ſelbſt boͤſartig. Am ſchlimm-
ſten iſt es, wenn eine ſolche Verwicklung der Krank-
heit zugleich eine verdorbene Leibesbeſchaffenheit antrift;
dieſes beſtaͤttigt er durch die 62, 82, 83 und 84te Kran-
kengeſchichte. —
Die Mutter der obigen drey Schweſtern leb-
te immerwaͤhrend in Unthaͤtigkeit; ſchlief ſehr viel;
trank ſeit einem Jahre viele hitzige Getraͤnke,
Tockayerwein, Punſch, Geiſter, und alle Tage zwey-
mal einen ſtarken Kaffe mit fetter Sahne. Ihre Ge-
ſichtsfarbe war hochroth; ihr Temperament unbeſchreib-
lich empfindſam, ſehr wohlthaͤtig beſorglich und aufbrau-
ſend; ihr Koͤrperbau zwar groß, aber ſchwaͤchlich,
mit ſchmaler eingedruͤckter Bruſt und ſo weichen Kno-
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Juny
*) Vom Seitenſtiche. S. 71.
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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